vesterreichische
Botanische Zeitschrift.
(Oesterr. botanisches Wochenblatt.)
. Gemeinnütziges Organ
für
Botanik und Botanıker, Gärtner, „dekonomen, Forsimänner, Aerzte, Apotheker und Jeehniker,
=. Jahrsanse.
1860.
Wien.
Druck von Carl Ueberreuter.
Babes
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PURCHASED 1923 FROM GENEVA BOTANICA] GARDEN
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OEST. BOTAN.
ZEIRSICHREENT scan
Desterreichische
BOTANISCHE ZEITSCHRIFT
Gemeinnütziges Organ Botanik und Botaniker, Gärtner, Vekonomen, Forstmänner, Aerzte, Apotheker und Techniker.
Mit Orisinal- Beitrason
von
Alefeld, Alschinger, Arndt, Bayer, Braun, Braunstingel, Breutel, Brittinger, Fischer, 6riewank,
Haberlandt, Hess, Heufler, Heuser, Hohenacker, Janka, Juratzka, Keck, Klait, Kohlmayer, Krzisch,
Landerer, Leonhardi, Loser, Maly, Milde, Münch, Neilreieh, Pittoni, Preuer, Purkyne, Rauscher,
Sautermeister , Schneller, Schur, Senoner, Sonder, Tommasini, Vagner, Val de Lievre, Veselsky, Vukotinovic, Wartmann, Wiesner,
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D" Alexander Skofitz,
Magister der Pharmacie, der kais. Leop. Carol. Akademie der Naturforscher und mehrerer Gelehrten - Gesellschaften Mitglied.
&. Jahrgang.
(Mit 2 Lithograpbien und 2 Xylograpbien).
Wien, 1860.
Verlaäe von: C..Gerold.
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Oesterreichische
BOTANISCHE ZEITSCHRIFT.
Gemeinnütziges Organ
für Die österreichische R x Exemplare botanische Zeitschrift Botanik und Botaniker, die frei durch die Post be- erscheint zogen werden sollen, sind
a en een ode ärlner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte, "195, Pzi 2 measkuon
mit5fl.25 kr. Dest. W. \ h k | T ik zu pränumeriren, (3 Thir. 10 Ngr.) \ Im Wege des ganzjährig, oder pol eKET UN CENNIKET, Buchhandels übernimmt mit 2 fl. 63 kr. Oest. W. Pränumeration halbjährig. €. Gerold’s Sohn Inserate o in Wien, die ganze Petitzeile er 1. so wie alle übrigen 10 kr. Oest. W. Buchhandlungen. NERT .. X. Jahrgang. WIEN, Jänner 1860. ZNHALT; Josephine Kablik. — Excursion bei Baziäs. Von Ba yer. — Bemerkungen. Von Heuser. — Correspöndenz. Von Väygner. — Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Sammlungen. — Botan, Tauschyerein. — Mittheilungen. — Inserate.
Gallerie österreichischer Botaniker, ..
1. REN rORnK JOSEPHINE KABLIK. Men
(Mit einem Portrait, nach einem Gemälde lithographirt von E. Kaiser.)
Auch Oesterreich besitzt einen reichen Kranz von Frauen-Namen, die mit der Geschichte unserer. Cultur, unserer Wissenschaft und Künste auf das Innigste verwoben sind und die alldort mit Achtung, ja oft mit Bewunderung genannt werden, wo von jenen die Rede ist. Und dies sind nur die Erlesenen, sind nur jene, die durch eigene Energie oder durch eine günstige Constellation der Umstände in die Oeffentlichkeit geführt und für diese gewonnen wurden. Zahlreicher bei weitem sind jene Frauen, welche, ohne dass sie offen aus ihrem gesellschaftlich be- grenzien Kreise trelen, dem inneren Drange nach Erweiterung des Wissens folgen, unbekannt und unbeachtet forschen, und die etwaigen Erfolge ihres Strebens in sich verschliessen.
Lassen wir Letztere unbeirrt in ihrer Abgeschlossenheit und heben wir aus Ersteren den Namen einer Frau heraus, für welche wir uns zunächst interessiren wollen. Es ist
Josephine Kablik,
mit deren Portrait und biographischer Skizze wir diesmal unsere Gallerie fortsetzen.
Oesterr. Botan. Zeitschrift 1. Heft. 1569. \
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Wenige Botaniker nur dürfte es in Oesterreich geben, denen der Name Josephine Kablik nicht bekannt wäre, und viele, welche herrlich präparirte Pflanzen besitzen, deren Etiquetten Josephine Kablik als Sammlerin derselben bezeichnen. Und eben als Sammlerin von Pflanzen interessanter Lokalitäten , als botanische Forscherin in einemder vorzüglichsten Florengebiete Böhmens begründete diese Frau ihren Ruf, erwarb sie sich die Anerkennung der Zeitgenossen bei viel- fältiger Gelegenheit; und bei jeder künftigen , wo über die Flore Böh- mens oder über die Geschichte der Botanik unseres Vaterlandes be- richtet werden wird, darf ihr Name nimmer übergangen werden, —
Josephine Kablik erblickte das Licht der Welt am 9. März 1787 zu Hohenelbe in Böhmen, wo ihr Vater David Ettel eine Papier-Fabrik besass. Bis zu ihrem 12. Jahre verblieb sie im älterlichen Hause, und schon in diesen Jahren zarter und glücklicher Kindheit entwickelte sich in ihr eine ungewöhnliche Vorliebe für Blumen , fühlte sie sich am zu- friedensten auf blüthenreichen Fluren, wo sie nach Herzenslust pflücken und sammeln konnte und die farbenreichen Schätze zum fortgesetzten Spiele nach Hause tragen durfte. Die Eindrücke solch’ glücklicher Stunden senkten sich tief in des Kindes empfängliches Gemüth, sie wirkten fort und traten in späteren Jahren bei der Frau entschieden und bestimmend hervor. Die einstige Neigung zum Spiele mit Blumen der Wiese wurde nun zum Erkenntnissdrange des Formenreichthumes unserer Pflanzen-Schöpfung.
Wie eben bemerkt, verlebte also Josephine die ersten Jahre ihres Lebens unter der Obsorge liebender Aeltern. Als aber das Kind der Jungfrau entgegenreifte und die mütterliche Erziehung zu deren Vollendung nicht mehr ausreichte, musste Josephine eine solche ferne vom häuslichen Herde suchen. Die Aeltern übergaben das zwölfjährige Mädchen zur weiteren Ausbildung den Ursulinerinnen im Kloster zu Prag, wo es sich die verschiedenen weiblichen Arbeiten aneignen und in dem den Frauen angemessenen Wissen unterrichlet werden sollte. Vergangen war nun die schöne Zeit unbefangener Kindheit, des Lebens ernste Jahre begannen und ein neues Streben, eine andere Umgebung rückten des Mädchens Vorliebe für die Blumen in den Hintergrund. —
Die Jahre schwanden, die vollendete Jungfrau kehrte heim, sie sollte bald der Frauen natürliches Ziel erreichen. Im Jahre 1806 ver- mählte sich Josephine mit Adalbert Kablik, Apotheker in Hohenelbe, mit dem sie beinahe ein Menschenalter hindurch in der glücklichsten Verbindung verlebte, trotzdem dass dieser Ehe die seegenvollsten Bande eines dauernden Glückes, Sorge und Freude älterlichen Bewusstseins, nicht beschieden waren.
Josephinens Gatte gründete im Jahre 1817 in Gesellschaft des Kaufmanns Brosche die erste chemische Fabrik in Prag, ein Unter- nehmen, dessen Leitung ihn bis zum Jahre 1823 in Böhmens Hauptstadt gebannt hielt. Ä
Die Abwesenheit des Gatten musste in Josephinens Gemüthe eine trübe Leere erzeigen, Die vereinsamte Frau suchte Zerstreuung, und fand solche in ihrer einst gepflegten Neigung zu den Blumen. Wieder
3 erwachte in ihr die Liebe zu den Pflanzen , und die Erkenntniss der- selben stellte sie sich jetzt zur Aufgabe ihrer müssigen Stunden. Ist doch die Liebe zur Natur‘ ein von dieser selbst in die menschliche Brust gesenkter Funke, er kann hintangehalten, seine Gluth kann gedämpft werden, allein er glimmt fort unverlöschbar und schlägt zur Lohe empor, sobald ihm die Momente zur Auffllammung geboten werden.
Anfangs beschränkte J. K. ihre botanischen Unterhaltungen auf das einfache Einsammeln und Präpariren schönblühender Pflanzen ihrer nächsten Umgebung. Eine Beschäftigung gerade genügend, dem emfäng- lichen Geiste einen unwiederstehlichen Impuls zu einem tieferen Eingehen in die Wesenheit des Pflanzenreiches zu geben. Auch Josephinen genügte bald das blosse Sammeln nicht mehr, ihr Wollen nahm eine höhere Richtung, es drängte sie nach Vervollkommnung. In dieser Verfolgung eines wissenschaftlicheren Strebens wurde sie von einem zufällig in Hohenelbe weilenden Candidaten der Mediein, W. Mann *) unterstützt, der ihr den ersten wissenschaftlichen Unterricht in der Bo- tanik gab. Nun erst nahm die langjährige Neigung eine bestimmte Form an, das Sammeln wurde geregelt, Excursionen wurden gemacht, die Umgebung wurde durchforscht und ein systematisches Herbar angelegt. In späteren Jahren unternahm J. K. grössere Ausflüge, oft unter Auf- opferungen und Entbehrungen, die sonst einer Frau nicht geläufig sind, so namentlich in das ihr nahe liegende Vor- und Riesengebirge, dem sie umfangreiche Schätze an Pflanzen entführte und dadurch die Kenntniss dieser Lokalität auf eine erhebliche Weise förderte.
Im Jahre 1823, also nach sechsjähriger Abwesenheit kehrte Apo- theker Kablik, nachdem er derLeitung der chemischen Fabrik in Prag entsagt halte, wieder nach Hohenelbe zurück , wo er seine Galtin bereits als leidenschaftliche Botanikerin und in voller botanischer Thätigkeit fand. Da er selbst ein grosser Freund der Natur war, so beirrte er auch nicht seine Frau in ihren botanischen Unternehmungen, im Gegentheile das Beispiel derselben wirkte so anregend auf ihn, dass er seine freie Zeit im innigen Anschlusse an ihr Streben, dem Studium der Minera- logie und Zoologie widmete. Es wurden bedeutende Sammlungen an- gelegt, es wurden sämmtliche Vögel Böhmens nebst ihren Nestern und Eiern, eine Menge Säugethiere, Fische, Amphibien, Reptilien, Insekten, Conchilien und Mineralien neben Josephinens Herbar, in einem eigenen Museum aufgestellt. Treu und eifrig unterstützten sich beide Gatten in der Vollbringung dieser schönen Aufgabe, aber sie erreichten auch das privaten Kräften nur immer Mögliche. Die Kablik’schen Samm- lungen können mit manchen anderen, selbst öffentlicher Anstalten, wetteifern in der Anzahl und Schönheit der Exemplare, in deren Con- servirung und.in dem zweckmässigen Arrangement des Ganzen.
So führten beide Gatten zusammengehend in der Liebe zur Natur und der Pflege der Wissenschaft Jahre hindurch ein glückliches, sich selbst genügendes Stillleben, aus dem sie nur dann heraustraten, wenn
*) Dr. Wenzel Mann fungirte nach absolvirten Studien als praktischer Art Reichstadt und später in Böhmisch-Leippa, wo er 1839 starb. 1 *
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es galt, der Wissenschaft oder deren Vertrelern sich fördernd zu er- weisen. Dieses schöne Verhältniss sympathisirenden Miteinanderlebens sollte plötzlich, wenn auch nach vielen Jahren, doch immer zu früh, für die liebende Gattin zerrissen werden. Adalbert Kablik starb am 1. Sept. 1853 an den Folgen eines organischen Hirnleidens. Der hohe Werth dieses allgemein geachteten und betrauerten Mannes als Mensch und Gelehrte ward in einem Nekrologe der Zeitschrift „Bohemia“ vom 7. October 1853 gewürdigt.
Die verlassene Witwe hatte mehr als einen theuren Gatten, sie hatte auch einen treuen Wissenschaftsgenossen zu betrauern, allein sie hatte auch eine Pflicht der Pietät zu erfüllen. Ihr verblieb die Obliegenheit, die hinterlassenen Sammlungen zu erhalten und zu vermehren. Sie unterzog sich dieser Mission mit eifriger Regsamkeit, und fühlt sich noch immer wohl und vergnügt, wenn sie zwischen den Trophäen des Sammel- fleisses vergangener Jahre wirken und schaffen kann. Für Mineralogie und Zoologie konnte sie übrigens nur ein secundäres Interesse gewinnen, stets war und blieb Botanik der Cultus ihrer schönsten Stunden durch die vielen Jahre ihrer heitern und ihrer trüben Lebensperioden. —
Schon im Jahre 1825 trat Josephine Kablik der Opiz’schen Pflanzentausch-Anstalt in Prag als Theilnehmerin bei, und wirkte für dieses Institut bis zu Ende seines Bestehens auf die uneigennülzigste Weise, indem sie jährlich bei 2400 Pflanzen-Exemplare einsandte und endlich, als ihre Forderung an die Anstalt in Folge von Rückständen und statutenmässigen Prämien die enorme Höhe von über 250,000 Exemplare erreicht hatte, diesem ihrem Guthaben zum Besten der Anstalt entsagte. Auch der botanische Tauschverein in Wien erhielt von J. K. zu verschiedenen Zeiten werthvolle Pflanzensendungen, eben so wurden von ihr viele andere Institute, Museen, Schulen und Vereine auf das Liberalste mit Pflanzen bedacht. Dabei trat sie in eine lebhafte Cor- respondenz mit zahlreichen Botanikern des In- und Auslandes und betheiligte jeden nach Kräften mit selbstgesammelten Pflanzen der heimathlichen Flora. So wirkte sie viele Jahre hindurch, und so wirkt sie noch fort, und nie wird ein Botaniker sich getäuscht fühlen, der die Verbindung dieser Frau im Interesse seiner Bestrebungen sucht.
Josephine Kablik lieferte dem befreundeten Dr. W. Mann das Materiale aus dem Riesengebirge zu seiner Inauguralschrift „Liche- num in Bohemia observatorum disposito. Pragae 1825“. Von ihr stammt auch die Beschreibung der Flora desRiesengebirges in Dr. J.N. Eiselt’s Abhandlung: „der Johannesbader Sprudel und dessen Umgebungen, etc. Prag 1846*.
Dr. J. Maly widmete ihr in der Vorrede zu seiner Enumeratio plantar. imp. Austr. univ. (Wien 1848) dankbare Worte der Aner- kennung gegenüber ihren Verdiensten um die Kenntniss der Floren von Oesterreich und Deutschland; eben so Dr. Gustav Lorinser in dem von ihm herausgegebenen Taschenbuche der Flora Deutschlands und der Schweiz (Wien 1847); nachdem schon früher ihres Namens in der „Oekonom. techn. Flora Böhmens* von Berchtold und Opiz rühmend Erwähnung gethan wurde, Auch in verschiedenen periodischen Schriften
5 finden wir J. K. als Botanikerin hervorgehoben, so in den Annalen der schlesischen Gesellschaft, (Breslau 1841.) im „Ost und West“ (Prag 1842—1848.) in der „Bohemia* (Prag 1853.) in der Illustr. Theater- Zeitung“ (Wien 1845.), endlich zu wiederholten Malen in der Regens- burger botanischen Zeitung, in der Zeitschrift „Lotos“ und im „Oesterr. botanischen Wochenblatte*®.
F. S. Pluskal gab im Jahre 1849 eine Biographie *) dieser würdigen Frau heraus. Eine 15 Seiten in 8. umfassende Schrift, der das lithogr. Portrait Josephinens beigegeben ist; doch müssen wir bemerken, dass Letzteres nichts weniger als getroffen sei.
Die botanische Gesellschaft in Regensburg nahm J. K. bereits im Jahre 1841 in die Zahl ihrer eorr. Mitglieder auf, die naturhistorische Gesellschaft Lotos in Prag im Jahre 1851, ebenso die zoologisch-bota- nische Gesellschaft in Wien im Jahre 1853.
Der Name der Botanikerin wurde an so manche von ihr aufge- fundene Pflanze geknüpft. Hier wären zu nennen: Polytrichum Kablikia- num Mann. Von J.K. im Jahre 1824 an den Ufern der Elbe bei Fuchs- berg gesammelt. Marchantia Kablikiana Corda. von ihr im Jahre 1830 an Steinen des Stadtgrabens in Hohenelbe gesammelt. Kablikia minima Opiz (Oekon. techn. Flora Böhmens Il. Bd. 2. Abth. S. 215 bis 218) von J. K. im Jahre 1836 im Riesengebirge gefunden. Acer Kablikianum Opiz, von ihr 1841 am Fusse des Milschauer Berges aufgefunden. Lycopodium Kablikianum Tausch. im Riesengebirge, und Lysimachia Kablikiana Opiz bei Marienbad von J. K. im Jahre 1844 gefunden. Petasites Kablikiana Tausch. von ihr 1845 an den Elbeufern bei St. Peters im Riesengebirge gesammelt.
Ausser mit diesen so eben genannten Pflanzen bereicherte J.K. die Flora Böhmens noch durch andere Funde interessanter Arten. So sammelte sie im Jahre 1826 zum ersten Male blühend Rubus Chamae- morus L. auf der Pantschwiese im Riesengebirge; im J. 1830 fand sie Epipactis atrorubens Hof. am Fusse des Riesengebirges; im Jahre 1833 Gentiana pratensis Froehl. auf Wiesen an der Weissbach bei Hohen- elbe, im Jahre 1836 Scorsonerapareiflora Jacq. bei Franzensbad ; im Jahre 1840 Aspidium Serpentini Tsch. und Cerastium alsinefolium Tsch. auf der Einsiedler-Haide; im Jahre 1843 Seutellaria galeri- culata var. simplex Tsch. bei Franzensbad; im Jahre 1844 Cardamine pratensis var. flore pleno am Rehhorn im Riesengebirge und Hiera- cium filiferum Tsch. imVorgebirge bei Huttendorf; endlich im Jahre 1847 fand J. K. Epilobium origanifolium Lmk. bei Johannesbad.
Unter solchen Verhältnissen gestaltete sich die Planzensammlung der Frau Kablik zu einer der reichhaltigsten Böhmens. Von hohem Interesse bei derselben ist die vom allgemeinen Herbar geschiedene Colleetion selbstgesammelter und selbstpräparirter Pflanzen aus dem
*) Biographie der berühmten, jetzt lebenden Pflanzenforscherin. Oesterreichs,
Frau Josephine Kablik, Mitgliedes der k. botanischen Gesellschaft in
Regensburg, den Freunden der Botanik gewidmet von F. S. Pluskal. Brünn 1849. Gedruckt bei Franz Gastl.
6 Riesengebirge. Selten dürfte sich eine Sammlung einer localen Flora so vollständig vertreten, dabei in so schönen instructiven und zahl- reichen Exemplaren aufgelegt vorfinden, als dies bei der eben bemerkten Collection der Fall ist. Daher geschieht es auch nicht selten, dass Bo- taniker, welche das Riesengebirge besuchen wollen, ihre Vorstudien im Naturalien-Cabinette der Frau Kablik machen.
Wird J. K. in weiteren Kreisen als verdiensivolle und kenntniss- reiche Naturforscherin gewürdigt, so wird sie auch in dem engeren Bereiche des bürgerlichen Lebens als eine verständige und umsichtige Hausfrau geachtet, die durch Fleiss und Ordnungsliebe ihrem Haus- wesen den geregeltsten Fortgang sichert. Dabei wird sie von den Dürfiigen ihrer Heimat als hilfreicher schützender Genius allgemein verehrt. |
So lebte und lebt diese Frau, so dürfte sie noch lange wirken und schaffen.
Ungebeugt und unbeirrt sah J. K. zwei und siehenzig Mal die Natur sich neu verjüngern und eben so viele Jahre zogen an ihr vorüber, ohne ihren durch ein naturgemässes Leben und durch eine anregende Beschäftigung gestählten Körper erschüttern, ohne ihren von Leiden- schaften freien für das Gute und Schöne tief fühlenden Geist schwächen zu können. S.
Wien, im December 1859.
Exceursion bei Bazias. Von Joh. Bayer.
Fast am äussersten Ende des südöstichen Ungarns (44° 50, Br., 39° 6° L.) derchschneidet die mächtige Donau das aus Siebenbürgen kommende und nach Serbien übergehende Gebirge. Am linken Ufer bestehen dessen steile Abhänge aus Chloritschiefer mit eingesprengten Schwefelkies-Krystallen. Von diesen Abhängen herab, welchen eine Sirasse längs der Donau abgezwungen wurde, haben sich Wasserriesen gebildet, die sich am Fusse zu grösseren Schluchten erweitern. In einer dieser Schluchten lag vor wenigen Jahren nur ein griechisches Kloster mit zwei Geistlichen. Gegenwärtig liegt in der nächsten südlichen, durch mühsame Felsensprengungen vergrösserten Schlucht auch ein Gast- und ein Privathaus, ein Cordons-Wachthaus, ein Landungsplatz für Dampfschiffe und ein Eisenbahnstalionsplatz sammt mehreren Wohn- hütten und anderer Zugehör. — Alles dieses zusammen ist Baziäs, den Botanikern aus Floren und Etiquetten wohl bekannt.
Die inReichenbach’s „Deutschlands Flora* erwähnte Populus Bachofenii Wierzb. beim griechischen Kloster, ist der Eisenbahn zum Opfer gefallen. In den Ritzen der Felswände treiben sich Sperlinge (Pyrgila petronia) herum.
7 ; Die ganze Gegend, Gebirg und Ebene, ist in botanischer Beziehung sehr reich und interessant; hier aber will ich, um für pflanzengeogra- phische Beobachtungen einige Notizen beizutragen, ‘nur eine Anzahl jener Pflanzen aufzählen, welche ich noch am 7. November 1859 daselbst bemerkte.
Ich stieg vom Donauufer an dem westlichen steilen Abhange des nächsten Berges bis auf dessen Gipfel (circa 850’ über der Donau) hinan. — Die Unterlage ist, wie oben bemerkt, Chloritschiefer, mit einer dünnen Erdlage bedeckt, an manchen Stellen ganz nackt. Das Gehölz besteht grösstentheils aus verkrüppelten Quercus pubescens, Carpinus Betulus, Populus tremula, dann Crataegus monogyna, Rhus Cotinus, Prunus spinosu, Evonymus europaea, Rosa canina, durchschlungen von Vitis vinifera, und von dicken Strängen der Clematis Vitalba. Ueber alle ragt häufig Tilia alba (keine andere) empor. Dieselbe zeigt keine Formänderungen, mit Ausnahme der Achaenien, welche glatt oder geribbt, oben plattgedrückt oder bespitzt sind. Sehr zahlreiche Sämlinge sichern den Nachwuchs.
Von blühenden Pflanzen bemerkte ich: Delphinium Consolida, Amarantus retroflexus, Xanthium spinosum, Malva vulgaris, Cheno- podium Botrys, Datura Stramonium, Sonchus arvensis, Solanum nigrum, flavum, Agrimonia Eupatoria, Andropogon Ischaemum, Do- ryenium pentaphyllum, Achilles Millefolium, erithmifolia, Anthemis tincloria, Cichorium Intybus , Stachys annua, Artemisia campestris, Berteroa incana, Melilotus alba, Verbena officinalis, Lamium macu- latum, Balota nigra, Rubus caesius, Calamintha silvatica Bromf., Parietaria erecta, Aster Amellus, Linosyris vulgaris, Knautia Dry- meia Heuff., Helianthemum vulgare, Linum hirsutum «. genuinum Neilr., Tragopogon pratensis, Potentilla subacaulis, argentea, Pru- nella alba, grandiflora, Ranunculus lanuginosus, Leontodon hastilis, Lychnis Coronaria, Campanula rapunculoides, Picris hieracioides, Cirsium lanceolatum, Sedum hispanicum, Oriyanum vulgare, Fragaria vesca, elatior, Centaurea paniculata, Jacea, austriaca, Tunica saxi- fraga, Echium vulgare, Erythraea Centaurium, Dianthus Carthu- sianorum, Trifolium pratense, Hieracium Pilosella, Polyyala vulgaris, Veronica Chamaedrys, Geranium dissectum, Euphorbia Oyparissias, Marrubium vulgare, Betonica officinalis, Verbascum nigrum, Teu- crium Chamaedrys, Clinopodium vulgare, Pimpinella Sazifraga. Von nicht blühenden unter andern: Physalis Alkekengi, Echinops Rütro, sphaerocephalus, Artemisia Absinthium, Sambucus Ebulus, Aspidium Filix mas, Rubus tomentosus Borkh., ‚Althuea cannabina, Paeonia peregrina, Helleborus odorus, Diplachne serotina. Nadelholz komnil nicht vor. \
Die Gipfel dieser Gebirgskette, grösstentheils nur mit Gestripp bewachsen, oder ganz frei, bieten eine weite Rundsicht, welche im Osten vonden hohen Gebirgsstöcken bei Alt-Orsova begrenzt wird. Im Süden, jenseits der Donau setzt sich dieselbe in Serbien in kleineren Erhöhungen fort. Diese sind an vielen Stellen mit grossen Flugsand- Flächen bedeckt, welche dem entfernten Auge wie bewegliche Wasser-
wellen erscheinen. Die lockeren Wälder bestehen aus Eichen, und von den dazwischen liegenden Weideflächen schimmern weisse Ochsen- heerden herüber, ausser welchen kaum eine Spur von Bewohnern wahrzunehmen ist. Gegen Westen reicht die Fernsicht über die ver- schlungenen Spiegel der Donau-Arme bis nach Semendria und weiter. Nördlich schliesst das schöne Gebirge („das Tirol“) von Oravieza, den
meisten Botanikern durch Dr. Wierzbicki’s Sammlungen bekannt, die Aussicht. je
Fällt der Blick auf den tief unten majestätisch dahinziehenden Sirom, so wird man zu der Betrachtung. hingeleitet, dass hier eine grosse Strasse geöffnet ist, auf welcher gar viele Pflanzen aus dem fernen Osten einwanderten, die nun mitten in der Flora des weiten Westen zu Freud oder Leid der lebendigen Bewohner eingebürgert sind. Hier tragen noch viele ihren vaterländischen Typus, den sie aus Asien oder aus der Türkei mitbrachten, welcher aber mit ihrer Weiter- reise nach Westen und Norden immer mehr verschwindet. Sinapis nigra, hier oft fünf Fuss hohe ausgebreitete Gruppen. bildend, wird nach und nach zum westlichen niedrigen und seltenen Unkraute. Sorghum halepense, hier an Strassendämmen rohrartig, stark und hoch; oberhalb Szegedin nur mehr unserer Festuca arundinacea ähnlich. Diplachne serotina, in grossen Rasen mit 4‘ langen, starken Halmen ; in Nieder-Oesterreich höchst selten, schwach und kaum 2' hoch.
Wenn auch von vielen orientalischen Pflanzen nicht nachzuweisen sein wird, ob dieselben auf der Adria oder auf dem Ister ihren Weg nach Europa gefunden haben, so ist. doch nicht in Abrede: zu stellen, dass Pannoniens Lage und Klima besonders geeignet sind, jenen Fremd- lingen eine zusagende Wohnstälte zu bieten. Höchst wahrscheinlich verbreitete sich von hier aus Syrenia angustifolia, Silene dichotoma bis fast an Oesterreichs Marken. Lepidium perfoliatum ,„ Corispermum nitidum, Vinca herbacea, Althaea pallida sind mit ihren, wenn auch schon schwächeren und zerstreuten Vorposten bereits über die Grenze gelangt. Euelidium syriacum, Iris variegata, arenaria drangen bis nach Mähren. Xanthium spinosum, welches zwar auch der Adria an- gehört, dürfte erst in unserem Jahrhunderte diesen Weg passirt haben, und so wie Artemisia scoparia, Silene viscosa bis nach Böhmen vor- gedrungen sein. Sisymbrium pannonicum bis nach Frankfurt a. d. Oder, und Kuchia arenaria bis Darmstadt, u. s. w.
Es wäre überhaupt eine dankenswerthe Aufgabe für den Phyto- geographen, die Punkte darzustellen, von welchen aus derlei Pflanzen die Donau verliessen, um sich im Verlaufe der Zeiten bis nach dem fernsten Westen und Norden Europas zu verbreiten. Die Aufgabe ist allerdings schwierig, und die Zugvögel, Zigeuner und Schafe werden nur selten zu Hilfe genommen werden können; noch werden die ober- flächlichen Angaben der Floren genügen; sondern aufmerksame Rei- sende werden von den Endpunkten gegen das Centrum, d.h. von den vorgeschobenen schwächlichen und seltenen Exemplaren nach den
r vollkommeneren, stärkeren und häufigeren suchen müssen, um endlich zu dem Brennpunkte der nach allen Richtungen auslaufenden Strahlen zu geangen.
Wien, 1. December 1859.
Einige Bemerkungen
über
interessante Pflanzen Schlesiens. Yon P. Heuser. IH.
Zunächst muss ich hier noch einmal Dianthus Wimmeri Wichura erwähren, von der ich behauptete, sie sei nichts als eine Gebirgsform des D. superbus L. Kann ich auch für meine Person meine Ansicht, so weit ich die Pflanze kenne, nicht aufgeben, so will ich doch zur unbefangenen Kritik die Diagnose des Autors, wie sie mir kürzlich erst bekannt wurde, hier mittheilen:
Caule erecto, foliorum verticillis 2-—3 supremis ramos flori- feros gerentibus , ramis floriferis arrectis, floribus dilute violaceo- rubellis, Diantho superbo major, omnibus partibus robustior. Dagegen D. superbus L. caule florifero subarcuato - fleauoso, foliorum verti- eillis dJ—7 supremis ramos floriferos gerentibus , ramis floriferis subdiraricatis, floribus pallidis. Hierzu bemerkt Wichura noch: „So beständig die angegebenen Unterscheidungs-Merkmale auch sind, so würde ich doch auf Grund dieser allein nicht gewagt haben, die Pflanze als neue Species und zwar unter dem Namen meines hochverehrten Lehrers, des Herrn Directors Dr. Wimmer, in die botanische Literatur einzuführen, wenn nicht in der, ganz auseinanderliegenden Blüthezeit beider Pflanzen noch ein neuer auffallender Unterschied hinzugetreten wäre. Während Dianthus superbus Ende August seine ersten Blüthen entwickelt, beginnt die Blüthezeit des D. Wimmeri, der bedeutenden Erhebung seines nalürlichen Standortes ungeachtet, schon im Juli und im September, wo jener eben in voller Blüthe steht, hat dieser bereits reife Kapseln. Noch mehr aber tritt dieser Unterschied hervor, wenn D. Wimmeri in der Ebene cultivirt wird, wo er schon Anfang Juni, also um 2%% Monat früher, als Dianthus superbus zu blühen beginnt, dass übrigens Linn unter seinem Dianthus superbus die spätblühende Pflanze der Ebene verstanden hat, und der neue Name also mit Recht der Gebirgspflanze beigelegt w urde, geht aus der Flora lapponica her- vor, worin der Verfasser erwähnt, dass er auf seiner Rückreise von Lappland, welche spät im Herbste erfolgte, in Finnland den Dianthus srperbus häufig eefunden habe.“ Wichura vermuthet, dass die Pflanze auch in den Alpen vorkomme', aber mit D. superbus ver- wechselt werde.
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Rosa pimpinellifolia D. C. Diese Pflanze wurde schon von Kroker an der alten Oder bei Breslau, dann an den Oderufern bei Oswitz unweit Breslau bis zur Schwedenschanze hir, und endlich in der Grafschaft Glatz z.B. bei Reinerz nicht selten gefunden. Wimmer hat sie jedoch aus mir unbekannten Gründen in die neue Bearbeitung seiner Flora von Schlesien nicht aufgenommen.
Alchemilla vulgaris L. Während die Form «. glabrata Wimmer mit kahlen, sattgrünen Blättern bisher nur in den Gründen des Riesengebirges in Schlesien beobachtet wurde, fand ich sie hier um Gnadenfeld überall auf allen Wiesen, während die im übrigen Schle- sien gemeine Form .ß pubescens W imm. mit weichhaarigen oder seiden- haarigen gelbgrünen Blättern, hierbei uns zu fehlen scheint.
Crataegus OxyacanthaLl.Wimmer behauptet, dass diese Art von C. monogyna Jacgq., Koch nicht durch constante Merkmale getrennt sei, und hält letztere nur für eine Varietät der ersteren. SorbusChamaemespilus Crantz. Diese Art findet sich im schlesischen Riesengebirge im Riesengrunde, am Koppenbache, am Teufelsgärtchen, am Krkonos und im Elbgrunde. Merkwürdiger Weise hat Wimmer auch in der neuen Bearbeitung der Flora von Schlesien den falschen, eine ganz andere Pflanze bezeichnenden Namen $. Aria Crantz beibehalten. Die Sorbus sudetica Tausch ist nichts als eine S. Chamaemespilus mit rosenrothen Kronenblättern, während sie bei der gewöhnlichen Form weiss sind.
Sedum mazimum Suter, mit am Grunde herzförmig-um- fassenden Blättern unterscheidet Koch von S. Telephium, mit am Grunde gerundeten Blättern. Beide Formen wachsen bei uns in Schlesien und verdienen nach dem einstimmigen Zeugniss unserer Botaniker, kaum als Abarten notirt zu werden. Auch Sedum purpurascens Koch (nach ihm fälschlich identisch mit S. Teleph. ß. purpureum L.) ist wohl nur eine Varietät des S. Telephium mit rothen Kronenblättern.
Sedum Fabaria Koch. Dieses ist Telephium purpureum majus Bauchin und $. Telephium ß. purpureum L., daher der Name Sedum purpureum Bauchin beibehalten zu werden verdient. Diese Art findet sich im Steingerölle nahe am Gipfel der Babia Gora in Gali- zien und im Bielitzer Gebirge.
Sedum sexangulareL.Nach einigen Autoren soll das ächte S. sexangulare L., eine Varietät von $S. acre L. mit geschmacklosem Kraut und auch an den blühenden Zweigen dicht-dachziegelförmigen Blättern sein; diese nennen das gegenwärtige S. boloniense Loisl.
SazifragaAizoon Jacgq. Die Kronenblätter sind gewöhnlich weiss, mit feinen rothen Punkten, doch kommen auch Formen mit un- punktirten Kronenblättern vor „S. intacta Willd*, die jedoch eben- sowenig einen besondern Namen verdienen, als die Formen mit sehr lang-zungenförmigen Blättern „S. elatior M. et K., S. longifolia Host.“
Sazifraga umbrosa L. gibt Hochstetter in Mähren hinter Goldenstein „am hohen Fall zwischen Altvater und Petersstein* an. An mehreren so benannten Punkten des Gesenkes ist die Pflanze gesucht aber nicht gefunden worden. —
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©oo'S:sponhemica Gmelin. In Schlesien auf'Steinen in Wäl- dern bei Dörnikau an der Heuscheuer 1800‘. Wie Koch richtig ver- muthet, ist diese Art nur Varietät von $S. caespitosa L.
Heracleum SphondiliumL.ß.elegansFl.v.Schles. 1857. Blattzipfel in die Länge gezogen, spitz. Hieher gehört nach Wimmer H. elegans Jacgq.? H. sibiricum L., H. Sphondilium y. an- gustifolium W. et Gr. Fl. Sil. Im Gebirge kommt die gewöhnliche Form mit breiten Blattlappen und Zipfeln , und diese oft mit violetten Staub- beuteln vor, dies H. elegans; ausserdem eine zweite mit tiefer ge- theilten Blättern und schmäleren Abschnitten derselben, früher von Wimmer unter H. sibiricum aufgeführt. Letztere findet sich aber auch hier und da in der Ebene. Die Kennzeichen, wodurch man diese Formen unterscheiden zu können vermeinte, erweisen sich bei genauerer Be- trachtung als unbeständig, daher Wimmer überzeugt ist, dass alle diese nur Formen Einer Art sind, doch muss er es dahin gestellt sein lassen, ob H. sibiricum L. wirklich verschieden sei, oder nicht.
Anthriscus alpestris W. et Gr. A. sylvestris P. al- pestris Koch. Wimmer hat diese Art längere Zeit und dicht neben dem A. sylvestris beobachtet und hält sie nun für eine wohlunter- schiedene Art, wiewohl sie sich durch Merkmale nur schwer von A. sylvestris trennen lässt. Die Blätter gleichen in der Gestalt sehr denen von Chaerophyllum hirsutum L. — Die Zipfel der Blätter sind viel länger vorgestreckt und weniger lief getheilt, von viel dunklerem Grün, am Rande und unterseits weniger deutlich mit Borstenhaaren besetzt, die Scheiden oben minder zottig, die Früchte kahl, gewöhnlich unregel- mässig knotig, bei A. sylvestris glatt. Diese Art ist in den Gründen und Schluchten des schlesischen Hochgebirges nicht selten. Sehr schön und massenhaft fand ich sie vor mehreren Jahren im Kiesgraben in der Nähe des Altvaters.
Galium AparineL. In der Bekleidung der Früchte zeigen die bei uns vorkommenden Formen alle Uebergänge von den ganz kahlen, durch kurz borstige bis zu dicht mit hakigen Stachelborsten besetzten, wie auch Koch angibt. Fries will zwar @. Vaillantü D. C. hierher ziehen aber G. spurium L. als gute Art fest halten.
Galium verum-Molluy o Schiede. Gal. ochroleueum W. et Gr. Die Galium verum und G. Mollugo stehen einander so nahe, wachsen auch so häufig untereinander, dass die Entstehung von Ba- starden fast unvermeidlich ist. Man findet diese in allen Formen, welche bald der einen, bald der anderen Art näher stehen. —
G. pumilum Lam. Ist nach Wimmer nur eine Zwergform des Galium sylvestre Pollich., an Felsen im Hochgebirge. 2—3‘ hoch, mit endständiger, armblüthiger Doldentraube.
Valeriana officinalis L. Von dieser wie von der V. sambucifolia kommen Formen mit höheren, dickeren Stengeln, grösseren Blättern und breiteren, stärker gesägten Blattabschnitten, und kleinere mit kleineren Blättern und schmäleren,, oft nur seicht ge- zähnten Blattabschnitten vor. Immer ist die Wurzel ohne Sprossen aus dem Wurzelhalse, welche die folgende Art stets hat. Wenn mehrere
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blühende oder Blatt-Stengel aus einer Wurzel ‚entspringen, 'so treten sie aus den nach oben getheilten Wurzelästen eines compacten Stockes hervor. Was Koch über Val. offieinalis L. sagt, ist demnach unrichtig, und V. exaltata Mikan bei Koch mit V. offieinalis L. zu vereinigen.
Valeriana sambuwcifolia Mikan. Ueber diese Art hat Herr Stadtrichter Wichura sehr interessante Beobachtungen ange- stellt, die ich mir hier in der Kürze mitzutheilen erlaube. Aus Samen gezogen entwickelt die Pflanze im ersten Sommer in 2-zählig alter- nirender Ordnung an einem gestauchten Axentheile eine ganze Anzahl erst einfacher, dann immer mehr eingeschnittener und endlich voll- kommen fiederspaltig getheilter Laubblätter, denen im Herbst mehrere die Entwicklung schliessende, schuppenartige Niederblätter folgen. Im zweiten Sommer verlängert sich sodann die Axe zu einem mit 2-zäh- ligen alternirenden Wirteln besetzten Blüthenstengeln.
Bei dieser eigenthümlichen Entwicklung ist zuvörderst auf die Art und Weise aufmerksam zu machen, in welcher die 2-reihige Blatt- stellung der ersten Vegetations-Periode in die Wirtelstellung der 2-ten übergeht. Dieser Uebergang wird im Bereiche der schuppenarligen Niederblätter durch 2 Blattschuppen vermittelt, die von der Stellung der vorangegangenen Schuppen dadurch abweichen, dass ihr gegenseitiger Abstand weniger als der halbe Umfang des Stengels beträgt. Auf sie folgt dann der erste Blattwirtel, dem sich die jetzt beginnende, zunächst ebenfalls durch Schuppenblätter eingeleitete Wirtelstellung des Blüthen- stengels in unmittelbarer Folgeordnung anschliesst.
Bemerkenswerth scheint demnächst die unsymetrische Lage des Systems der gekreuzten Wirtel im Vergleich zu den beiden diametralen Reihen der vorangegangenen Blattstellung. Das gegenseitige Ver- hältniss der beiden Blattstellungs-Systeme wäre dann regelmässig zu nennen, wenn die Ebene, welche man durch die beiden diametralen Blattreihen gelegt denken kann, entweder mit einem der nachfolgenden Wirtel zusammenträfe, oder die beiden Kreuzungswinkel der Wirtel, durch welche sie hindurch geht, halbirte. Keine der beiden Voraus- setzungen trifft aber bei unserer Pflanze zu. Die Ebene der diametralen Blattreihen bildet vielmehr mit dem ersten Wirtel der Schuppenblätter einen Winkel, der kleiner als ein halber rechter ist, und da die Kreu- zungswinkel der Wirtel selbst rechte Winkel sind, so werden sie auf diese Weise durch die Ebene der diametralen Blattreihen ungleich ge- theilt. So erhalten wir, wenn wir die Axe des ersten Jahres mit ihrer im zweiten Jahre eintretenden Verlängerung zusammenfassen, ein bezüglich der Blattstellung unregelmässiges Ganzes; welches’ nachkeiner irgend möglichen Richtung hin in 2 congruente, oder auch nur ähnliche Hälften zerlegt w erden kann.
Bei den Stolonen, durch welche die Pflanze perennirt, Begindt die Entwicklung ebenfalls mit 2-zeiliger Blattstellung, die im 2. Sommer der wirtelständigen Platz macht. Der Ueber gang von der 2-zeiligen Blattstellung zur wirtelständigen erfolgt hier "auf dieselbe Weise, wie an der Ce niralaxe; auch ist das gegenseitige Verhältniss beider Blatt- stellungs- Systeme dasselbe wie dort. Ausnahmsweise blühen auch wohl
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die Stolonen schon im ersten Jahre, und dann setzt sich die 2-theilige Blattstellung bis unmittelbar unter den Blüthenstand fort. Valeriana dioicaLl. Var.simplicifolia Reichenb. mit lauter ganzen Stengelblättern. Diese sonst seltene Varietät findet sich im Gebiet der Flora von Gnadenfeld im Walde zwischen Dziescho- witz und Zyrowa am Fuss des Annaberges sehr schön und häufig. Scabiosa Columbaria L. mit blaurothen oder roth-violetten Kronen, ist von Se. ochroleuca L. mit weisslich gelben Kronen nicht verschieden, die zweite Form ist die häufigere, die erstere verdankt die abweichende Farbe wahrscheinlich der Beschaffenheit des Bodens.
Gnadenfeld in Schlesien, im Mai 1859.
Correspondenz.
Huszt in Ungarn, am 15. November 1859.
Meine Sendung enthält unter Anderem Ranunculus carpaticus Herb., welchen ich vor einigen Jahren unter dem unechten Namen Ranunculus montanus Willd. versendet habe. — Schon vor zwei Jahren machte mich hierauf Herr v. Janka, der eine geraume Zeit den botanischen Schätzen in Siebenbürgen nachforschte, aufmerksam. — Allein eine Beschreibung dieses Ranunceulus konnte ich in keinem der mir zur Hand stehenden Werke finden. — Zufälliger Weise kam ich in Besitz des „Seleetus plantarum rariorum Galieiae et Bukovinae,“ von Dr. Franz Herbich, wo es von dieser schönen, in der Marmaros nicht gar häufig vorkommenden Pflanze wörtlich heisst:
„Ranunculus carpaticus. — Caule subbifloro, folüs quinquelobis puberulis, summo sessili, radice horizontali carnosa. Mihi.“
„Habitat in syleis carpatorum Galiciae, et in Bucovina ad pedem alpis Bobaika etc. etc. Jun. Per.“
„Obs. Radix longa carnosa teres horizontalis paueis fibris firmata. — Caulis pedalis circiter, erectus, simplex, teres fistulosus pubescens subbiflorus. Folia quinqueloba inciso-dentata ciliata, plus minusve pubescenlia, radicaliaque sepe desiderantur. sunt longe pe- tiolata, caulinum brevius petiolatum, summum 'sessile, lobis ex- terioribus angustioribus. — Peduneuli pilosi uniflori. — Sepala luteo ovata-lanceolata, obtusa extus pilosa. — Petala quinque (non- nunguam septem) obtusa ovata, integra aurea nitida, calyce duplo longiora.“
Ich fühle mich verpflichtet, meinen Fehler durch die obige vor- treflliche Beschreibung berichtigen zu müssen, — zu Folge dessen ich ersuche, obigen Satz zur Richtschnur aller jener Herren Botaniker, die in Besitz des durch mich versendeten Ranunculus montanus Willd. gekommen sind, — in diesen Blättern gefälligst aufnehmen zu wollen.
Seit einigen Jahren beobachte ich in der Umgebung von Huszt eine Fragaria, deren Blumenblätter durchgehends gekerbt sind, alle übrigen Merkmale aber mit der Fragaria vesca L. gemein hat. Einige
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lebende Exemplare der beobachteten Fragaria verpflanzte ich in meinen Hausgarten und diese blieben in der besagten Beziehung vollkommen constant. — Ich glaube kaum, dass das Gekerbtsein der Petalen Local- verhältnissen zuzuschreiben wäre. Ludwig Vägner. ‘
Personalnotizen.
— Dr. Theodor Kotschy schreibt aus Kurdistan Musch vom 11. September v. J. unter Anderem: „Am 10. August verliesen ich und der Maler Erzerum. Der österreichische, englische und russische Consul gaben uns bis an den Fuss des südlich von Erzerum gelegenen Palan- tokengebirges das Geleite. Auf einem kleinen, sehr hohen Alpen- Plateau schlugen wir das Lager auf; ich legte dann eifrig Pflanzen ein und der Zeichner entwarf Skizzen. Am Nachmittag des nächsten Tages gelangten wir in’s Thal des Araxes und am Abend nach Kirikan, an den Quellen des Araxes am nördlichen Fusse des mächtigen Tausend-Seen Alpenstockes, den noch kein Europäer bis zu seiner höchsten Spitze erstiegen hat, den nächsten Morgen traten wir den Ritt an, um auf die Spitze des Bimgoell zu gelangen. Die vulkanischen Reste machen das Fortkommen beschwerlich, doch erreichten wir nach sechsstündigem Ritt die Spitze des Berges. Der Bimgoell Dagh ist ein über 10,000 Fuss hoher und an 8 Stunden breiter Berg, sein Plateau ist 9000 Fuss hoch. Dieser Bergstock der Tausend-Seen ist 4 Tagreisen lang. In dieser Jahreszeit geniesst man eine weite Aussicht über viele Berge und Thäler, die aber alle baumlos wie 'eine Steppe aussehen. Nur die Spitze des Alpenberges ist noch grün, die unzähligen kleinen und grossen theils azurfarbigen, theils auch lichteren Seen, Teiche, Quellen, die meist in trichterförmigen Behältern stehen, aber mitunter auch in schmalen Bächlein sich schlängeln, verleihen dem Berge mit Recht den Namen Bimgoell Dagh (Tausend-Scen-Berg). Die den Horizont umgebenden Gebirge sind den Geographen kaum dem Namen nach bekannt. Der Zeichner nahm alle die verschiedenen Formen auf, welche besonders im Süden wild und zackig sind, und wie es sich später zeigte, aus Glim- merschiefer bestehen, während alle Berge nördlich vom Murralflusse aus Lava, Porphyren, Trachyten und anderen vulkanischen Gesteinen bestehend gedehnte höchst uninteressante, ja meistens überaus lang- weilige Formen zeigen. An Schneefeldern rutschten die Pferde den steilen Nordabhang im Gerölle herab. Hier fand ich reiche Beute an blühenden Alpenpflanzen , wir kamen vor dem Nachtlager noch an mehreren Seen vorüber. Von Ismail Aga begleitet, ritten wir am nächsten Tage über den breiten Rücken des Bimgoell in dessen wilde steile Süd- thäler hinab, die im Gegensalz zur Nordseite noch an blühenden Pflanzen reich sind. Ich beschloss im Thale Warto im Orte Gumgum zu bleiben, und botanisirte von da aus in den Thälern durch 15 Tage, bis ich endlich in Folge des ungesunden Wassers von schmerzlichen Diarrhöen und Fieber befallen wurde. Nun verliess ich dieses vulkanische höchst un-
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gesunde Kesselthal und eille nach dem armenischen sehr gesundge- legenen Wallfahrtsorte Tschengli. Von Tschengli machte ich einen Aus- flug erst nach Boglan, hier fand ich viel schöne Eichen, darunter auch die prächtige Quercus regia, die weite Strecken bedeckt. In der Nähe des herrlichen Königseichenwaldes fand ich einen trefflichen Sauer- brunnen, der bereits, obwohl noch nicht nach Verdienst, von den Leuten aus der Umgegend benützt wird. In dieser nach dem Paschalik von Diarbekir gehörigen Landschaft ist der Murratfluss so stark, dass er nur auf Brücken übersetzt werden kann. Der Strom, welcher sich durch so viele Alpenketten den Weg bahnt,, ist stärker als der Euphrat, mit dem er sich vereint. Sein Wasser bildet weite, anscheinend stillstehende Spiegel, die durch Stromschnellen und kleine Wasserfälle mit einander verbunden sind, welche in den tiefen Felsthälern ein gewaltiges Ge- räusch verursachen. Im Eichenwalde hatte ich mir den Fuss verstaucht, bin aber heute, nach acht Tagen Ruhe in Musch, wieder zur Weiter- reise fertig. Musch ist angenehm an einer Alpenkette gelegen, die aber von sehr räuberischen Kurden bewohnt wird, nichtsdestoweniger machte ich zwei Excursionen so gut. ich dies mit meinem lahmen Fusse eben vermochte. Morgen gehe ich nach Bitlis in’s Land der Eichen, dann auf der Westseite des Vansees zum mächtigen Vulkan Sipan Dagh, von dort eile ich nach Erzerum, um dann mit all meiner Ausbeute in Wien einzutreffen“. In einem späteren Brief vom 31. October schreibt Dr. Kotschy aus Erzerum unter Anderem: „Von Musch aus ging ich nach Bitlis, von wo ich in die terra incognita einmal für 15 Tage und zum zweiten Mal für 8 Tage eingedrungen bin. Das nordwestliche Drittel des weissen Fleckes auf den Karten wird jetzt ausgefüllt werden. Habe ich schon bis Musch schöne Ausbeute an Eichen gemacht, so sind die von Hissan, Schirvan und Bochtan noch weit interessanter, zumal fünf Arten ganz neu. Von allen diesen Bäumen habe ich nicht nur zahl- reiche Exemplare, sondern auch reife Samen. Ich habe Ursache mit der botanischen Ausbeute zufrieden zu sein, und meine Pflanzen von Bimgoell, von Boglon, Musch, Bitlis und selbst einige von Van und den Müküs und der übrigen terra incognita sind sehr werthvoll. Dann habe ich aus Kurdistan an 300 Arten guter Pflanzensamen, die eine bedeu- tende Bereicherung für die Gärten ausmachen. Nie habe ich gedacht, so tief nach Kurdistan vordringen zu können und eine so reiche Beute mitzubringen“. — Inzwischen ist Dr. Kotschy am 8. December wohl- _ behalten in Wien eingetroffen.
— Dr. Rob. A. Lallemant wurde auf Anempfehlung Alexander v.Humboldt's als zweiter Arzt auf der k. k. Fregatte Novara aufge- nommen, aber schon in Madeira gab er sein Dimissionsgesuch ein und trennte sich von der k. k. Fregatte Anfangs August in Rio-Janeiro. — Nachdem Dr. Lallemant allda ein halbes Jahr hindurch als Arzt der Fremdenstation an der Santa Caza da Mizericordia thätig war, unternahm er eine Reise durch Süd-Brasilien, *) und besuchte (17. April) unter
*) Reise durch Süd-Brasilien im Jahre 1858. Von Dr. R. A, Lalemant. I. Leipzig 1859.
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anderen auch den alten Reisegefährten Humboldt’s, den „Don Amad o“, unter welchem Namen Aim& Bonpland am ganzen Uraguay
bekannt ist. — Santa Anna, die Eslancia des alten Bonpland war acht.
Leguas von der kleinen Stadt Restauracion entfernt , die Wohnung (pag. 362) bestand aus zwei grossen in einem rechten Winkel an der Eingangsseite sich treffenden Hütten, deren Lehmwände durch Bam- busstiele und geringes Balkenwerk einigen Halt hatten ; das Dach war von Stroh, auf Bambus-Rohr festgebunden. Unter diesen Hütten war eine Art von gedecktem Verschlag, auf dessem Boden einige Steine zusammengelegt waren; Küche und Kochheerd des berühmten Mannes. Neben dem ganzen stand eine alte Carrete und einiges Pfahlwerk zum Trocknen von Fleisch und Anbinden von Pferden. — In die beiden Hüttenhäuser führten zwei Thüren; Fenster hatte die Wohnung nicht; Licht konnte von Aussen durch die offenen Thüren und die vielen Ab- wickelungen und Risse in den Lehmwänden hinreichend hineindringen. Gegen die Rückwand der einen Hütte waren zwei Baumstämme als Stützen angelehnt, sie neigte sich stark hintenüber und das Dach war in fast beängstigender Weise gesenkt. — In der Hütte, die als Wohn- haus und Besuchszimmer diente, waren ein breites Brett, auf zwei Fässern liegend, als Tisch, eine Bank, und zwei Stühle zum Sitzen be- stimmt; zwei Bettstellen 'ohne Betten dienten zum Empfang und "zur Beherbergung von Gästen. Eine Menge von Sattelzeug, Häuten, Zwiebeln u.s.w. lag im Hintergrunde des Raumes. — Bonpland war schon seit einigen Monaten kränklich, tiefe Furchen hatten die 85 vollendeten
Lebensjahre in sein liebes, freundliches Gesicht gegraben, die Augen
aber schauten noch so rein und klar, wie nur immer möglich; er'war einfach gekleidet in Hemd und Beinkleidern aus weissem Baumwollzeug. Bonpland litt sehr heftig an einem chronischen Blasenkatarrh; er schien aber all’ sein Kranksein möglichst ausreden zu wollen und jeden guten Rath übel zu nehmen. Die Regierung von Corrientes schenkte dem alten Botaniker einen grossen Campo am Uruguay im Werthe von 10000 spanischen Thalern, für den alten Mann aber von keinem Werthe, da ihm alle Mittel fehlten, denselben mit Vieh zu besetzen, und doch
darbte er auf’s Bitterste, um sein Land selbst zu bewirthschaften, statt '
dasselbe zu verkaufen, und mit dem Ertrag davon und der franzö- sischen Pension von 3000 Frances ruhig zu leben. — Seine Manuscripte und Herbarien waren in Corientes, wo er Director des naturhisto- rischen Museums war; er war noch immer thätig, aber wie er selbst anerkannte, nachdem er neun Jahre in’ der Gefangenschaft von Paraguay gewesen, hinter der Wissenschaft etwas zurückgeblieben. Bon- pland starb am 4. Mai 1858.
— Joseph Wölfel, der Veteran der ungarischen Pomologen, starb am 5. October v. J, zu Güns in einem Alter von 86 Jahren.
— J.G. Vonrath, Schullehr er zu Innernzell in. Bayern, und be- kant als thätiger Blumist, starb am 7. September v. J.
— Dr. Thomas Nuttall starb am 10. September v. J. 73 Jahre alt auf seiner Besilzung Nutgrove in England.
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— Franz Maly, Assistent am kais. Hofgarten von Schönbrunn begleitet als botanischer Samniler Sr. kais. Hoheit den Herrn Erzherzog Ferdinand nach Brasilien.
— JosefBoos, k.k. pens. Hofgärtner, ist mit dem Ordnen seiner botanischen Sammlungen, welche unter anderen auch sämmtliche von seinem Vater am Cap gesammelten Pflanzen enthalten, beschäftigt , um diese sodann dem kais. botanischen Cabinete zu übergeben.
— Arthur Henfrey, Professor der Botanik am Kings College, starb am 7. September v. J. zu Turnham-Gren bei London.
— R. F.Hohenacker, vordem in Esslingen, nun in Kirchheim u.T. in Württemberg, wurde von der Universität Tübingen zum Doctor der Philosophie promovirt.
— Dr. Franz Sauter in Salzburg wurde von Sr. k. k. apost. Majestät durch die Verleihung des goldenen Verdiensi-Kreuzes aus- gezeichnet.
Vereine, Gesellschaften, Anstalten.
“ — In der Sitzung der zool.-botanischen Gesellchaft am 7. December theilte der Vorsitzende A. Neilreich der Versammlung die erfreuliche Nachricht mit, dass Se. Majestät dem Sekretär und Gründer der Gesellschaft G. Frauenfeld für seine ausgezeichneten Leistungen als Zoologe bei der Weltumseglung mit der Novara-den Orden der eisernen Krone verliehen habe, und beglückwünschte den- selben unter lebhafter und freudiger Zustimmung der anwesenden Mit- glieder. G. Frauenfeld theilte Einiges über seine Reise von Shanghai bis Sidney mit, welche vom 26. August bis 5. November dauerte und wobei die k. k. Fregatte Novara nur 2 Punkte berührte, nämlich Bonebe, die östlichste der Carolinen, und den Corallenatol der Stuarts-Inseln, die erstere ziemlich gebirgig, ist dicht bis auf die Höhen bewaldet, und da ein Korallenriff die Insel fast ganz umgürtet, so ist sie bis in die See mit Mangroven bewachsen, die nur an manchen Orten zu landen ge- statten. Faule, eine der Stuarts-Inseln, auf welcher sich Frauenfeld während der kurzen Zeit aufhielt, ist kaum über die See erhoben. Sie ist wie alle diese Koralleninseln dicht mit Cocospalmen bewachsen, zwischen denen sich am Rande nur wenig Mangroven und im Innern 4—5 Laubbäume finden. Abutilon und wenig andere dünne Sträucher bilden das Unterholz. Viele Farne, aber nur eine einzige Graminee decken den Boden. Einzeln gelichtete Stellen sind kulturmässig mit Tacca pinnatifida bepflanzt. — Sekt. Rath Ritt. v. Heufler gab Auf- klärungen über das Hypnum polymorphum Hedw. Im Wulfen’schen Herbar befinden sich mehrere Exemplare eines Hypnum’s, welche nach den Bemerkungen Wulfen’s von Hedwig als neue Art bezeichnet und H. polymorphum genannt wurde. Dieses aus der Gegend von Klagenfurt stammende Hypnum des Wulfen’schen Herbars ist nun nichts anderes als Hypnum sylvaticum Huds., das somit Hedwig ur- sprünglich nicht gekannt zu haben scheint, da er es für neu hielt. Auch Oesterr. Botan. Zeitschrift 1. Heft. 1860. 2
18 sagen Weber et Mohr, dass sie Exemplare von Hedwig’s H. poly- morphum gesehen haben, und dass dieses nichts anderes sei, als H. syleaticum. Uebrigens scheint Hedwig später auch andere Arten unter Hyp. polymorphum gemeint zu haben, indem die von iım’an Hooker mitgetheilte und als H. polymorphum beschriebene "Pflanze bekannt- lich das H. chrysophyllum Brid. ist. Der Sprecher glaubt schliess- lich, das der Hedwig’sche Name desshalb fallen zu lassen wäre. — Prof. Dr. A. Pokorny besprach einige merkwürdige Formen von Farnen, welche im Pester National-Museum aufbewahrt werden. Zuerst behandelte er das fragliche Vorkommen des Aspidium munitum Kaulf., welches nur irrthümlich von Sadler daselbst angegeben wird. Das echte A. munitum Kaulf. ist eine sehr verschiedene, in Californien einheimische Pflanze mit einfachen linearen Fiedern. Trotz des imPester Museum aufbewahrten Origmal-Exemplares , welches von Kaulfuss selbst als A. munitum bestimmt ist, gehört die ungarische Pflanze einer. interessanten Mittelform zwischen Aspidium Lonchytis und A. acu- leatum an, welche Sadler passend als A. intermedium schon in der Adumbratio Epiphyllospermarum Hungariae °1820 bezeichnete und welche Kaulfuss in der Enumeratio Filicum, quas in itinere circa terram A. de Chamisso legit, 1824, p. 236 zu A. Lonchitis zählte. Im Pester Museum liegen nun 4 Exemplare aus dem Sadler’schen Herba- rium, welche dieser Form A. intermedium angehören. Zwei Exemplare haben die starre lederartige Consistenz des Laubes von A. lobatum, und gleichen dem A. Lonchitis am meisten. Sie wurden in silvis ad Ka- ınenyäk in Croatia gesammelt, und stimmen mit dem obenerwähnten Original-Exemplar, das in locis silvestribus humidis Comitatus Arvensis ad Mokragy von Wolny gesammelt wurde, überein. Man kann diese Pflanzen als ein A. lobatum betrachten, dessen innerstes grosses Fie- derchen fast allein isolirt ist, während die übrigen Fiederchen mitein- ander verschmolzen sind. Auch Alba ch sammelte es bei Gräfenberg, in einer kleinen an A. Lonchitis enger sich anschliessenden Form. Noch befinden sich aber im Sadler’schen Herbar zwei andere Exemplare aus der Gegend von Fünfkirchen, die die Laubbildung des A. intermedium vereinigen mit der dünnen Textur, der gesättigten Farbe, den fein- haarigen Spreublätichen und den stumpfeiförmigen Fiedern des A. an- gulare Kit. (A. Braunii Spenn.) Es ist also auch der Formenkreis des leizieren mit A. Lonchitis enge verbunden und ‘die Anwendung eines weiteren Artenbegriffes müsste consequent zur Vereinigung: aller dieser Formen von A. aculeatum und A. Lonchitis führen. — Eine weitere Mittheilung betraf einige im Pester Museum aufbewahrte seltene Formen von Polypodium vulgare L. Hieher gehört ein von No& auf bemoosten Felsen bei Belvedere nächst Fiume’gesammeltes Exemplar, dessen Spitze gabelspaltig, jeder Gabelast aber regelmäsig fiederlappig ist. Viel merkwürdiger sind jedoch mehrere Exemplare aus Ungarn, deren Spitze scheinbar dadurch gabelspaltig ist, dass der oberste seit- liche Fiederlappen monströs sich entwiekelte und dadurch die Spitze des Laubes unter einem sehr stumpfen Winkel seitwärts drängte. Der Vortragende bemerkt schliesslich, dass diese wenigen Beispiele einen
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Beweis von.der Reichhaltigkeit der Pllanzensammlung des Pester Mu- seums geben mögen, welche‘ bald durch den sachkundigen Custos J. v. Koväts auf eine äusserst zweckmässige.und geschmackvolle Weise geordnet und aufgestellt, eine wichtige Quelle der Pflanzen-Schätze unseres Vaterlandes sein wird. Lk
— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaften malthem. naturw. Classe am 4. November v. J. legte Prof. Dr. Fenzl eine Abhandlung ‚des Fregatten-Arztes Dr. H. Wawra und J. Pey- ritsch vor, welche unter dem Titel „Sertum benguelense* eine syste- malische Aufzählung und Beschreibung aller Pflanzen enthält, die Dr. Wawra während eines kurzen Aufenthaltes Sr. Majestät Corvelte „Carolina“ in der zweiten Hälfte des Monats Jänner 1858 an der Küste von Benguela, in der Umgebung dieser Stadt und dem Negerdorfe Ka- tombela gesammelt hatte. Dr. Wawra leitet die Aufzählung mit einer kurzen Notiz über die von der Corvette berührten Punkte an der Ost- Küste von Süd-Amerika und der Westküste Afrika’s ein, und schildert hierauf.die Boden- und Vegetations-Verhältnisse der nächsten Umge- bung. der Stadt Benguela, woraus hervorgeht, „dass nur einige wenige Punkte selbst in der günstigsten Jahreszeit eine erkleckliche Ausbeute an Pflanzen liefern dürften. Demungeachtet erwies sich der. Besuch dieser unwirthbaren Küste insoferne lohnend, als nahezu die Hälfte der ganzen. auf 53 Arten sich belaufenden Pflanzenausbeute ‚sich. als. neu erwies und die zweite Hälfte Arten begreift, welche für die pflanzen- geographische Kenntniss Afrika’s von.besonderem Interesse erscheinen. Ausser mehreren schön blühenden neuen Pflanzen, wie Grewia eyelo- petala, Gossypium anomalum und. Polanissa Maximiliani, fanden sich noch Barleria macrolema, Sesamum rigidum und. die neue Passi- floreen Gattung Basananthe, welche.letziere Arten, sämmtich neu, vo J. Peyritsch näher beschrieben wurden. RE en
— In einer Sitzung.der kais. Akademieder Wissenschaften malhem. naturwiss. Classe am 10. November v. J. sprach J. Wiesner über die von ihm beobachteten Gesetze der Riefentheilung an den Pflanzenachsen. Wenn innerhalb einer Blätter-Aggregattion zwei in der Stellungsreihe sich. zunächststehende. Blattstellungsverhältnisse ange- troffen werden, ‚so sind beide durch. einen Uebergangscyklus von ein- ander geirennt, in welchem .die Vermehrung der charakteristischen Riefen durch Theilung erfolgt. Die Differenz zwischen den Riefenzahlen im höheren. und niederen Cyklus bestimmt. die Zahl der Uebergangs- Blätter bei der Uebergangsspirale des Stammes; die Differenz zwischen der Riefenzahl im,höheren Cyclus und der Zahl. der: Axillarriefen gibt hingegen an, wie. viele Uebergangsblätter innerhalb der Zweigspirale vorkommen. Ist die Lage der charakteristischen Riefen eine normale, so ist die Vebergangs-Divergenz der Riefen gleich der einfachen Wirtel- Divergenz des höheren Cyklus; sind die Riefen hingegen verwendet gelagert, so ist die genannte Grösse gleich der halben Wirteldivergenz des höheren Cyklus. Die Querschnittsformen des Stammes innerhalb der Uebergangs-Spirale sind symetrische Polygone , welche bei der Siammspirale zwischen den regulären Riefen-Polygonen des niederen
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und höheren Cyklus ihrer Form nach eingeschlossen sind, bei der Zweigspirale hingegen zwischen dem Riefen-Polygon des höheren Cyklus und jenem der Axillar-Riefen liegen, weil die Riefen innerhalb der Uebergangs-Spirale nicht äquidistant gestellt sind, sondern in be- stimmter Gesetzmässigkeit ihre gegenseitigen Entfernungen ändern.
— In der Sitzung der Akademie der Wissenschaften zu Paris am 5. September v. J. theilte Pelouze eine von Liebig kürzlich gemachte Entdeckung der künstlichen Erzeugung der Weinsteinsäure aus Gummi und Zucker mit, und der berühmte Physiker, Biot, knüpfte hieran die Bemerkung: wie wichtig eine genauere Erforschung der optischen Eigenschaften der künstlich dargestellten Weinsteinsäure sei, um durch sie die Identität mit der in der Natur vorkommenden Wein- steinsäure festzusetzen, und er schlug zu diesem Zwecke eine Reihe damit vorzunehmender Versuche vor; diese Versuche sind nun von Dr. Bohn ausgeführt worden und es hat sich herausgestellt, dass eine Lösung der künstlichen Säure, welche v. Liebig dargestellt hatte, die Polarisationsebene der durchfallenden Lichtstrahlen nach rechts ablenkt, und dass diese Drehung durch Zusatz einer Spur Borsäure ganz wie bei der natürlichen Weinsteinsäure vermehrt wird. Die Identität der natürlichen Säure mit der künstlich dargestellten und zugleich eine der interessantesten Beziehungen der in dem organischen Prozess in der Pflanze erzeugten Produkte ist damit festgestellt. Die unreifen Wein- trauben enthalten z. B. Weinsteinsäure, die nach und nach verschwindet, an ihrer Stelle enthalten die reifen Trauben Zucker (ein Kohlehydrat), und da man durch den Oxydationsprozess aus Kohlehydraten Weinstein- säure erzeugen kann, so scheint kaum ein Zweifel zu bestehen, dass in dem entgegengesetzten organischen Prozess im Pflanzenleib aus der Weinsteinsäure der Zucker entsteht. Den Elementen nach kann man die Weinsteinsäure betrachten als Oxalsäure, welche halb in ein Kohle- hydrat übergegangen ist. Es ist wohl nicht zu bezweifeln, dass ganz bestimmte und ähnliche Beziehungen zwischen der Citronsäure, der Aepfelsäure und den in den Pflanzentheilen, deren nie fehlende Bestand- Iheile diese Säuren sind, vorkommenden stickstoflfreien Produkten, dem Stärkemehl, Pektin etc. bestehen. Es hat sich nun durch Versuche in dem chemischen Laboratorium der kön. Akademie der Wissenschaften zu. München neuerlichst ergeben, dass die Aepfelsaure durch einen ein- fachen Oxydationsprozess (beim Erwärmen mit Braunstein) Aldehyd und die Citronsäure unter denselben Umständen Aceton, zwei höchst unerwartete Resultate liefern; die Aepfelsäure lässt sich aber ihren Elementen nach als Oxalsäure gepaart mit Aldehyd und die Pyroecitron- “ säure oder Citraconsäure als eine mit Aceton gepaarte Oxalsäure be-
trachten. Diese Thatsachen, weiter verfolgt, dürfen vielleicht geeignet sein, den Weg zur Erkenntniss vieler physiologischen Vorgänge zu bahnen, die uns bis jetzt vollkommen dunkel und unverständlich ge- blieben sind.
— Die Gartenbau-Gesellschaft in München hielt am 23. November v. J. ihre neunte Monatsversammlung, die ein erfreuliches Zeugniss von dem regen und frischen Leben dieses jungen Vereines
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an den Tag legte, der jetzt auf 187 Mitglieder gestiegen ist. Der gegen- wärlige Vorstand, geheimer Rath von Martius, dessen Bemühen auch hauptsächlich der Verein sein Zustandekommen verdankt, eröffnete die zahlreich besuchte Sitzung mit einem höchst interessanten Vortrag über tropische Früchte, die zur Nahrung dienen, den er mit morpho- logischen Bemerkungen über die Fruchtbildung einleitete und durch eine ansehnliche Sammlung der hauptsächlichsten tropischen Wunder- Früchte anschaulich erläuterte. Die folgenden Vorträge waren nicht nur durch ihren Gegenstand, sondern vorzugsweise durch den Umstand anziehend, dass sie von Männern herrührten, welche die Gärtnerei als Geschäft betreiben, und durch die Art und Weise, wie sie ihren Gegen- stand behandelt, einen hohen Grad von Bildung und sprachlicher Ge- wandtheit verriethen. Aus einem Vortrage über das diesjährige Obst- Ernte-Ergebniss, verglichen mit dem normalen Obstertrag in hiesiger “Gegend, ging hervor, dass die heurige Obsternte zu den schlechtesten gehört, deren man sich hier erinnert. Der Ausfall traf namentlich die Aepfelsorten und das Nussobst, während die Birnen eine leidliche, die Beerenfrüchte dagegen und die feineren Obstsorten, wie Aprikosen und Pfirsiche, eine reichliche Ernte lieferten. Das Missverhältniss gegen früher war bei den Aepfeln so stark, dass der stets sehr erträgnissreiche k. Obstgarten bei Dachau diesmal nicht einen einzigen Apfel brachte, während er voriges Jahr einige fünfzigtausend Früchte dieser Art ge- tragen hatte. Vielleicht hatte der Vortragende nicht ganz Unrecht, wenn er diese auffallende Erscheinung dem starken Novemberfroste des letzten Jahres zuschrieb, da viele Bäume reichlich geblüht aber keine Früchte gelragen haben, so dass es nahe liege, die Ursache hauptsächlich in der abnormen heissen Witterung dieses Jahres zu suchen. Die Obst- Cultur hat in und um München mit grossen Hindernissen zu kämpfen, die weniger in der Rauhheit und Unbeständigkeit des Klima’s als in dem kiesigen Unterboden liegen, der den Bäumen kein volles Auswachsen und im besten Fall ein Alter von 18—20 Jahren gestattet.
— In der kön. geographischen Gesellschaft in London wurden am 29. v. M. die neuesten Mittheilungen Dr. Livingstone’s aus dem Innern Afrika’s vorgelesen. Livingstone befand sich mit Dr. Kirk (es war im Mai) auf dem Wege nach dem grossen See Shirwa, dessen Abfluss unbekannt ist, und der, den Aussagen der Eingebornen zufolge, vom See Nyingesi nur durch einen 5—6 Meilen langen Land- strich getrennt wird. Das Wasser des Shirwasee’s hatte einen bitteren Geschmack, war aber trinkbar. Der See hat die Gestalt einer Biene, dessen spitziges Ende sich noch etwa 30 Meilen von dem Punkte, den unsere Reisenden inne hatten, in’s Land hinein erstreckt. Wo dieser enge Theil beginnt, befindet sich eine bewohnte Höhen-Insel. Dann er- weitert sich der See bis zu 25—30 Meilen, während seine Länge, der oben beschriebenen schmalen Ausläufer von 10 Meilen abgerechnet, 60 bis 70 Meilen betragen dürfte. Es liegt diese Wasserfläche 2000 Fuss über der Meeresfläche, und der in der Nähe befindliche Berg Zourha misst 6000 Fuss in der Höhe. Die Eingeborenen, die Manganayas, be- bauen grosse Bodenstrecken. Der Boden ist aber auch schr reich und
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das Gras wächst bis zu 6 und 7 Fuss Höhe, so dass man ohne Führer unmöglich von der Stelle kann. Die Gärten sind hoch auf den Anhöhen angelegt. Baumwolle wird allerorten stark gebaut und die Cultur der- selben trat in so grösserem Massstabe auf, je weiter Livingstone in’s Innere vordrang. Es gibt hier zweierlei Baumwollstauden und kein Insekt, das ihnen gefährlich is. Den zuletzt, am 12. November 1859, eingelaufenen Berichten zufolge, hatten sie nun sehon, inmitten grosser’ Schwierigkeiten, 2350 Meilen des Zambesiflusses befahren, eines’ Flusses, der noch vor nicht gar langer Zeit als unschiffbar erklärt worden war.
— Die historisch - philologische Klasse der köisert? Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg hat beschlossen, eine Commission zu ernennen, welche einen ausführlichen Plan zur wissen-" schaftlichen Untersuschung Daghestan’s entwerfen soll. Zugleich ist die Bestimmung getroffen, dass sich, im Interesse der Beobachtungen auf dem Felde der Zoologie und Botanik, bei dem Entwurfe des er- wähnten Programms die Akademiker Brandt und Ruprecht dieser Commission anschliessen sollen.
Literarisches.
— Das Linne’sche Axiom: „Natura non fecit saltus* Bestätigt sich in allen Klassen und Familien des Pflanzenreichs und speciell auch in der Klasse der Lichenen. Diese nähern sich theils den Algen und theils den Pilzen und zu diesen letzteren, namentlich zu den Pyrenö- myceten und Discomyceten, finden wir die zahlreichste und wesent- lichste Affinität der Flechten. Es folgt daher, dass einige Gattungen und einige Arten sich an der äussersten Grenze der Lichenen mit den Pilzen vorfinden, dass die Charaktere dieser zwei Klassen derart sich vermeng!t zeigen, dass daraus für die systemalische Botanik die grössten Schwierigkeiten entfallen. Unter den vielen andern zweifel- haften Species sind Hysterium Prostü Dub., Xylographa paralella Fr. und Agyrium rufum Fr. die vorzüglichsten Arten, welche so von den Mycologen als von den Lichenologen revindieirt wurden. Diesen Gegen- stand hat Eugen Coemans in den Bulletins der kön. Akademie der Wissenschaften zu Brüssel (1858 V. p. 489.) ausführlich erläutert, die genaue Beschreibung der ONE EHLORUEN Pflanzenarten gegeben und mit kritischen Bemerkungen bereichert. Coemans gibt auch die ana- tomische Beschreibung der typischen For Hysterium pulicare Pers. (Hysterographium pulicare Corda.) und der zwei Formen Hyst. angustatum Chev. und Hysterium pulicare v. angustatum Fr., welch’ letztere Coemans als die Varietät subg/obosum Chev. und Tentieular e Fr. hält. Bemerkt wird hiebei, dass die von Corda in seinen Icon. fung. gegebene Figur nicht genau sei, dass selbe den Effect einer zu gepressien Preparirung gebe. Ferners, dass Hist. Prostä Kz. nur eine kleine Form und Hysteri ium acerinum Wahl. eine einfache Form von
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Hist. pulicare sei. — Bei Beschreibung von Hyst. Prostä Dub. (Hyste- riographum Prostiü Dum., Opegrapha Prosti Nyl., Hysterium lineare v. corticulum Fr.), werden die Charaktere aufgeführt, wodurch sich diese Pflanze von Hyst. lineare, Opegrapha monspeliensis Nyl. und Op. varia v. signata Fr. unterscheidet. — Xylographa parallela Fr. Nyl. (Lichen parallabus, Ach.. Opegrapha parallela Ach., Hyste- rium parallelum W ahl., Hysterium abietinum Pers., Stictis parallela Corda.) wurde von Fries, Corda, Leveille u. m. A. unter die Pilze gezählt; bis Nylander sie den Lichenen beischloss. Auch diese Pflanze soll vonCorda schlecht abgebildet sein, indem die Paraphysen zu vielfaltig, zu dicht gegeben sind. — Auch Agyrium rufum Fr., Nyl., Corda (non Tubereularia rufa Corda) soll nach Coemans in Cor- da’s Icon. fung. schlecht abgebildet sein, und die Ungenauigkeit ist auch in Bail’s System der Pilze übergegangen. Es werden alle Cha- raktere aufgeführt, nach welchen das Agyrium rufum unter die Lichenen zu stehen kommt; ferners wird bemerkt, dass Agyr. nitidum Lib. kein Agyrium sei, sondern zur Gattung Daeryomices Nees gehöre. Sr. — Ein Uebersicht der Flora von Neu-Pommern und Rügen finden wir gegeben von Hrn. H. Zabel im Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Neu-Brandenburg (1859. XII. S. 14). Es werden 992 Species aufgezählt, theilweise mit Angabe des Standortes. — Zabel hat diese Flora mit’mehreren neuen Arten bereichert, wie Ranunculus littoralis, von R. polyanthemos L. verschieden durch niedrigeren Wuchs, stärkere Behaarung und grössere Blumen; Malva miero- petala mit einer weit-längeren Blume als der Kelch ; Trifolium mari- timum, eine schlanke, stark reichhaarige, schmalblätterige Form; Lotus maritimus, dem L. tenuifolius Rehb. nahestehend; Vicia parviflora, der V. lathyroides sich nähernd; Valeriana major mit fast gleich- förmigen 5—6 paarig gefiederten Stengelblättern; Erythrea humilis, eine vielstenglige und niedrige Form, mit der Normalart vermengt; An- thericum fallax, eine von Anth. ramosum abweichende Form mit traubigem Blüthenstande und nur wenig grösseren Blumen; Phleum interruptum, von Phl. Boehmeri unterschieden durch eine grössere ununterbrochene, lappige Rispe; Lycopodium curtum, Aehren einzeln, fast sitzend; u. Ss. w. u. Ss. w. Sr. — In dem erst vor Kurzem erschienenen XI. Bd. der Nouveaux Memoires de la Societe Imp. des Naturalistes de Moscou- finden wir in Bezug auf Botanik die „Florula ajanensis*, bearbeitet von den Herren E: Regel und H. Tiling, welch’ letzterer bei Gelegenheit seines fünf- jährigen Aufenthalts in Ajan (1846—1851), das im östlichen Sibirien gelegene Gebiet sorgfältig durchsuchte. Hr. Regel hat das von Hrn. Tilling reichlich gesammelte Materiale bearbeitet , kritische Ver- gleichungen mit ähnlichen verwandten Pflanzenformen anderer Gebiets- Iheile der russischen Flora vorgenommen, und nur solche Pflanzen als echtbegründet gute Arten erklärt, deren Unterschiede sich auf in jeder Richtung unveränderten Merkmalen gestützt vorfanden; die Phane- rogamen obbesagter Flora vertheilen sich in 58 Familien, von denen die der Compositen die meisten Repräsentanten aufweist, dann folgen
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die Ranunculaceen, Cruciferen, Rosaceen und Cyperaceen. — Aus den von Regel gegebenen kritischen Bemerkungen glauben wir unter anderen jener erwähnen zu müssen, die sich auf Atragene ochotensis Pall. beziehen indem diese mit der in Oesterreich vorkommenden Alv. alpinaL.sich nur dadurch unterscheidet. dass bei ersterer die 4 äusseren Blüthenhüllblätter oft etwas breiter sind, in einzelnen Fällen aber ganz zusammenfallen. Als neue Arten werden beschrieben: Pulsatilla aja- nensis, der Puls. vernalis in Blumen und Tracht, und der P.albana in ihren Charakteren nahestehend; Cardamine pedata; Braja Tillingüi, daun Br. siligquosa Bung. durch die lange Schote verschieden; Cher- leria sibiriea durch ihren Habitus von Ch. sedoides abweichend, u. ın. a. Dieser Abhandlung folgt Prodromus monographiae maranuarum von Dr. Fr. Körnicke, zu welcher Bearbeitung auch unser hochverdienter Herr Direktor Dr. Fenzl mit seiner allbekannten Liberalität reich- haltiges Materiale lieferte. Sr.
— „Flora der Bukovina“ von Dr. Franz Herbich; Leipzig 1859. Verlag von F. Volkmar. pag. I—-VI und 1—460. — Der Verfasser hotanisirte während 20 Jahren in der Bukovina und hat auch einige der angrenzenden ungarischen und siebenbürgischen Alpen besucht. — Pag. 1—14 werden die Gestalt der Oberflächen, die klimatischen und ve- gelativen Verhältnisse des Landes besprochen. Die Flora enthält 1100 Arten; die Pflanzen sind nach dem Endlicher’schen System gruppirt. Als neu für die Bukovina vom Verfasser entdeckt, fällt uns nur Typha Suttleworthü 1. c. pag. 89 auf, so wie Arum orientale. Zu anderen unter neuen Namen angeführten Pflanzen, erlauben wir uns Berichti- gungen. So z. B. dürfte unter Sesleria cerulea 1. c. pag. 33 wohl S. marginata Griseb. verstanden sein; Botryanthus stereo- phylius Herb. 1. c. pag. 71 istmit Hyacinthus leucophaeus Stev. synonym. Crocus vernus |. c. pag. 81 dürfte Crocus banaticus H euff. sein; Anthemis hemisphaerica Herb., die wir vom Hrn. Verfasser selbst erhielten ist mit A. macrantha Heuff. einerlei ; Anthemis caespitosa Herb. mit A. tenuifolia Schur. — Statt Centaurea atropurpurea soll wohl C. Kotschiana Heuff. gemeint sein. Centaurea Bibersteinii ist nicht von €. maculosa Lam. verschieden; man ver- gleiche hierüber die Ansicht des H. A. Jordan in den Observations sur plusieurs plantes rares ou eritiques de la France 1847 ; einquieme frag- ment. — Gentiana buccoviniensis Herb., schon 1836 aufgestellt, mag G. utriculosa L. sein. — Pedicularis foliosa der Bukovina ist sicher nicht die wahre Pflanze dieses Namens, sondern P. exaltata Bess. — Unter Bupleurum falcatum ist wahrscheinlich B. diversi- folium Koch eonfundirt. — Warum dem Heracleum palmatum ein neuer Name: H. simplieifolium gegeben ward, ist nicht einzusehen. Die Pflanze, die der H. Verfasser als Ayuilegia vulgaris anführt, ist sicherlich die seltene Aquilegia glandulosa Fisch. (A. alpina Baumg. enum. Transv.); Potentilla pratensis Herb. ist nach Origmal- Exemplaren identisch mit P. delphinensis Godr. et Gren. — Schliesslich erlauben wir uns die Bemerkung, dass wir in diesem Werke einige Arten vermissen, die der Verfasser im 19. Jahrgang der Regensburger bota-
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nischen Zeitung als in der Bukovina gefunden, angibt: z. B. Phlomis pungens und Arenaria montana. V, v. Janka. — Der Jahresbericht der Gesellschaft für nützliche Forschungen zu Trier vom Jahre 1858 bringt in botanischer Beziehung vom Kreis- Physikus Dr. Rosbach „Beobachtungen über die Entwicklung der Vegetation im Jahre 1858“, die Beschreibung einer neuen Art Sedum, u. z. Sedum trevericum Rosb., welches in der Nähe von Trier auf breitem Sandstein, manchmal auf Thonschiefer, aber nie auf Kalk, theils allein für sich, theils mit Sed. reflexum vorkommt; von diesem letzteren unterscheidet sich diese neue Art durch die graugrüne Farbe des blü- henden Stengels (auf sehr trockenen dürren Stellen mehr weniger ins gelbrothe übergehend), durch eine kleinere aber dichtere Trugdolde, welche zumal bei der hellen ins gelbe übergehenden Farbe der Blüthen- stiele und Kelche das schöne goldgelb der Blüthen als eine ununter- brochene Masse erscheinen lässt. Endlich gibt Dr. Rosbach eine systematische descriptive Beschreibung der kryptogamischen Gefäss- pflanzen der Trierischen Flora, welche 35 Arten und eine grosse Anzahl von Varietäten aufweist. Sr. — Die Berichte des naturwissenschaftlichen Vereins des Harzes für die Jahre 1857 — 1858 in Wernigerode bringen uns manche interes- sante Mittheilung über Botanik. Herr Regierungsdirektor Sporleder bespricht drei für die Flora von Wernigerode neue Pflanzen. Trifolium ochroleueum L., Aethusa cynapioides M.B. und Bromus serotinus. Hr. E.Hampe gibt eine Andeutung „über Anlagen zur Cultur der Alpenkräuter“, erwähnt bei dieser Gelegenheit auch die in verschie- denen Gärten gepflogenen Cultur-Methoden, bespricht die in Schönbrunn übliche Methode die Alpenpflanzen meist in Töpfen zu eultiviren. — In Breslau fehle der richtige Substrat, und Hampe bezweifelt einen Erfolg von der Alpenpflanzen-Anlage unter Bäumen, da es bekannt ist, dass Alpenpflanzen unter Bäumen nicht forlkommen etc. Hamp e gibt eine detaillirte Beschreibung der Anlagen, wie sie am zweckmässigsten für Aufziehung vou Alpenpflanzen geeignet sind: baumfreie Lage gegen Norden mit einer durch Felsen oder Mauer gedeckten Rückwand, — der Grund wenigstens 1 Fuss tief mit Bruchsteinen ausgefüllt ;— daraufdie künstliche Alpe mit grösseren und kleineren Felsstücken aus porösen Sandsteinen, (aus Kalktuff besonders für Saxifragen), die Löcher mit mehr weniger mit Kies vermengter humusreicher Erde ausgefüllt u.s. 1. — Hr. W.Berkhan bespricht einige seltene Pflanzen, im Heimburger Reviere „Horst“, wie Coronilla montana, Cephalanthera pallens, Epi- pactis microphylla Ehrh. (von der Koch in seiner Synopsis sagl, diese Pflanze lebend noch nie gesehen zu haben), Circaea inter- media, Athamantha libanotis etc. In Bezug auf Phytopaleontologie finden wir einen Aufsatz von Dr. Tasche über Pflanzenreste im bunten Sandsteine von Nienburg a/S. und von Regierungsrath Stichler über Credneria Zenk. Im letzteren Aufsatz finden wir mit grossem Be- dauern eine Rüge gegen einen unserer Wiener Phytopaleontologen wegen Mangel an „lebendigem wissenschaftlichen Interesse“. Regie- rungsrath Stichler bemerkt nämlich, dass „auf das Ersuchen um ge-
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fällige Mittheilung seiner Ansicht und bezüglich Aeusserung tiber die: von demselben durchgeführte Hampe’sche Ansicht ‚dieser Herr nicht eingegangen Sei, sondern letztere selbst noch: in seinem neuesten Werke, wo sich wohl Gelegenheit dazu darbot ‚ unbeachtet gelassen hat, hat allerdings befremden müssen, da es w enigstens nicht von leben- digem wissenschaftlichen Interesse zeigt*- Sr.
— Von Heinrich Hanstein istin Darmstadt. erschienen: Ver- breitung und Wachsthum der Pflanzen in ihrem Verhältnisse zum Boden auf Grundlage einer Betrachtung der Vegetation zwischen Rhein, Main und Neckar für Botaniker. Landwirthe ,„ Cameralisten und Forstleute bearbeitet.
— Ueber den Cacao und dieChocolade ist von Dr. Alf. Milsihöen lich in Berlin eine 129 Seiten umfassende Monographie. erschienen, die mit 3 Tafeln Abbildungen, 1 Karte und 4 Holzschnitten ausgestaltet wurde.
— Von Felix Berdau ist eine Beschreibung der Flora. des Gebietes von Krakau erschienen.
Sammlungen.
Die Kryptogamen Baden’s. — Unter Mitwirkung mehrerer Botaniker gesammelt und herausgegeben von Apotheker Jack in Salem, Apotheker Leiner und Dr. Stitzenberger in Constanz.
Seit dem Jahre 1857 wird von obigen Botanikern eine Sammlung von Kryptogamen aus Baden veranstaltet, und es wurde bis jetzt jährlich 1 Centurie, aus allen Abtheilungen der Kryptogamen, in je 2 Faseikeln herausgegeben. Erschienen sind bis jetzt 2 Centurien, und eine 3-te wird demnächst ausgegeben werden. — Die Ausstattung dieser Samm- lung ist einfach „ jedoch recht gefällig und zweckmässig. Jede Centurie besticht aus 2 Fascikeln, worin sich Kryptogamen aus allen Familien befinden. — Jede Species findet sich auf ein Blatt Schreibpapier ' aul- geklebt, und ist wo immer möglich reichlich aufgelegt und von ver- schiedenen Standorten gegeben. — Die Fascikel erscheinen entweder in Gross-Octav oder in Folio. — Der Preis ist. so billig gestellt, dass auch der Unbemittelte sich selbe anschaffen kann, und den Herren Herausgebern kaum die Unkosten gedeckt: werden‘ dürften, woraus auch hervorgeht, dass es sich hier um kein gewinnbringendes Unter- nehmen handelt, sondern dass es aus Liebe zur Sache geschieht. — Der Zweck, den sich die Herren Herausgeber bei Ihrem Unternehmen gestellt haben ist nach dem Prospekte folgender : „Sie wünschen. da- durch die vaterländische Naturgeschichte auch auf diesem am wenigsten angebauten Felde zu erweitern, sodann für das Studium der Kryplo- gamen überhaupt neue Kräfte anzuwerben, dieselbe durch Verbreitung sicher bestimmter, lehrreicher Exemplare zu erleichtern, und vor. Allem die Pllanzenfreunde des Landes zum ersten Male zu einem ge- meinschaftlichen Werke zu sammeln und zu vereinigen.“ — Um..die
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Richtigkeit der Bestimmungen der ausgegebenen Pflanzen verbürgen zu können, haben sich die Herren Herausgeber mit anerkannten Bola- nikern in Verbindung gesetzt, welch’ letztere die Gefälligkeit hatten, schwierige Bestimmungen zu verifieiren. — Es sind die HH. Dr. L. Rabenhorst in Dresden für Algen, Pilze, Leber-Moose; Dr. Ph. ‘Hepp in Zürich für Flechten; Ph. Gümbel in Landau für Laubmoose; und Hofrath Döll in Carlsruhe für Farn.
Der Preis ist für die Centurie in Gr 068-Octav 4 fl. rhein. oder für die Centurie in Folio 5fl. rhein. — Wer 5—10 Species der badischen Flora jede in mindestens 50 schönen Exemplaren einsendet, erhält solche als Mitarbeiter gratis. Den Bezug vermittelt Herr Apotheker L. Leiner ‘in Constanz.
Dieses schöne und zweckmässige Unternehmen, welches einem sehr fühlbaren Bedürfnisse Süd-Deutschland’s abhilft, haben wir vom Anfang an mit grosser Freude begrüsst, und wünschen demselben einen recht guten Fortgang. Die späteren Hefte zeigen auch, dass «das Unternehmen immer weiteren Beifall erlangt, und immer mehr Mit= glieder demselben Beiträge liefern. — Es ergibt sich im Allgemeinen die Beobachtung, dass das Studium der Kryptogamen in Süd-Deutschland nur ausnahmsweise von wenigen Botanikern betrieben wird, während solches dagegen in Nord- Deutschland viel verbreiteter‘ ist. Einen Beweis dafür liefern die Kryptogamen-Floren, welche fast alle von Norddeutschen verfasst sind, und nur selten ein süd-deutscher Standort sich darin angezeigt findet. Eben so die Kryptogamen-Sammlungen, welche fast alle von Nord-Deutschland ausgehen. — Schon öfter dachte ich darüber nach, woher wohl diese Erscheinung herrühren möge? Von dem Mangel an Kryptogamen in Süd-Deutschland rührt dieses wohl nicht her, denn ohne Zweifel ist Süd-Deutschland eben so reich, wenn auch weniger gekannt. — Mir scheint der Grund vielmehr darin zu liegen, dass die Phanerogamen - Flora Süd - Deutschland’s viel mannigfaltiger und reichhaltiger ist als die des Nordens, so dass dem Botaniker des Südens der Reitz des Neuen und Schönen der Flora nicht sobald ausgeht. Macht derselbe in pflanzenreichen Gegenden wie z.B. in’ den schwäbischen Alpen oder im Breisgau, auf dem Schwarzwalde ete. grössere Excursionen, so wird er alle Jahre mit neuen Kindern. Florens reichlich beschenkt nach Hause gehen. — Erst dann, wenn die Phanerogamen = Flora‘ erschöpft ist , oder wenn man dazu besondere Anregung bekommt, wendet man sich den Kryptogamen zu. — Man trifft: deshalb auch bei vielen sehr eifrigen Botanikern Schwabens nur wenige, welche weiter als bis zu den Farn gehen. —
Es ist nun sehr erfreulich zu schen, dass einige Männer sich hier vereinigen, um dieses Studium auch in den süd-deutschen Gauen mehr zu fördern und weiter zu verbreiten, nachdem es im Norden schon längst viele Freunde zählt.‘ — Dass zum Studium der Kryptogamen richtig bestimmte Arten eines der nülzlichsten und besten Hilfsmittel, besonders für Anfänger sind, ist allgemein bekannt. — Bei der Nomen- elatur der Genera und: Spezies wurden durchgängig die Namen der neuesten Werke darüber ‘gewählt; nebenbei sind. die Synonyma der
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hauptsächlichsten Floren und Handbücher darüber mit aufgeführt, was sehr zur Erleichterung denen dient, welchen die neuesten Namen weniger geläufig sind. ;
In der 1. Genturie finden sich folgende Arten:
A. ALGEN: 1. Gleocapsa aurata Stitzb. mit @. ambigua var.. violacea Naegel. (von Constanz Dr. Stitzenberger). 2. Nostoc commune V auch. (von Constanz). 3. Oscillaria Fröhlichi Kütz. (von Freiburg Prof. Wartmann). 4. Diatoma Ehrenbergü Kütz. (von Bodensee bei Constanz Dr. Stitzb.). 5. Meridion eirculare Ag. mit Synedra biceps var. recta Kütz. (von Freiburg Dr. Cramer). 6. Closterium lanceolatum Kütz. (von Freibuug Prof. Wartmann). 7. Zygnema affine Kütz. (von Constanz im Rheine Dr. Stitzb.).- 8. Petraspera bullosa Lk. (von Freiburg Dr. Cramer). 9. Pleuro- coccus miniatus N aeg. (von Constanz und Freiburg). 10. Chlamydo- coccus pluvialis A. Br. (von Freiburg Prof. Wartm.). 11. Hydro- dietyon utriculatum Roth (von Freiburg Prof. Wartm.). 12. Prasiola crispa Kütz. (von Mernsburg Leiner). 13. Conferva laevis Kütz. (von Constanz Stitzb.). 14. Cladophora glomerata Kütz. (von Salem Jack). 15. Bulbochaete setigera Ag. (von Freiburg Dr. Cramer). 16. Draparnaldia glomerata Ag. (von Salem Jack).17. Chantransia violaced Kütz. (von Freiburg Cramer et Wartm.). 18. Batracho- spermum filamentosum A. Br. (von Salem Jack). 19. Lemania fluvia- tilis Ag. (von Freiburg Prof. Wartm.) 20. Nitella mucronata Kütz. (von Salem Jack).
B. LICHENES. 21. Cladonia squammosa et ventricosa Fr. (von St. Blasier Stitzberger). 22. Cladonia rangiferina y. sylvatica Schaer. (von Constanz Stitzb.). 23. Stereocaulon corallinum Laur. (von Freiburg Dr. Cramer). 24. Baeomyces roseus Pers. (von Constanz Leiner). 25. Lecidea albo-coerulescens a) vulgaris Schaer. (von Heidelberg Dr. Ahles). 26. Bacidia rosella Moss. (von Heidel- berg Dr. Ahles). 27. Arthonia gregoria Koerb. (von Salem Jack). 28. Evernia furfuracea Fr. (von St. Blasier Dr. Stitzb.). 29. Rama- lina fraxzinea Ach. (von Heiligenberg Jack). 30. Anaptychia eiliaris Koerb. (von Constanz Stitzb.). 31. Solarina saccata Ach. (von Heiligenberg, Constanz, Jack, Leiner). 32. Peltigera venosa Schaer. (von Bruchsal, Heiligenberg, Constanz). 33. Imbricaria perlata P.ci- kiata Hepp. (von Heidelberg Dr. Ahles). 34. Parmelia speciosa Ach. (von Heidelberg Dr. Ahles.) 35. Pannaria rubiginosa . conoplea Koerb. (von Heidelberg Dr. Ahles.) 35. a) Lenomandra Jungerman- niae Dec. (von Heidelberg Dr. Ahles.) 36. Psoroma lentigerum Mass. (von Bruchsal, Ob. Banach). 37. Callopisma cerinum a) Ehrharti Schaer. (von Constanz Dr. Stitzb.). 38. Leptogium lacerum Koerb. (von Salem Jack). 39. Pertusaria leioplaca b. Juglandis Hepp. (von Constanz Stitzb.). 40. Pyrenula glabrata Mass. (von Salem Jack).
C. FUNGI. 41. Ustilago segetum b) Hordei Fr, (von Constanz Stitzb.). 42. Uromyces apendiculatus Fr. (von Constanz Wilhelm). 43. Cystopus candidus Fr. (von Constanz Leiner). 44. Coleosporium Synantherarum Fr. Forma Prenanthis (von Pryberg Dr. Stitzh.).
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45. Epatea gyrosa Rabenh. (von Constanz’ Dr. Stitzb.). 46. Aeci- dium Euphorbiarum Pers. (von Constanz Dr. Stitzb.). 47. Phrag- midium bulbosum Schlechtd. (von Constanz Stitzb.). 48. Dothidea typhina Fr. (von Constanz Stitzb.). 49. Leocarpus vernicosus Lk. (von Salem Leiner). 50. Cyathus striatus Hoffm. (von Constanz Leiner). 51. Erysiphe bicornis Fr. (von Constanz Leiner). 52. Bom- bardia fasciculata Rabenh. (von Constanz Dr. Stitzb.). 53. Dothi- dea ochracea Fr. (von Constanz Stitzb.). 54. Peziza scutellata L. (von Constanz Leiner). 55. Geoglossum glabrum Pers. (von Salem, Constanz, Jack, Leiner). 56. Clavaria grisea Pers. (von Constanz Lehmann). 57. Telephora palmata Fr. (von Salem Jack). 58. Cra- terellus cornuicopioidesP ers. (von Constanz Dr. Stitzb.). 59. Poly- porus versicolor Fr. (von Constanz Baur.). 60. Hygrophorus cocci- neus Fr. (von Constanz Baur.) 60. a) Erineum alneum Pers. (von Constanz Lehmann).
D. HEPATICAE. 61. Riccia fluitans L. (von Constanz Lein er). 62. Preissia commutata a) major Nees. (von Salem Meersburg, Jcck, Leiner). 63. Aneura pinguis Dumert. (von Salem Jack). 64. Radula complanata Dumert. (von Salem, Constanz , Jack, Leiner). 65. Lepidozia reptans Nees. (von Salem Jack). 66. Chilosypphus polyanthus Corda (von Salem Jack). 67. Junger- mannia trichophylla L. (von Salem Jack).
E. MUSCI. 68. Pleuridium alternifolium Brid. (von Salem Jack). 69. Hymenostomum microstomum R. Br. (von Constanz Leiner). 70. Gymnostomum curvirostrum Hedw. (von Ueberlingen Jack). 71. Dicranum montanum Hedw. (von Salem Jack). 72. Fissidens adian- thoides Hedw. (von Salem, Constanz, Jack, Leiner). 73. Tricho- stomum pallidum Hedw. (von Salem Jack). 74. Barbula subulata Brid. (von Salem, Constanz, Jack, Leiner). 75. Ceratodon purpu- reus Brid. (von Constanz Leiner. 76. Teiraphis pallucida Hedw. (von Salem, Constanz) 77. Encalypta vulgaris Hedw. (von Salem Jack). 78. Orthotrichum anomalum Hedw. (von Salem Jack. 79. Hedwigia eiliata Hedw. (von Hegau, Jack). 80. Physiomitrium pyri- forme Br. et Schpr. (von Salem, Constanz). 81. Leptobryum pyri- forme Schpr. (von Meersburg Jack). 82. Brium intermedium Brid. (von Constanz Leiner). 83. Mnium stellareH edw. (von Salem Jack). 84. Philonotis calcarea Br. et Schpr. (von Ueberlingen Jack). 85. Atrichium undulatum R. Bauv. (von Salem Jack). 86. Pogonatum aloides Brid. (von Baden, Salem, Rauch, Jack. 87. Polytrichum gracile Menz. (von Constanz Leiner). 88. Anacamptodon splach- noides Brid. (von Baden, Kandern, Prof. Leubert). 89. Neckera pen- nata Hedw. (von Salem Jack). 90. Climacium dendroides W.K.(von Constanz Lehmann). 91. Plagiothecium silesiacum Schpr. (von Salem Jack). 92. Rhynchostegium rusciforme Schpr. (von Baden Bausch). 93. Eurynchium piliferum S chpr. (von Heiligenberg Jack). 94. Hyocomium flagellare Schpr. (von Baden, Bausch, Prof. Leu- bert). 95. Amblystegium serpens Schpr. (von Salem, Constanz, Jack, Leiner). 96. Limnobium palustre Schpr. (von Salem Jack).
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97. Hypnum erista castrensis L. (von Salem Jack). 98.- Hsinegueien: triquetrum Schpr. (von Constanz Leiner).: F. FILICES. 99. Asplenium viride Huds. (von Meershurg, Salem, Constanz). 100.:Asplenium Ruta muraria L.. (von Constanz Leiner). Aus dieser Anzeige erhellt, dass .diese Sammlung vieles Seltene enthält, und zugleich als richtiger Beitrag zur Flora Badaus: und Süd-
Deutschlands dient. “ Klosterwald in Hohenzollern, den 20. Sept. 1859. Apotheker Sautermeister.
it Botanischer Tauschverein.
— Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Pfarrer Koblmayr in Maltein, mit Pflanzen aus Kärnthen. — Von Herrn Knebel in Breslau, mit Pflanzen aus Schlesien. — Von Herrn ,VA&ner in Sziget, mit Pflanzen aus Ungarn.“ — Von Herrn Andorferin Langenlois , mit Pflanzen ‘aus Nieder- Oesterreich. — Von Herrn Bayer in. Wien, mit Pflanzen aus Ungarn. — Von Herrn Pfarrer Matz in Höbesbrunn, mit Pflanzen. aus Oesterreich. — Von Herrn Oberleitner in Steieregg, mit’Pflanzen aus Ober-Oesterreich. — Von Herrn Dr. Lagger in Freiburg, mit Pflanzen aus der Schweiz. — Von, Herrn Yal deLievre in Innsbruck, mit Pflanzen aus Tirol. BR
— Sendungen sind abgegangen: An die Herren: Dr. D üfite c h midt in Linz, Sautiermeister in Klösterwald, Reuss in Prag, Hacken- soellner in Olmütz, Wiesner in Wien. ’
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Mittheilungen.
— Carex-Vegetationim Norden. Einen eigenthümlichen Anblick gewähren in Lappland“ und dem angrenzenden Westerbotten einzelne Moore, auf denen gewisse dichtrasige Carex-Arten besohders häufig vorkommen. Dass über+ haupt die Carices durch ihre Rasen die Moore &angbar machen, ist bekannt. In Lappland aber, wo sie seit Jahrtausenden unberührt von‘ der Eultur. sich. ent- wickeln konnten, haben sie nach und nach völlige Erhöhungen gebildet, die bald länglich wie Grabhügel , bald mehr rundlich gebildet sind, und oft 2—3 Fuss über die Fläche des Moöres hervorragen. Auf diesen Erhöhungen siedeln sich dann Fichten oder Kiefern’ an, und in manchen sumpfigen Wäldern kann man unter . jedem Baume noch den abgestorbenen Carex-Hügel erkennen, welcher der Pflanze die zu ihrer Entwicklung geeignete Localität, rings umgeben. vom schwammigen Moore, gewährt hat. Wird später ein solcher Wald gefällt und der Sumpf. ausge- trocknet, wie: dies in Westerbotten wohl vorkommt, so gleicht eine solche Fläche von Weitem betrachtet, einem verlassenen Begräbnissplatze mit dicht gedrängten, usordentlich durcheinander geworfenen Grabhügeln. (Flora.)
— Rieinuskultur. Als im Jahre 1739 in Verona die Anwendung‘des Ricinusöles allgemein wurde, dieses aber aus Amerika über ‘Venedig eingeführt sehr theuer, verfälscht und verdorhen war, hatte man. den Anbau des Wunder- baumes vorerst im Distriet. von Legnago versucht , von wo aus dann. sich die Cultur dieser höchst wichtigen Pflanze weiter verbreitete, Die Ricinuspflanze ge- deiht in einem sandigen Boden und dann am besten, wenn im Sommer "häufige Regen die Vegetation kräftigen, oder in’ einem feuchten, kalten Boden. wenn dieser stark gedüngt wird, teichliche Düngung, Nleissiges Ackern und Anhäufeln
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dann Entfernung des Unkrautes sind: Hauptbedingnisse , um eine gute Ernte zu erhalten, welche sich von Mitte Juli an bis halben August hinauszieht, und im Durchschnitt auf einem Acker von 3047 Quadr. Met. (beiläufig 770 Quadr. Klitr.) über 5 Cent., ja manchmal sogar 10 Cent, reinen Samen beträgt, Der Wunder- baum bietet verschiedenartige Vortheile, erstens geben die Samen ein Oel, ‘welches nicht allein in medicinischer Beziehung von Wichtigkeit ist, sondern auch als vorzügliches Leuchtmaterial und als Schmieröl in der Gärberei und bei der Seifen-Fahbrikation verwendet wird ; die Oelkuchen bieten ein vorzüzliches Dungmaterial und werden meistens in die päbstlichen Staaten ausgeführt behufs Düngung des Hanfes; die Blätter geben Nahrung der neu eingeführten Rieinus- Seidenraupe; aus den Stengeln kann män ein vorzügliches Gespinnst erhalten, ursH.
— Nach Dr. Ritthausen wird in nördlichen und kälteren Himmels- strichen, in nebel- und regenreichen Ländern ein an Stickstoff ärmeres Getreide produeirt als in südlichen und warmen Gegenden, Ferners wurde beobachtet, dass die Weizen sehr südlicher Länder meist "hart und glasig sind und den Stickstoff fast ausschliesslich in der Form von. Kleber enthalten, wogegen die nördlichen Länder häufiger weiche und mehlige Weizen erzeugen, in welchen neben dem Kleber gewöhnlich namhafte Mengen Pflanzen - Eıweiss sich vor- finden. Ferners bemerkt Dr. Ritthausen, dass üppige, kräftige Pflanzen mit intensiv grüner Farbe stets reicher an ‚Stickstoff sind, als Pflanzen. der gleichen Getreideart und von gleicher Vegetationszeit,, die nur dürftig entwickelt, licht- oder hellgrün erscheinen ; sie enthalten meist auch mehr Vegetationswasser und oft weniger Kieselerde als diese, Diese Thatsachen legen die Vermuthung' nahe, dass die Mengenverhältnisse der Pfianzen, die Folgen der verschiedenen , durch locale Einflüsse hauptsächlich bedingten Ernährung sind, und dürften auch einiger- massen beitragen zur Erklärung des Lagerns von üppigem Getreide.
— Ineiner Abhandlung über die Biegssamkeit der Pflanzen ‘gegen ‚klimatische Verhältnisse gelangt Basiner unter anderem zu dem Resultate, dass die Pflanzen vorzüglich durch das Vermögen, ihre Vegetationsperiode,, so wie die Menge und Beschaffenheit ihrer Bestandtheile innerhalb gewisser Gränzen abzuändern, sich den klimatischen Einflüssen anpassen. Hiebei sollen namentlich die Varietäten und Racen von kürzerer Vegetationsperiode in. kälteren oder excentrischen Climaten entstehen, und die Varietäten und Racen von längerer Dauer in wärmeren oder gemässigten Himmelsstrichen.
— Aus Össeg schreibt man: Als interessantes naturhistorisches Cu- riosum theile ich Ihnen mit, dass etwa 40 Schritte von der Strasse, die von der Hauptstrasse sich abzweigt und gegen Pilkau führt, im vollen Blätterschmucke eine Weide steht, aus derem Stamme eine Fichte hervorgewachsen ist, die be- reits eine Höhe von etwa 5 Klaftern hat und recht üppig aussieht. /
— Ein stattlicher Epheu stelıt in dem Dorfe Stadthassbach in Kurhessen an dem Hause eines Bürgers. Dieser Epheubaum, der die 33” hohe und 24° breite Giebelseite. des Hauses mit seinen immergrünen Blättern be- kleidet, hat, 4° über der Erde gemesseu,'an der breiten Seite einen Durchmesser von 45 Wiener Zoll, an der schmalen 8 Zoll. Bei 6 Fuss Stammhöhe beginnt die Ausbreitung der Zweige.
— Man hatin Belgien in den Gegenden, wo das kalte Fieber fort- während haust, als wirksames Mittel gegen die Krankheit, grünen oder getrock- neten Hopfen angewandt, den man wie Thee geniesst.
— Aus Dortmund meldet man vom 4. September v. J. der Kölner Zeitung, dass die jetzt - innerhalb des Bahnhofes stehende Vehmlinde im Früh- Jahre ihre um einige Jahrhunderte jüngere Gefährtin durch den Sturm verloren habe, so dass sie allein den Gerichtsstuhl überschattet. In den Hundstagen ver- dorrten ihre gelb gewordenen Blätter, und jetzt prangt der in der ganzen Höhe klafterweit gespaltene Stamm im schönsten Frühlingsgrün, während die in der Nähe befindlichen jüngeren und scheinbar kräftigeren ‚Bäume ihre blattlosen Aeste in die Luft streckten. . !
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Correspondenz der Redaktion.
Herrn S—r in P—g: „Der versprochene Artikel wird willkommen sein“, — Herrn O—r in St—g: „Habe diesmal für Sie keine Pflanzen erhalten, Meine Gegensendung kann nicht so schnell folgen , alljährig häufen sich um diese Zeit die Arbeiten fast schwindelerregend“, — Herrn M. M. in H.: „Portraite können separat nicht abgegeben werden“. — Herrn K—r in M.: „An die zool.-botan. Gesellschaft 4 fl. gezahlt“.
Inserate.
Im Verlage von Eduard Trewendt ist soeben erschienen und ink. W Seidel’s Buchhandlung in Wien, Graben 4122, zu haben:
Parerga lichenologica.
Ergänzungen zu „Systema Lichenum Germaniae“
von
Dr. 9. W. Körber. Erste Lieferung. gr. 8. Eleg. brosch. Preis 2 fl.
Dieses Werk, welches complet etwa drei Lieferungen umfassen dürfte, soll nicht nur zu den im „Systema“ beschriebenen Flechtenspecies die im Laufe der letzten 4 Jahre angewachsenen und nothwendig gewordenen Ergänzungen, so wie mancherlei Berichtigungen und Verbesserungen bringen, sondern auch durch Hinzufügung der mittlerweile entdeckten, für Deutschland neuen oder überhaupt neuen Flechten das System selbst erweitern. Um nun eine Confor- mität mit dem „Systema Lichenum“ herzustellen und so in den „Parergis“ ebenfalls eine (und jetzt noch weit vollständigere) Uebersicht der gesammten Lichenenflora Deutschland’s zu geben, sind auch alle diejenigen Flechten wieder aufgeführt, bei denen es nicht nöthig oder möglich war, irgend eine Ergänzung oder Berichtigung hinzuzufügen. So werden nun „Systema“ und „Parerga‘‘ zusammen ein geschlossenes Ganze bilden, in welchem Eins das Andere er- gänzt, und alle Diejenigen, welche im Besitze des Systema sind, werden die Parerga nicht entbehren können , wie anderseits jeder Neuling in der Licheno- logie, der nach genannten Werken die Lichenen studiren will, sich Beide wird anschaffen müssen.
Am 4. und 18. jeden Monats erscheint bei Rümpler in Hannover, und ist durch alle Postämter und Buchhandlungen zu beziehen:
BONPLANDIA.
Zeitschrift (mit Illustrationen) für die gesammte Botanik , Organ für Botaniker, Pharmacologen, Gärtner, Forst- und Landwirthe.
Preis: 5'% Rthlr. jährlich.
Diese Zeitschrift, datirt vom 4. Jänner 1860, seinen achten Jahrgang, eignet sich wegen ihrer grossen Verbreitung in allen Theilen Europa’s und Nord- Amerika’s ganz vorzüglich zu handelsgärtnerischen und buchhändlerischen Beilagen und Anzeigen. — Preis der Petitzeile 2 Ngr. Beilagen werden mit 2 Rthlr. das Tausend berechnet, und sind an die Expedition der Bonplandia zu Hannover zu richten.
Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von ©. Gerold. Druck von ©. Ueberreuter.
Oesterreichische
BOTANISCHE ZEITSCHRIFT.
Gemeinnütziges Organ
für Die österreichische 5 Exemplare, botanische Zeitschrift nel: 6 , die frei durch die Post be- erscheint Botanık und Botaniker, zoren werden sollen, sind den Ersten jeden Monats. N \ blos bei der Redaktion Man pränumerirtaufselbe » ( Wieden, N.331, Wien) Man pränumorirtaufselbe (Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte, (ide, v.224 wi (3 Thlr. 10 Ngr.) r Im Wege des ganzjährig, oder Apotheker und Techniker. Buchhandels übernimmt mit 2 fl. 63 kr. Oest. W. Pränumeration halbjährig. €. Gerold’s Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N> so wie alle übrigen 10 kr. Oest.W. — = Buchhandlungen. r HARD X. Jahrgang. WIEN, Feirus> 1860. INHALT; Anfrage über Hypeeoum litorale. Von Neilreich. — Sesleria-Arten Europa's und Asien's. Von Janka. — Brennholz in Zara. Von Alschinger. — Bemerkungen. Von He user. — Botanische Notizen, Von Sautermeister. — Pfarrer Rechsteiner. Von Dr. Wartmann. — Correspondenz. Vön Dr. Landerer. — Culturverhältnisse im Heveser Comitate. — Jahresbericht des botanischen Tauschvereins. — Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Berichligung. — Mittheilungen. — Inserate. Anfrag
über Hypecousm Titorale der kroalischen Flora.
Von August Neilreich.
Hy pecoum litorale wurde bekanntlich von Wulfen in Jac- quin’s Colleet. H. p. 205 aufgestellt und in Jacq. Icon. pl. rar. I. t. 309 abgebildet, auch in der Flora norica p. 216 et 794 kömmt es vor.
Nach Wulfen’s eigenen Worten sieht es dem H. procumbens L. höchst ähnlich, soll sich aber durch sämmtlich ungetheilte Blumenblätter
von demselben unterscheiden, ein bei der Gattung Hy p eco um aller- dings sehr auffallendes Merkmahl. Wulfen fand diese Pflanze nicht selbst, das einzige Exemplar, welches er besass und nach dem Be- schreibung und Abbildung : angefertigt wurden, erhielt er von Vordoni aus Sebenico in Dalmatien (Fl. norica p. 217). Durch Schreber ge- langte dies Unieum in die k. Sammlung zu München. wo es Koch ein- sah. und die Blüthen einer genauen Untersuchung unterzog. Durch Aufweichen der im setrocknete 'n Zustande unkenntlichen Blumenblätter fand er, dass die 2 innern derselben dreispaltig seien, wie bei H. pr o- cumbens L. und den anderen Arten dieser Gattung. (Koch in der Flora 1841 1. p. 349—51) H. litorale in Folge einer irrigen An- schauung aufgestellt und unrichtig gezeichnet, aber gleichw ohli in allen botanischen Werken auf die Autorität des berühmten Entdeckers an-
Oesterr. Botan. Zeitschrift 2. Heft. 1560. 3
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eeführt, existirt demnach als solches gar nicht, und die Pflanze, die Wulfen für neu hielt. war das schon den ältesten Botanikern bekannte H.procumbensLl.
Aehnliche falsche Angaben bestanden über das Vaterland der Wulf en’schen Pflanze und selzten sich durch ein halbes Jahrhunder! fort. Willdenow, durch die etwas undeutlichen Worte Wulfen’s in den Collect. Il. p. 203 et 205 irre geführt, versetzte nän:!ich das H. li- tor.ale in das sogenannte österreichische Litorale (Spee. pl. H. p. 704) und dabei blieb es, bis Bertoloni in der Flora italica U. p. 220 und Koch in der Flora 1839 I. p. 107 nachwiesen, ; Wulfen’s Pflanze im österreichischen Litorale gar nicht wachse, dass Wulfen dies auch nie behauptet habe, und dass man sie richtiger bei Sebenico in Dal- malien suchen müsse. Allen aus Wulfen’s Worten lässt sich nicht mit voller Sicherheit entnehmen, ob Vordoni selbst und wo er ei- gentlich die an Wulfen mitgetheilte Pflanze gefunden habe, sowie auch weder in Visiani's Flora dalmatica noch in Petter’s Insel-Flora von Dalmatien (Oestr. bolan. Wochenblatt 1852 p. 26—7) irgend einer Hypecoum-Art erwähnt wird. Dies muss um so mehr auffallen, als Visiani aus Sebenico gebürtig, in den Umgebungen seiner Vater- stadt gewiss fleissig bolanisirt haben wird.
Nach allem diesem könnte man nicht nur H.litorale Wulfen sondern auch H. procumbens L. mit Beruhigung aus der Flora Oesterreich’s streichen, wenn nicht in neuester Zeit Schlosser und Vukolinovie in ihrem Syllabus fl. croat. p. 164 „H.litorale L. in lit. eroat. ad Novi el Segniam* angegeben hätten. Da Linne kein H. litorale gekannt hat, so muss hier auf jeden Fall ein Schreib- fehler unterlaufen sein, entweder soll es H. litor ale Wulfen (nicht L.) oder H. procumbens (nicht litorale) L. heissen, wo dann im ersten Falle die weilere Frage entsteht, ob in Kroatien wirklich ein Hypecoum mit sämmtlich ungetheilten Blumenblättern vorkömmt. Die Sache ist um so beachtenswerther, als auch Desfontaines das H. litorale Wulf. an der Nordküste Afrika’s gefunden haben will (Fl. atlant. I. p' 147), als Tommasiniein Hypecoum unter dem Namen H. imberbe Sibth. aus Griechenland erhielt, auf das Wulfen’s Beschreibung genau passt (Flora 1840 I. p. 731, bei H. imberbe sind indessen zufolge der Fl. graeca Il. p. 47 t. 156 die zwei inneren Blumenblätter dreispaltig) und Reichenbach in der lconographia XII. f. 4465 ein H.litorale ohne Angabe des Fundortes mil ungetheilten Blumenblättern abbildet und diese Abbildung keine Copie aus Jacgq. Icon. ist. Gleichwohl werden die 2 inneren Blumenblätter bei allen bisher bekannten Hypecowum-Arten (mit Ausnahme jener wenigen, wo über die Gestalt der Blumenblätter gar nichts gesagt wird) als dreispaltig beschrieben (DC. Syst. IL. p. 101—4, Prodr. 1. p. 123—4. Walpers Repert. I. p. 117, Il. p. 750, Annal. bot. I. p. 23. IV p. 176), jaBernhardi (Linnaca 1833 p. 465) und Endlieher (Gen. p. 858) schreiben der ganzen Gallung dreispallige innere Blumenblälter zu, und ich habe keinen Autor efunde n. der mit Bestimmtheit erklärt hätte, er habe ein Hypecoum mit ganzrandiger Blumenkrone gesehen.
35 Hat also Wulfen, indem er unbezweifelt irrte, zufällig die Wahrheit errathen oder verfielen Andere, was wahrscheinlicher ist. in denselben Irrthum und übersahen sie gleich ihm, dass die 2 inneren Blumenblätter dreispaltig seien? Reichenbach dürfte seit dem Brande in Dresden schwerlich in der Lage sein. seine Abbildung aufzuklären, aber die Verfasser der Flora croatica (und um ihre Pflanze handelt es sich vor- zugsweise) können wohl ohne Zweifel angeben, welches Hypecoum sie in Kroatien gefunden haben, und ob wirklich die zwei inneren Blumenblätter ungetheilt sind. Sie werden daher höfliichst gebeten, dieser meiner Bitte zu entsprechen. Uebrigens wäre die kroatische Pflanze. wenn: sie auch nur H. procumbens L. sein sollte, ein neuer Bürger für die Flora des österreichischen Kaiserstaaltes. Wien, am 29. December 1859.
Diebisherbekannten Sesleria-Arten Europa’s und Asien’s. Von Viktor v. Janka.
1. Palea inferior apice 3—5 setigera rel aristata. 2. Palea inferior integra, mutica vel apice mucronato-aristata. 18. 2. Rhizoma estolonosum. 3. Rhizoma stolonifer:. . . . . .S. elongata Host. 3. Folia (saltem pleraque) plana vel planiuscula. 4. Folia (saltem pleraque) canaliculata, convoluta l.complicata.12. 4. Folia anguste linearia. 5. Folia latiuscule linearia. 8. . Inflorescentia subglobosa. Ovarium glabrum. 6. Infloresventia ovoidea. Ovarium apice pilosum. 7. 6. Spiculae albidae. Palearum aristae brevissimae: S. leucocephala DC. Spiculae coerulescentes. Arista media paleae inferioris dimi- diam subaequuns:. . . . . .S8.sphnmerocephala Arll. Folia parva cum culmis caespitosa. Panicula pisi magnitudine. Spieulae 2" longae. Styliconnati: S. tenella Hosl. Folia elongata in culmis subsolitarüs sparsa. Panieula multe amplior. Spiculae 3"' longae. Styli distineti: S. vaginata Orph.! 8. Arista media paleae dimidia magis I. minus brevior : S. coerulea .\rd. Arista media paleam dimidiom aequans 1. superans. 9. Glumaeovuto - lanceolatae. :O. Glumae lanceolato-acuntinatue, 11, 10. Panicula densa , ocoidea I. subeapitata : S. coerulansFriwaldsky! Paniceula laza. oblonga:. . .S. anthoxanthoidesJanka. = Nas
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11. Arista media paleam dimidiam ad summum longa, laterales multo breviores:. . . . .„S: nitida Ten.! Arista media paleam longa, later ales paulo breviores : S. phleoides Steven! 12. Folia canaliculata l. complicata utrinque convexa, dura, laevia.13. Folia subfiliformi-convoluta. 17. 13. Folia apice acuminata 1. breviter mucronata. 14 Folia apice subrotundato-obtusa, mutica : S. rigida Heuff.! 14. Folia sensim aequaliterve in acumen (pungens) attenuata. 15. Folia apice subrotundata breviter mucronata : S. polyathera C. Koch! 15. Arista media paleam aequans l. superans, laterales paulo tantum hreimores®... ... .S. caucasica Scheele! Arista media paleam dimidiam ad summum aequans, laterales multo breviores. 16. 16. Folia margine scaberrima:. . . .S. Heufleriana Schur! Folia margine vix scabra: . .S.robusta Schott! 17. Vaginae foliorum emarcidorum reticulato-fibrosae : S. tenuifolia Schrad. Vaginae foliorum emarcidorum numquam in fila_reticulata
sohtaess si‘. .. „8. filifolia Hoppe! 18. Dense caespitans, haud stolonifera. Folia filiformi - convoluta I. complicata: . . . A ...S. disticha Pers.
Laxe caespitans, stolonifera. Folia plana, mollia; S. pedemontana Reut.!
Aus dieser analytischen Darstellung sind Sesleria mutica Badaro und die noch inedirle $. tauricola Schott et Kotschy ausgeschlossen. Letztere, weil ich sie gar nicht kenne; — erstere, da ich ob ihres Arten- rechtes noch im Zweifel bin. Denn obwohl auch Parlatore in der Flora italiana I. sie mit S. coerulea vereinigt, so möchte ich ohne Vorlage von Original-Exemplaren doch ein absprechendes Urtheil nicht wagen, indem aus Badarö’s Beschreibung mehrere wesentlich von S. coerulea differirende Merkmale zu ersehen. Alle übrigen hier nicht vorkom- menden Benennungen sind Synonyma zu den angeführten. —
Sesleria phleoides Stev. und S. caucasica Scheele sind in Ledeb. fl. ross. IV. von Grisebach als eine Art begriffen. Grisebach sah wohl die S. caucasica in Originalexemplaren, kannte jedoch deren keine von Sesleria phleoides Stev., sondern diese blos aus der Be- schreibung in Marschall Bieberstein’s Flora laurico-caucasica. Im August des verflossenen Jahres theilte mir S. E. Herr Staatsrath Steven zu Sympheropol zwei Seslerien mit; — nämlich ein Exemplar seiner so seltenen $. phleoides, und eine von Hohenacker in Trans- kKaukasien (Karabagh) gesammelte Art mit der Bezeichnung „Sesleria ?nitida®“.— In letzterer Pflanze erkannte ich gleich die in meiner Samm- lung in Original- Exemplaren vertretene $S. caucasica Scheele’s. — Sesleria phleoides land ich etwas in der Tracht abweichend; die Blätter
37 sind nicht so strall! zusammengefaltet und starr, wieich sie an der 8. cau- casica sehe, sondern mehr flach und an den Rändern etwas eingerollt. Dieses, und noch der Umstand, dass Steven selbst die S. caucasica, — indem ich sie von ihm unter einem anderen Namen bekam —, von S. phleoides als verschieden anerkennt, veranlasst mich, sie vorläufig als getrennt anzuführen. In den auffallend langen Grannen der Paleen stimmen beide überein. In dieser Beziehung steht ihnen nur S$. tenella Host. zunächst. — Sollte sich auch späterhin die Identität der S. cau- casiea mit S. phleoides erweisen , so hat diess auf meine vorstehende analytische Methode durchaus keinen Einfluss; — die Art wird vielmehr nach dieser in jedem Falle richtig bestimmt werden können. St. Georgen in Ungarn, den 14. Jänner 1860.
Das Brennholz in Zara. Von Prof. Andreas Alschinger.
Das Brennholz wird uns auf zwei Seiten zugeführt; auf Schiffen von der Küste und den nahe gelegenen Inseln, welche hier zu Lande Scoglien genannt werden, und aus dem Innern des Landes auf Saum- thieren — Pferden und Eseln — Wägen, woran die Räder mit eisernen Reifen beschlagen sind, gibt es noch wenige in Dalmatien, besonders auf dem Lande. An den Morlakenwägen, die sich jeder Bauer selbst fabrieirt und wo er nicht einen einzigen eisernen Nagel verbraucht, sind die Räder ganz aus Holz und so roh gearbeitet, dass die Felgen nicht einmal ganz rund ausfallen. Dass man schon deswegen nicht viel darauf laden kann, versteht sich von selbst. Demungeachtet werden gewöhnlich acht Ochsen vor einen solchen Wagen gespannt.
Unter den Brennholz-Gattungen , welche uns auf der See zuge- führt werden, nimmt die Mastixpistazie — Pistac’a Lentiscus — des häufigen Vorkommens wegen den ersten Platz ein. Sie wächst in Dalmatien blos strauchartig, blüht Ende März, hat gefiederte immergrüne Blätter, riecht stark und unangenehm, daher sie hier zu Lande unter dem Namen Smerdella, Stinkstrauch, bekannt ist. Sie liefert kein Harz, wie jene auf den Inseln des Archipelagus, wo sie zu einem mittel- mässigen Baume emporwächst, enthält aber Harz, was der starke Harz- geruch verrath, weswegen auch das Holz sehr gut brennt, selbst wenn es nicht besonders trocken und dürr ist. Die rundlichen Beeren reifen im December und sind dann glänzend schwarz. Die hiesigen Landleute sammeln sie zuweilen und pressen ein Oel daraus, welches trotz des starken Geruches im Nothfall d. h. in Ermanglung des Baumöles zum Verspeisen verwendet wird. Im Jahre 1816, wo die grosse Hungers- noth war, und auch im Jahre 1829, war man froh, solches pressen zu können.
Den zweiten Platz unter den Brennholz-Gatiungen nimmt der ebenfalls sehr häufig in Dalmatien vorkommende Erdbeer-
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oder Meerkirschenbaum — Arbutus Unedo. auf dalmatisch Planika, ita- lienisch Conbezzolo — ein. Dieser wächst zu einem miltelmässigen Baume empor. bleibt aber auch oft straucharlig, blüht den ganzen Winter vom October bis zum Februar, nnd hat ein glänzend immer grünes fast dem Lorbeer älnliches Blatt. Die Frucht ist der wahren Erdbeere, Fragaria vesca, sehr ähnlich, ist jedoch viel grösser. uni! fast voll- kommen rund; hat aber bei weitem den gewürzhaften angenehmen Geschmack nicht, wie letztere.
Es ist ein entzückend schöner Anblick für einen Nordländer, in einen Wald von Erdbeerbäumen zu kommen und die schönen fast scharlachrothen grossen Erdbeeren vom Baume herabhängen zu sehen. Sie reifen im October und November. Die Hirten essen sie und auch in die Stadt bringt man sie bisweilen zum Verkaufe herein. Auf der Insel Brazza, noch mehr auf Meleda hatte man angefangen, Branntwein daraus zu brennen; es wurde aber nicht lange damit fortgefahren, weil sich die Sage verbreitet hatte, der daraus erzeugte Branniwein berausche zu sehr und verursache Kopfweh.
Wäre etwas mehr Industrie in Dalmatien, so könnte die Brannt- weinbrennerei aus diesen Beeren ein einträglicher Culturzweig werden. Das Holz ist zwar ziemlich hart, springt aber bei der Spaltung immer aus. Als Brennholz ist es gut zu gebrauchen , nur muss es ziemlich gut ausgetrocknet sen, wo hingegen die Mastixpistazie selbst im grünen Zustande brennt.
Der dritte und vierte Platz in unserem Brennholze gebührt zweien Wachholder-Arten, Juniperus Oxycedrus et Juni- perus phoenicea. Juniperus Oxycedrus hält der Nord-Europäer beim ersten Anblick ganz für seinen Juniperus communis, bei näherer Be- trachtung findet er jedoch die Blätter etwas breiter und viel stechender. Vorzüglich unterscheiden ihn die Beeren, welche bei Oxycedrus gross, rölhlich und eiwas länglich, bei communis kugelförmig und blau- schwarz sind. Man isst diese Beeren gesotten und bringt sie auch zum Verkaufe aufden Markt, besonders im Februar und März, wo mancher armen Bauernfamilie , besonders in Iheuern Jahren, schon das Brod auszugehen pflegt.
In den Hungerjahren 1816 und 1829 lebten ganze Familien davon, glücklich war noch Derjenige, welcher sie mit einigen Tropfen Baum- oder Mastix-Oel geniessen konnte. Das Holz, welches sich seiner Harzigkeit und Spaltbarkeit wegen stark jenem der Abietineen nähert, brennt eben desswegen, wenngleich nicht sehr ausgetrocknet, doch gut. gibt aber wenig " Kohle, und ist daher als Brennmaterial nicht ge- rade sehr ökonomisch.
Juniperus phoenicea, spaltbar und harzig wie Oxycedrus, hat auch röthliche Beeren wie selber, allein hinsichtlich der Blätter gleicht er dem Juniperus Sabina so sehr, dass er beim ersten Anblick olt dafür gehalten wird, nur die Frucht unterscheidet ihn hinlänglich. Diese ist bei der Sabina schwarzblau. Der Siamm geht bei der phoe- nicea gerade in die Höhe, und wird deswegen in Dalmatien häufig zu Weinpfählen verwendet.
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Den fünften Platz nimmt die Steineiche — liebt einen steinigen Boden — Querc us Ilex, Gernika, ein. Ihr Holz gilt eigentlich als das beste Brennholz in Dalmatien, denn es ist ungemein feuerhaltig, wird aber auch, so viel mir bekannt ist, blos zum Verbrennen ver- wendet; denn der schwärzliche Stamm, daher der slavische Naıne Cernika, wächst gewöhnlich sehr knorrig in die Höhe, wird aber doch immer baumarlig.
Hierauf folgt die Steinlinde Philyrea media, slavisch Gomorika. Diese wächst bisweilen zu einem mässigen Baume auf, ge- wöhnlich aber findet man sie straucharlig mit herzförmigen gezähnten glänzenden Blättern. Dieser Strauch gibt ein gutes feuerhalliges Brenn- holz und eine gute Kohle, blüht schon Anfangs März und im darauf folgenden Winter reifen die Beeren und w erden schwarz. Sie sind eine Lieblingsspeise der Drosseln und anderer Vögel.
Aufdie Steinlinde folgt die baumartige Heide, Erica arborea, dalmatinisch Vries. Das ist das schöne, gewöhnlich klafterhohe Bäumchen, eine wahre Zierde vieler Gegenden Dalmaliens, besonders im April, in welchen Monat die Blülhezeit fällt. Man wird gar angenehm überrascht, wenn man aus dem Norden kommend das erste Mal im April in einen Wald von Heidebäumchen gelangt, welche in voller Blüthe prangen. Es ist ein entzückend schöner Anblick, die kleinen glockenförmigen, röthlich weissen, leicht beweglichen Blumen- krönchen zu sehen, besonders wenn man ganze ausgedehnte Flächen findet, welche mit diesen zarten Bäumchen gezierl sind. Die kleinen schmalen fast nadelförmigen Blättchen und der schlanke Wuchs des aschgrauen mit einem filzigen Wesen überzogenen Slammes und das kugelförmige Rhizoma — Wurzelstock — sind eben so viele Zierden für das Bäumchen und eine unbeschreiblich angenehm überraschende Augenweide für den nordischen Botaniker, wenn er zum ersten Mal in das südliche Europa kommt. Allein nicht blos der lebende Baum ist schön anzusehen, auch das Holz, zwar nicht spaltbar, wie die Coniferen, nimmt eine schöne glänzende Politur an, wird aber auch als Brennholz sehr geschätzt. Es ist feuerhaltig und liefert eine vortreffliche Schmiede- Kohle, deren sich die hiesigen Schmiede vorzugsweise bedienen. Man bringt sie in Säcken in die Stadt.
Nach der Erica arborea wollen wir Viburnum Tinus, dalmatinisch Lopochika folgen lassen. Es ist ein immer grüner klafterhoher Strauch mit röthlich weissen Blüthentrauben, welche den ganzen Winter den Strauch zieren und längliche sehr schön hellblaue Beeren zurücklassen. Das Holz ist inwendig gelblich und sehr zähe, muss daher um zu brennen sehr ausgetrocknet sein. Dagegen liefert es eben seiner Zähigkeit wegen die Ruthen zu den vielen grossen und kleinen Körben und Flechtwerken, welche die Scoglianer — Bewohner der kleineren Inseln Dalmatiens — in die Stadt bringen. Ohne Zweifel ist dieses Viburnum das Viburnum Virgil’s, wo er sagt inter Viburna Cupressus. Denn gegen die Cypresse sticht es seiner Niedrigkeit wegen auffallend ab. Es kömmt auch im Neapolitanischen, wo, wie bekannt. Virgil meistens wohnte, häufig vor.
MM
Jetzt lassen wir den Cistus monspeliensis, dalma- tinisch Businak, Flöhkraut, von Buh der Floh, wahrscheinlich der kle- brichten Blätter wegen, folgen. Dieses kaum klafterhohe Sträuchlein ist zwar nicht besonders schön, aber auffallend wegen des schwarzen Stammes und des starken Geruchs seiner Blätter. Seine Blüthe ist gelblichweiss und fällt in den Juni hinein. Die Blumenkrone fällt sehr leicht ab, daher der Botaniker Mühe hat, vollkommene Blüthen nach Hause zu bringen. Um für’s Herbarium taugliche Exemplare zu be- kommen, war ich gezwungen, selbe gleich beim Abreissen in ein fest eingebundenes Buch zu legen, und so erhielt sich die Blüthe. Dasselbe gilt auch von den andern zwei Cisten, welche ausser dem Monspe- liensis noch in Dalmatien vorkommen, nämlich Cistus ereticus und salvifolius. Die Blüthe ist bei ersterem rosenroth,, bei letzterem gelblich , das Pistillum bei salvöfolius aufsitzend, bei eretieus gestielt. Bei dem Cistus monspeliensis ist der Stamm durchaus schwarz, sieht wie verbrannt aus, und scheint in allem Ernste die südeuropäische an- haltende Hitze, wie man sie im Juli und August ertragen muss, an- zuzeigen.
Die Küstenbewohner, welche das Holz vom Oistus monspeliensis auf den Markt bringen, verkaufen es gleich als dürres Reis, eben weil es wie verbrannt aussieht, und gewöhnlich braucht man es auch um andere Holzarten damit anzuzünden.
Jeizt kommt die Reihe an die Myrte, Myrtus communis, dalmatinisch Merta. Das ist. auch ein schöner Strauch mit fast herz- fürmigen glänzenden Blättern, schönen schneeweissen mit vielen Staubfäden versehenen Blüthen, welche im August und September zum Vorschein kommen und eine der Heidelbeere, Vaceinium Myr- tillus, ähnliche nur eiwas länglichere, im December reifende Beere zurücklassen. Sie schmeckt aromatisch süss und wird von den Hirten gegessen, ist aber bei weitem nicht so saftig und schmackhaft wie jene. Von den Amseln wird sie indess begierig aufgesucht und gefressen. Das Holz von der Myrie wird nicht sonderlich geachtet, es brennt auch ausgelrocknet schlecht. Das Auffallendste daran sind die schönen schneeweissen Blüthen, das glänzende Blatt und der aromatische Ge- ruch, den der Strauch verbreitet. Er unterbricht, so zu sagen, das Monotone gewisser ausgedehnter Flächen, wo nichts als Pistacia Len- tiscus, Juniperus Oxycedrus und Gnaphalium angustifolium vorkommt.
Die bisher angelührten Holzarten machen in den Küstenstädten Dalmatiens das gewöhnlichste Brennholz aus, welches ihnen in Schiffen zugeführt wird. Die Meerstrandskiefer, Pinus maritima, welche schon auf Lesina, dann weiter gegen Süden auf Curzola, der türkischen Küste. auf Morea und vorzüglich auf der syrischen Küste, woher sie auch Pinus halvpensis genannt wird, häufig vorkommt, wird ausnahms- weise von Curzola her in Schiffen als Brennholz zugeführt, ich sage ausnahmsweise, weil sie dort lieber zum Schiffbau verwendet wird. Diese Kiefer, welche der Pinus sylvestris beim ersten Anblick so ziemlich ähnlich sieht, ausser dass ihre Nadeln feiner und länger und die Zapfen glalter sind, hat zur lateinischen Benennung der Insel
4 Curzola, Coreyra nigra, und des Monte negro Veranlassung gegeben, denn diese Insel ist stark bewaldet, und die ganze Waldung besteht; mil wenigen Ausnahmen, aus lauter Meerstrandskiefern, welche von weitem gesehen, der Insel ein schwarzes Aussehen geben. Dem näm- lichen Umstande verdankt der Monte negro, schwarzer Berg, seine Benennung.
Ferner führt man uns, aber auch ausnahmsweise, auf dem Meere noch zu: Mandelholz, Amygdalus communis, Oelbaumholz, Olea eu- ropaea, Prunus Cerasus, Morus alba, Prunus spinosa, Ficus Carica, Ceratonia siligua und Paliurus aculeatus.
Das Feigenholz ist sehr compact und trocknet schwer aus; allein gut ausgelrocknet ist es ein ausnehmend gutes feuerhaltiges Brennholz. Auch zu Tabaksdosen und Schmuckkästchen wird es verarbeitet. Pa- liurus australis wird nicht so sehr als Brennholz, als vielmehr zur Einfriedigung der Weingärten und Getreidefelder gebraucht, wozu er sich ganz besonders eignet, da er rückwärts und vorwärts bedornt ist. Auf seinen spitzigen Dorn scheint Virgil anzuspielen, wenn er sagt, infelix Lolium et Paliurus acultus. Ceratonia siliqua, Johannisbrod, kömmt auf den Inseln Eso. Lissa und Lesina vor; könnte aber auch in vielen anderen Gegenden Dalmatiens angepflanzt werden, wenn da- selbst mehr Unternehmungsgeist anzutreffen wäre.
Zu Lande auf Saumthieren werden uns zugeführt: Quercus pu- bescens, Robur, Cerris, Carpinus orientalis, Acer campestre, mon- spessulanum, Fraxinus Ornus, Ulmus campestris, Prunus Mahaleb, Viburnum Lantana. Die letzteren zwei, nämlich Prunus Mahaleb, Raselka, und Viburnum Lantana, Vutika, werden zu Pfeiffenröhren benutzt. Von letzterem werden oft sehr schöne schwarzbraune glän- zende Pfeiffenröhre aus der Türkei nach Dalmatien gebracht, welche sich zu den sogenannten türkischen Tabakspfeiffen vorzüglich eignen.
Als Brennmaterial verdienen noch zwei Sträuchlein erwähnt zu werden.
Wie man in nördlichen Ländern , wo Kiefern vorkommen , sich gewöhnlich des Kienholzes bedient. um schnell Feuer zu machen, so bedient man sich in Dalmatien häufig der stachlichten Wolfsmilch, Eu- phorbia spinosa, dalmatinisch Bucavaz, welche mit der Zeit holzarlig wird, und des schmalblätterigen Ruhrkrautes, Smil, Gnaphalium an- yustifolium. Das letztere ist ein krautartiges, stark, nicht gerade un- angenehm riechendes Sträuchlein mit gelben Blüthen, welche im Sommer zum Vorschein kommen. Man braucht dieses Kraut auch beim Kallfatern der Schiffe. Diese zwei Sträuchlein bedecken mit dem Paliurus australis oft fast unübersehbare unangebaute Strecken, und kommen gerade da vor, wo kein holziger Strauch oder Baum mehr zu sehen ist. Die ganze Gegend ist gelb und das Sträuchlein Gnaphalium scheint wie absichtlich von der Vorsehung angepflanzt zu sein, damit gewisse wüsle un- bewohnte Strecken nicht ganz nackt da liegen oder in den heissen wasserarmen Sommer-Monaten nicht ganz ausgetrocknet werden. Sehr oft hörte ich während meines mehr als 36-jährigen Aufenthaltes in Dalmatien besonders von jungen Leuten ausrufen: Aber schauen Sie,
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dieses Guaphalium bedeckt ganze Strecken, das ist gewiss zu gar nichts erschaffen. Die Euphorbia spinosa saugt den Boden umsonst aus, und der Asphodelus ramosus , welcher seinerseits ebenlalls ganze Strecken Landes bedeckt, ist doch ganz umsonst da! Das waren meistens junge unerfahrene Leute, welche dergleichen Fragen auf- warfen. Sie begleiteten mich oft auf meinen botanischen Excursionen. In der Folge überzeugten sie sich mit eigenen Augen, dass gerade diese drei Pflanzen. Gnaphalium, Euphorbia und Asphodelus im Winter, vorzüglich im Jänner und Februar , in vielen Gegenden, wo die Natur wie ausgestorben vor uns da lag, den Schafen zur Nahrung dienten. Hierbei sei bemerkt, dass in Dalmatien Schafe und Ziegen nie zu Hause gefültert werden; denn es vergehen oft 3 bis 4 Jahre, wo man keinen Schnee sieht, und wenn es schneit, so bleibt der Schnee höchstens 24 selten 48 Stunden liegen, nur im Jahre 1822 war er sieben Tage liegen geblieben, und da waren viele Besitzer von Schafen schon in Gefahr, aus Mangel an Futter ihre Heerden zu verlieren, weil für einen solchen Fall keine Vorsorge getroffen wird.
Zara, am 10. Juli 1859.
Einige Bemerkungen
über
interessante Pflanzen Schlesiens. Von P. Heuser. IV.
Erigeron canadensis L. Diese Pflanze stammt wirklich aus Amerika und bildet ein sehr merkwürdiges Beispiel vollkommener Einbürgerung.
Galinsoga parviflora Gavanilles. Diese aus Peru stammende Pflanze hat sich in Breslau in der Nähe des botanischen Gartens, aus letzterem entflohen, ziemlich eingebürgert. Auch in West- phalen bei Höxter und hier bei Gnadenfeld kommt sie auf Kartoflel- Feldern, ja selbst Feldrainen sehr häufig vor. Doch ist mir völlig un- bekannt, wie sie namentlich hieher nach Ober-Schlesien sich verirrt hat.
Carduus acanthoides-crispus. Diese merkwürdige Form fand ich in den Ruinen der alten Burg bei Fillstein unweit Leob- schütz. Sie hält in den Merkmalen genau die Mitte zwischen den Stamm- arten, auch ist besonders die eigenthümliche Gestalt der Köpfchen hier charakteristisch.
Centaurea Jaceal. el C. phrygial.
Nach genauer Beobachtung und Untersuchung ist Wimmer zu dem Resultat gelangt, dass es unter einer ganzen Menge unnalürlicher Arten, wie sie sich in den Floren fortschleppen und die doch Niemand zu unterscheiden weiss, nur «diese zwei guten Arten gibt. Dadurch
4% schwindet alle Schwierigkeit, da diese beiden Arten dann wohl unter- schieden sind. Alle übrigen von den Autoren um jene 2 gruppirten Arten hält er für Bastardformen und ordnet diese Pflanzen folgendermassen :
C. Jacea-phrygia Wimmer.
a.Der ©. Jacea im Kraut ähnlich, Blätter oft fiederspaltig, Hüllschuppen anliegend, die äusseren Reihen oben dreieckig-spilz, kammförmig-fiederspaltig, die inneren Reihen rissig-gezähnt;
Pappus ganz kurz.
Diess ist €. nögrescens Willd. Koch Syn. und Taschenbuch.
b.Der ©. phrygia im Kraut ähnlich, Blätter breit, die äusseren Hüllschuppen oben lanzettlich-langspitzig, kammförmig- gefiedert, oben abstehend, die innerste oder die beiden innersten Reihen rissig-gezähnt, Pappus kurz. Hierher: C. nigra L. Koch Syn. und Taschenb. €. austriaca Willd.
Man kann wohl kaum anders als es Wimmer Dank wissen, Klarheit in eine Sippe gebracht zu haben, die bisher ein wahres La- byrinth schien. Der gütige Leser wolle nur einmal die Diagnosen bei Koch nachschlagen und den Versuch machen, aus diesem Chaos klug zu werden, ich glaube. er wird es aufgeben müssen.
C. paniculata L. In Schlesien besonders auch in der Flora von Gnadenfeld sehr häufig. Ko ch führt unsere Pflanze unter dem Namen ©. maculosa Lam. neben einer ©. paniculata Lam. aus dem Wallis auf. Letztere unterscheidet sich aber wesentlich in Nichts nach Ko ch’s Diagnosen, als „dass der Pappus ohngefähr so lang als der dritte Theil der Aehren* ist, dies ist aber ein durchaus nicht ausreichender Unter- schied.
Thrincia hirta Roth. Diese sonst seltene Art scheint durch ganz Westphalen sehr häufig zu sein, ich fand sie bei Herford, Biele- feld, Gütersloh, Hamm, Münster in Menge auf Wiesen. Brachen, Wegen. Die Körbehenhülle ist kahl. selten rauhborstig. Ein besonderes deul- liches und sicheres Merkmal geben die bläulich-grünen Rückenstreifen der Randblüthen. Interessant war mir der Streit, welchen Professor Karsch in Münster mit Hrn. Oberlehrer Jüngst in Bielefeld hatte. Jüngst gibt in seiner Flora von Westphalen Trincia hirta mit blauen, kKarsch in der seinigen mil grünen Rückenstreifen an. Dadurch aul- merksam gemacht, beobachtete ich nun eine grosse Menge von Exem- plaren aus verschiedenen Gegenden und von sehr verschiedenen Stand- orten und fand, dass beide Herren, die ich übrigens persönlich kenne und schätze, Recht haben. Die Rückenstreifen der Randblüthen fand ich durchgehends weder rein grün, noch rein blau, sondern eben bläulich-grün, h
Xanthium riparium Lasch. (X. italicum Moretti?) kommt in der Neu-Mark und bei Frankfurt a/O sehr häufig vor, und ist sicher an vielen Orten bisher übersehen worden. Diese Art sieht dem X. stru- marium L. sehr ähnlich, unterscheidet sich aber durch am Grunde 3-eckige, minder deutlich gelappte Blatter, eiförmig-längliche, steif- haarige Früchte und hakenförmige Schnäbel. Letztere sind bei X. stru- marium immer gerade.
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Phyteuma nigrum Schmidt. Scheint seine Farbe ähnlich wie Scabiosa Columbaria L. der Bodenbeschaffenheit zu verdanken, wenig- stens findet man am linken Weserufer bei Höxter in Westphalen diese Pflanze in allen Farben von dunkelblau bis hellgelb. Sie scheint auch in den übrigen Merkmalen von P. spicatum L. nicht wirklich verschieden.
Phyteuma Halleri W. et Gr. Fl. Sil. ist nur eine Gebirgs- form von P. spietatum, durch robuste Tracht, dicken Stengel, breite dickliche Blätter ausgezeichnet. Ph. Halleri All. bei Koch ist eine andere Pflanze, die bei uns nicht vorkommt, daher Koch’s Angabe „in den Sudeten* zu streichen ist.
Campanula rotundifoliaL. ß. Scheuchzeri Wimm. C. Scheuchzeri Villars Koch Syn. Mit 1—5 grösseren, tief glockigen Blumen, niedrigem, fast einfachem Stengel und gekerbten lanzettlichen unteren Stengelblättern.
C. rotundifolia y. pusilla Wimmer. ©. pusilla Hänke. Mit 1—3 halbkugelig-glockigen Blumen, zwergigem, einfachen Stengel und elliptischen unteren Stengelblättern.
Während die Form der Ebene meist schmal-linealische Stengel- blätter hat, sind bei #. sämmtliche, bei y. die unteren Stengelblätter viel breiter und verhältnissmässig kürzer; aber dies alles ist nur ein Mehr oder Weniger, und die angegebenen Formen sind keineswegs gute Arten.
Monotropa HypopitysL. Diese Pflanze ist ein Parasit, welcher aus den Wurzeln der Nadelhölzer und Buchen hervorbrechen soll. In der Erde bildet sie eine Art dicken Wurzelstockes, welcher auf alten Baumwurzeln aufsitzen soll, gleichsam einen perennirenden Stock, aus welchem die Stengel, welche daher oft gruppenweise erscheinen, als Knospen hervorbrechen. Also ganz ähnlich wie bei den Orobanchen.
Gentiana campestris- germanica. Bei Kupferberg und Reimsbach in Schlesien wurden Formen von Gentiana gefunden, welche zwischen @. germanica Willd. und G. campestris L. in der Mitte stehen und zwar in mehreren Uebergängen, indem 2 Kelchzipfel bei ziemlich gleicher Länge viel breiter als die anderen waren. Doch ist es möglich, dass diese Formen nicht hybriden Ursprungs, sondern nur Varietäten der @. germanica sind, da die Breite der Kelchzipfel bei dieser Art sehr veränderlich ist.
Cuscuta europaea_L. Von dieser Art unterscheiden einige Botaniker neuerdings eine C. Trifolii, welche nur auf Klee wachsen soll. Auch fand ich voriges Jahr hier bei Gnadenfeld diese letztere Form auf einem Kleefeld sehr zahlreich, doch bedarf die Pflanze noch weiterer Beobachtung und Untersuchung, nur möchte ich den geehrten Leser ersuchen, auf diese Form, die sich schwerlich auf Schlesien beschränkt, zu achten und selbst zu beobachten.
Anchusa leptophyllaR. et S. Diese Art entdeckte mein Freund R. v. VUechtritz 1857 auf Waldhügeln bei Goradze am Annaberg und ich selbst 1858 am Sacrauer Berge in derselben Gegend — neu lür Schlesien.
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Pulmonaria saccharata Mill. Koch und vieler Floristen, unterscheidet sich von Pulmonaria offieinalis L. — in Nichts.
P. anyustifolia L. (nicht bei Koch.) P. asurea Besser. Diese Pflanze ist in Schlesien ziemlich verbreitet und häufig. Ist von P. o/fieinatis nur durch schmälere,, nie herzförmige Blätter mit steiferer Haarbekleidung und azurblauer Krone verschiedeu. Wimmer erklärt mil den Verfassern der Flora von Preussen keine andere Linn &’sche P. angustifolia zu kennen als diese. Weil Besser die folgende Bastard- form für die Linne’sche P. angustifolia ansah , so musste er seiner Form einen neuen Namen geben und nannte sie P. azurea. Dadurch haben sich Koch und Reichenbach und deren Nachbeter täuschen lassen. In Schlesien hat man nie eine andere P. angustifolia gekannt, als die Besser’sche P. azurea, auch hat Koch nie eine andere aus Schlesien erhalten.
P. offieinalis-angustifolia W imm. ist nicht wie Wimmer vermuthet gleich P. mollis W olff, das ist eine ganz andere Pflanze, son'ern gleich P. oblongata Schrader und P. angustifolia beiKoch und Reichenbach. — Dieser Bastard steht genau in der Mitte zwischen den Stammarten. Er galt für P. angustifolia L., und diese war daher eine gesuchte und wenig noch bekannte Pflanze, weil diese Form, wie alle Bastard& nur an wenigen Punkten Deutschlands beobachtet war, auch überhaupt nicht häufig sein mag. Ich fand diesen Bastard vor mehreren Jahren sehr schön im Walde zwischen Gr. Kniegnitz und Nimptsch in Schlesien
Lithospermum arvense L. Var. strictum. Stengel gar nicht oder wenig verästet, starr aufrecht, schwärzlich-grau. Diese sehr in das Auge fallende Varietät fand ich mit v. Vechtritz 1858 sehr häufig auf Kalkäckern bei Gogolin in Ober-Schlesien; ob sie durch den Kalkboden erzeugt ist, weiss ich nicht, doch habe ich sie weder vorher noch nachher irgend wo anders gefunden.
Solanum nigrum L. Von dieser Art trennt Bernhardi und Andere, sein S. miniatum mil rothen und S. humile mit wachsgelben Beeren. Doch ist die Behaarung, Gestalt der Blätter und Farbe der Früchte veränderlich, und es zeigen sich mancherlei Uebergänge von einer jener Spielarten zur andern, so dass man sie nur als Varietäten stehen lassen kann. Sollten aber hier wirklich verschiedene Arten vor- liegen, so würden sie ein ausgezeichnetes Beispiel dafür abgeben, wie die Grenzen zwischen denselben, wahrscheinlich durch Bastardbildung verdunkelt worden sind. Hier möchte ich noch auf eine Varietät. von S. nigrum aufmerksam machen, welche ich in früherer Zeit fälschlich für das S. humile Bernh. hielt, welche meines Wissens nirgends er- wähnt ist, die man aber unter den bekannten Formen nicht unter- bringen kann: Stengel 2“ — %‘ hoch, einfach, armblüthig; Blätter herzförmig, ganzrandig, seltener schweifig gezähnt, von hellgrüner Farbe. Beeren klein, niemals schwarz und niemals wachsgelb, sondern schmutzig grün. Nimmt man S. humile Bernh. als eigene Art, so würde man die eben erwähnte Varielät gewiss mit Recht S. nigrum ß. humile nennen können. S. humile Bern ıh ardi, welche ich freilich
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nicht für eine gute Art halten kann, findet sich gleichfalls hier um Gnadenfeld sehr häufig ,„ ist aber eine ganz andere Pflanze. Solanum villosum Lam. ist in Schlesien noch nicht beobachtet worden und ge- hört vielleicht auch unter S. nigrum, welches wie oben erwähnt in Behaarung. Gestalt der Blätter und Farbe der Früchte sehr stark varirt. ich würde für meine Person, so weit ich die Pflanze kenne, so ordnen:
Solanum nigrum L. Blüthen in schirmförmigen Trauben. Frucht- stiele an der Spitze verdickl, niedergebogen.
&. genuinum Wimmer. S. nigrum Koch. Syn. «er meisten Autoren. Feinhaarig, Blätter buchtig-gezähnt, ei-rautenförmig ; Beeren schwarz.
ß. rillosum 8. villosum Lam. S. humile Bernhardi. S. nigrum ß. humile Wimmer. Zottig-feinhaarig. Blätter buchtig- oder aus- geschweift-gezähnt. Früchte grün-gelb bis wachsgelb. Bei unsern Formen von S. humile Bernhardi passt nämlich die Diagnose desselben „Blätter und Stengel fast kahl* durchaus nicht. Ich beobachtete Formen. die fast zottig behaart waren bis zu fast kahlen.
y. miniatum Wimmer. S. miniatum Bernh. Behaart oder schwach- zeltige Blätter buchlig gezähnt, Beeren wenig — roth.
ö. humile. Stengelfeinhaarig. sehr klein aber aufrecht. Blätter fast ganz kahl. oben glänzend, herzförmig, ganzrandig, seltener schweifig gezähnt. Beeren schmutzig grün. Leiztere Form ist sehr gemein, namentlieh auf Grünzeug-Aeckern und Stoppelfeldern.
Gnadenfeld, im Mai 1859.
Botanische Notizen von Hohenzollern.
Von H. Sautermeister.
1. Cardamine pratensis L. flore pleno.
Von einigen deutschen Floristen wie, z. B. von Reichenbach und Kittel, wird angeführt . dass sich diese Pflanze auch im wilden Zustande mit gefüllter Blume vorfinde. Herr Apotheker Fischer in Haigerloch fand selbe auch bei Jinnau wild wachsend.
Da ich nun schon seit 17 Jahren hier in Klosterwald Gelegenheit habe, diese gefüllte Varietät zu beobachten, indem solche alljährlich an den hiesigen Weiherdämmen , so wie in einigen Grasgärten in grosser Menge vorkommt, so dass leicht Tausende von Exemplaren zu sammeln wären, so erlaube ich mir hier einige Beobachtungen darüber mitzutheilen.
Diese Varietät findet sich auf feuchten nassen Grasplätzen , be- sonders an den Dänmmen der den hiesigen Ort umgebenden zwei Teiche, des sogenannten Convent- und Bureau-Weihers, und in einem nassen Grasgarte 'n mitten im Orte am häufigsten; ferner an eimigen feuchten Strassen. Reinen. in Gräben. An anderen ähnlichen passenden Stellen konnte ich solche nicht treffen: so dass sich solche höchstens eine Viertelstunde weit vom hiesigen Orte entfernt.
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Zuerst beginnt die Blüthezeit der einfachen Form , welche hier überall an den geeigneten Stellen auftritt, während erst nach ge- wöhnlich 14 Tagen, oft auch noch etwas später, die gefüllte Form er- scheint, — die einfache Form blüht nämlich hier Ende April und Anfangs Mai, während die gefüllte erst Mitte Mai erscheint und sich häufig mitten unter der einfachen befindet.
Der Stengel der gefüllten Pflanze ist in der Regel viel stärker tınd etwas höher als bei der einfachen Form. Die Blüthen sind mehr weisslich mit emem schwachen Lilaschimmer im Grunde und etwas grösser, jedoch niemals lilafarbig, wie die gewöhnlichen sich meistens vorfkuden: jedoch werden auch weisse einfache hier gefunden.
Jedenfalls ist es sehr interessant, dass diese Pflanze sich hier in so grosser Menge vorfindet, so wie dass deren Erscheinen so konstant ist, was eine 17jährige Beobachtung zeigt; ebenso dass ihre Blüthezeit immer erst 14 Tage später beginnt.
Ob diese gefüllte Art auch an anderen Orten so massenhaft auf- trete ist mir nicht bekannt, und nur Mertens und Koch in D. Flora führen an, dass sie bei Salzburg nicht selten mit gefüllter Blüthe vor- komme. —
Ihre Verbreitung durch Kultur möchte ich. sehr bezweifeln, da solche hier nirgend kultivirt wird, und überhaupt nur wenig in Gärlen gefunden werden dürfte, obwohl Zwinger in seinem Theatrum bota- nieum und Tabernaemontan einer in Gärten kultivirten mit gefüllten Blumen Erwähnung thut. Ich glaube vielmehr, dass solche durch locale Einflüsse entstanden ist und sich verbreitet habe, da ihr hiesiger Ver- breitungsbezirk nur klein ist, während noch an vielen Orten die einfache Form wächst, aber die gefüllte nicht daneben getroffen wird. —
2. Ueber das Trocknen der Pingnicula vulgaris.
. Die im frischen Zustande zierliche und schöne Pflanze wird bei dem Trocknen für das Herbar gewöhnlich zu einer ganz schwachen unkenntlichen Figur. Ich stellte desshalb Versuche damit an, ob solche durch das Abbrühen nach Analogie der Orchideen nicht besser werde. Dieser Versuch gelang vollständig, indem, wenn solche einige Minuten in heisses Wasser gebracht wird, ‚nach dem Trocknen eine ganz schöne grüne Farbe behält und dann wirklich eine Zierde des Herbars ist.
3. Primula farinosa var. flore niveo.
Bei einer am 13. Mai d. J. unternommenen botanischen Excursion fand ich auf einer hiesigen Moorwiese,, milten unter einer Menge von rothblühenden Primula farinosa L. auch ein einziges frisch aul- blühendes Exemplar mit prächtiger schneeweisser Blume.
So vielfach ich schon Gelegenheit hatte, die Pflanze, welche sich auf Moorwiesen in hiesiger Gegend an vielen Stellen findet, zu beobachten, so war es doch das erstemal , dass ich eine ganz weiss- blühende auffand, und es scheint auch, dass obwohl sich diese schöne Pflanze in vielen Gegenden vorfindet, die weisse Varietät selten ge-. funden worden sein muss. j
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Indem ich die verschiedenen Floren vonReichenbach-Koch’s Synopsis, Kittel- Sturm’s Deutschland’s Flora, Doell’s Rheimische Flora, Flora von Württemberg, Maritzi’s Flora der Schweiz ete. nach- schlug, fand ich in allen diesen Werken keine weissblühende Varietät verzeichnet. In den beiden Auflagen von Bluff und Fingerhut's Compendium Florae germanicae ist solche jedoch verzeichnet, ebenso in Merten’s et Koch’s Deutschlands Flora. Ferner fand ich in der Flora der Gegend vom Ursprunge der Donau und des Neckars von Rott von Schreckenstein und Engelsberg, 2. Band, pag. 57 angezeigt, dass Clusius eine Abart mit weissen Blumen bemerkte. Das Werk von Clusius stand mir leider nicht zu Gebote; ich schlug deshalb die Werke von Tabernaemontan und Lobel’s historia stirpium nach. In. beiden Werken ist Primula farinosa und longiflora abgebildet. Tabernae nonlan erwähnt jedoch nichts von einer weissen Varieläl; dagegen ührt Lobel in seiner historia pag. 307 neben einer recht deutlichen Xbbildung das Citat von Clusius an, indem er sagt:
Primula veris floribus rubris.
Haec quae major, folia Gnaphalii montani longiora promit flores multiplici foetu umbellae instar in pedalibus et dodrantalibus mollioribus pedicellis purpureis aut ex roseo et albo confusis micanles, visumque oblectantes. Vienna Auslriae a Clusio nostro D. Brancioni transmissa.
Es dürfte demnach Clusius diese weissblühende Varietät bei Wien gefunden haben.
4. Ueber Hieracium stoloniflorum Wald. et Kit.
Vor mehreren Jahren fand ich hier an einer alten Mauer in einer Mauerritze ein Hieracium in Gesellschaft von H. murorum, welches mir ganz unbekannt war. Nach der Vergleichung mit Koch’s Synopsis florae germanicae zeigte es sich, dass solches ganz genau zur Beschrei- bung von Hieraeium stoloniflorum passte.
Da dieses ein so seltsamer deutscher Bürger ist, so gab ich mir alle Mühe weitere Standorte hier zu entdecken. Allein trotz allem em- sigen Suchen fanden sich blos an diesereinzigen Sielle 2 Exemplare vor. Ich nahm alsdann 1 Exemplar für mein Herbar, das andere liess ich zu weiterer Beobachtung stehen; indem ich hoflte,, dass solches sich weiter verbreiten werde.
Im vorigen Jahre fand ich in meinem Herbar Exemplare dieser Pflanze aus der Rheinebene von Kehl vor, welche gleichfalls diesen Namen Irugen. auch erhielt ich unter diesem Namen ein Exemplar von Zug in der Schweiz.
Die Exemplare von Kehl gehören jedenfalls nicht zu dieser Pflanze. obwohl es blühende Stolonen hat. Das Exemplar von Zug ist jedoch H. Pilosella stoloniflorum.
Da es mir nun auflallend war, diese Pflanze nur an einer einzigen Stelle und nur in so wenigen Exemplaren zu finden, so reifte bei mir der Gedanke, dass es wohl eine durch den Standort bedingte Varietät eines anderen Hieraciums sein könnte. — Da ieh nun hier an einer anderen Stelle an einer Mauer-Ruine nur H.pratense Ts ch. fand,
49 welches auch Anlagen zu blühenden Stolonen zeigte, ausserdem in der ganzen Gegend sonst kein damit ähnliches und verwandtes Hieracium als H. pratense vorkommt, so halte ich solches für eine durch den Standort bedingte Varietät von H. pratense.
Jedenfalls scheint mir gewiss, dass unter diesen Namen sehr verschiedene Pflanzen vorkommen. — Ueber die Pflanze von W. et Kit. erlaube ich mir kein Urtheil zu fällen, da ich weder Exemplare von den Original-Standorten, noch die Abbildung sehe, und überlasse solches anderen Botanikern, darüber zu entscheiden. Jedenfalls ist die hiesige Pflanze, so gut auch solche auf die Beschreibung passt, keine selbstständige Species. —
Klosterwald in Hohenzollern, im December 1859.
Pfarrer Rechsteiner.
Nekrolog von Prof. Dr. Wartmann.
Da fortwährend noch Briefe und Pflanzenpaquets, für Hrn. Pfarrer Rechsteiner in Eichberg bestimmt, hier anlangen, so mag die Mit- theilung nicht unnöthig sein, dass der liebenswürdige Botaniker schon in der Nacht vom 14. auf den 15. November 1858 von seiner irdischen Laufbahn abberufen wurde.
Rechsteiner ist der Mehrzahl der österreichischen Botaniker bekannt, da eine Menge theils direkt, theils indirekt durch Vermittlung des botanischen Tauschvereins und des Wiener Tausch-Herbariums mit ihm im Tausch-Verkehre standen. Einige biographische Mittheilungen sind desshalb vielleicht nicht unwillkommen.
Rechsteiner wurde geboren am 9. November 1797 in Speicher, Kanton Appenzell. Nachdem er seine Jugendjahre im älterlichen Hause verlebt hatte, brachte ihn seinVater, ein braver, wohlhabender Fabri- kant, in eine blühende Privatanstalt in Gottstadt. Dort wurde in ihm die Lustund Liebe zu einer gründlichen Bildung erweckt, und er auch schon in die Vorhallen der Naturgeschichte eingeführt. Damals bereits legte er den Grund zu seinem herrlichen Herbarium, wie viele Pflanzen in demselben beweisen. Nach 3jährigem Aufenthalt in dieser Anstalt kam er nach St. Gallen, um in dem damaligen Gelehrten-Collegium sich wissenschaftlich auszubilden und später Theologie zu studiren. Er hielt sich als Pensionär in dem Hause des Herrn Prof. Scheitliz sel. (Ver- fasser der bekannten Thierseelenkunde), auf und hatte hier die beste Ge- legenheit, seiner sich immer stärker entwickelnden Neigung zur Natur- geschichte Nahrung zu verschaffen. Im Jahre 1818 bestand er rühmlich das theologische Staats-Examen und bezog dann die Universität Halle, wo er neben theologischen Collegien auch naturwissenschaftliche hörte, und sich mit immer grösserer Liebe und Entschiedenheit der Botanik zuwandte. — In sein Vaterland zurückgekehrt übernahm Rechsteiner in Hofwyl, das unter Fellenbergs Leitung als Erziehungsanstalt damals
Öeslerr, Botan. Zeitschrift 2. Heft. 1800. 4
0 einen europäischen Ruf genoss, die Lehrerstelle der Naturgeschichte; allein die dortige Atmosphäre behagte ihm nicht und schon im folgenden Jahre trat er in die pfarramtliche Thätigkeit, der er bis zu:seinem Le- bensende mit aller Treue und Gewissenhaftigkeit oblag. Auf den beiden ersten zwei Pfarreien, die er bekleidete, in Ennetbühl (Toggenburg) und Schönengrund (Appenzell) fand er hinlänglich Musse, um neben seinem wenig ausgedehnten Amtsgeschäfte sich der Scientia amabilis mit aller Kraft zu widmen , konnte ohne etwas zu versäumen, häufige Excursionen in die benachbarten Gebirge unternehmen, und sam- melte auf denselben in grossen Massen herrliche Alpenpflanzen, mit denen er später seine so ausgedehnten Tauschverbindungen einleitete.
Im Jahre 1830 wurde ihm die grosse und schwere. Pfarrei Teufer (Appenzell) übertragen. Als Nachfolger eines alten Pastors hatte er eine drückende Last von Arbeiten zu überwinden, so dass er der Naturgeschichte weniger Zeit als bisher widmen konnte, dennoch harrte er bis zum Jahre 1844 mit grosser Energie aus; allein es wurde ihm die Bürde zu gross, der Mangel an hinlänglicher Musse und Antago- nismus zwischen Liebhaberei und Pflicht veranlasste ihn, die Resignation auf seine Pfarrei einzugeben und nach Zürch überzusiedeln, wo er nun fand, was er.in Teufer nicht hatte: Zeit zu seinen Lieblingsbeschäf- tigungen, vielfachen wissenschaftlichen Umgang, so namentlich mit Heer, Nägeli, Regel, und Gelegenheit zur Ausbildung seiner heran- wachsenden Söhne. Dagegen vermisste er das ihm unentbehrliche Be- dürfniss einer bestimmten amtlichen Thäligkeit. Dieses bewog ihn schon im April 1845 die am Fusse der Appenzeller Berge herrlich ge- legene Pfarrei Eichberg im St. Gallischen Rheinthale anzunehmen, wo er bis zu seinem unerwartet rasch an einem: Lungenleiden ‘erfolgten Tode verblieb. Hier konnte er sich nun der speciellen Botanik mit aller Freudigkeit und Ruhe hingeben, mit Herzenslust, ohne etwas zu ver- säumen, Excursionen unternehmen, und während des Winters; seinen Tauschverkehr nach allen Weltgegenden besorgen. Die Correspondenz, die sich auf denselben bezieht, füllt nicht weniger als 32 Mappen, ‘und wir finden in.den Briefen zerstreut eine Menge botanischer Notizen.
Neben Pflanzen sammelte Rechsteiner auch Petrefacten, und besass eine fast vollständige Collection derjenigen, des Appenzeller Gebirges. Jährlich machte er auch kleinere und grössere Reisen und durchforschte auf denselben die Appenzell’schen und St. Gallen’schen Alpen in allen Richtungen; ferner besuchte er Bündten, das benach- barte Vorarlberg und Tirol, und kehrte immer mit reichen Vorräthen in das einsame Pfarrhaus zurück.
Ein Verlust für die Botanik ist es, dass Rechsteiner so wenig aufzeichnete. Auswärtigen Pflanzenforschern theilte er allerdings brief- lich viele Beobachtungen mit , diese gehen aber für die Wissenschaft grossentheils verloren. Da ihm selbst sein ganzes Herbarium gegen- wärlig war, und erseinenDoublettenvorrath gleichsam als ein Tagebuch seiner botanischen Wanderungen ansehen durfte, so konnte er freilich bei persönlichen Zusammenkünften mit ihm, und viele bekannte Männer der Wissenschaft schenkten ihm die Ehre ihres Besuches, beleh-
al
rende Auskunft über Varietäten, Uebergänge, Standorte etc. mittheilen; - allein sein Mund ist nun leider verstummt! Von Gedrucktem besitzen wir Nichts von ihm als ein Fremdwörterbuch, das bei Keller in Ebnat (Toggenburg) erschienen ist, und einen Aufsatz in den „Alpenrosen“, worin er die Besteigung des „Alten Mannes“, eines Bergstockes im Appenzellerland, beschreibt,
Wohin sind nun die Rechsteiner’schen Sammlungen gekommen ? Zur hohen Befriedigung gereicht es dem Obengenannten, mittheilen zu können, dass dieselben dem Naturalien-Cabinet der Stadt St. Gallen einverleibt wurden. Fonde besitzen wir zwar keine zu solchen An- schaffungen , allein die Gemeinsinnigkeit derBürger machte es möglich, das besonders für die Ost-Schweiz wichtige Herbarium und die pa- läontologischen Sammlungen ungeschmälert beisammen zu behalten. In Zeit von wenigen Tagen war die bedeutende nölhige Summe durch freiwillige Subseription von Privaten und Corporationen gedeckt. Alles ist in den schönen Lokalitäten bereits aufgestellt (das Herbarium neben denjenigen von Spenner und Dr. Zollikofer), und steht fremden wie einheimischen Naturforschern zur Benutzung offen.
Das Herbarium, nach genauer Zählung circa 12000 Species umfassend, zerfällt in ein deutsch-schweizerisches, das fast vollständig genannt werden kann, und in eine Anzahl von Special-Herbarien ein- zelner anderer Länder. In jenem finden sich neben dem, was Rech- steiner selbst im Laufe von beinahe 50 Jahren sammelte , Beiträge von einer Masse renommirter Botaniker niedergelegt; wir nennen bei- spielweise bloss: Bamberger, Bischoff, Custer, Hausmann, Heer,Hochstetter, Hohenacker, Lagger, Leresche, Ley- bold, Leithner, Metzsch, Morandelli, Muret, Pittoni,Rai- ner, Schlickum, Skofitz, Vulpius, Wirtgen etc.; auch die in neuer Zeit erst aufgestellten Species sind die meisten in Original- Exemplaren vorhanden. Nächst dem germano-helvetischen Herbarium ist das nordamerikanische das stärkste; es umfasst über 2000 Species, gesammelt von G.G. Bischoff, Frank, Hexamer et Meier; ferner sind neuholländische Pflanzen da, gesammelt von Reiss, kaukasische und kleinasiatische (750) vonHohenacker und Kotschy, abyssi- nische vonSchimper, ostindische (600) von Metz, arabische von Schimper, dalmatische von Botteri und Peter, spanische von Boissier, Funk. Wellwitsch, Willkomm etc. Die Krypto- gamen haben einen weniger grossen Werth als die Phanerogamen, in- dessen sind doch eine grosse Zahl von Meeralgen theils von Nägeli, theils von Martens herstammend, vorhanden, ebenso Moose von Blind, G. Brown, Bamberger, Fischer-Ostenete.
Auch der Doublettenvorrath befindet sich in unseren Händen, und wir sind bereit, sie gegen das noch Fehlende umzutauschen.
St. Gallen, den 26. December 1859.
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Correspondenz. Athen, im December 1859.
Die Kastanienernte hat auf der Insel Kreta schon Anfangs Sept. begonnen. Der Handel mit Kastanien ist für diese Insel von grosser Bedeutung, denn es werden jährlich 2— 300,000 Zentner dieser Frucht ausgeführt, was einem Einkommen von 1’ — 2 Millionen Piaster ent- spricht. Das Einsammeln der Kastanien geschieht auf eine höchst ein- fache Weise, nämlich durch Abschlagen der Früchte vom Baume mittelst langen Stangen. Nach dem Auslesen der Kastanien von ihren Frucht- schaalen werden dieselben in grosse Gruben eingegraben, wo sie durch Schwitzen eine Art Gährung durchmachen und milder und süsser werden, durch diese Verfahrungsweise unterscheiden sich die Kasta- nien von Kreta vortheilhaft von denen, welche von anderen Inseln aus- geführt werden, wo man diese Methode nicht beobachtet. Die Kastanien- bäume auf Kreta stehen theils einzeln in Gärten, theils beisammen zu Tausenden, wo sie Wäldchen bilden. Ein Baum wird je nach seiner Grösse mit 200 bis 300 Piaster bezahlt, und nicht selten werden solche Bäume den Kindern als Aussteuer übergeben. — Während man noch vor wenigen Jahren das Bier in Griechenland kaum kannte und dasselbe aus Malta einführte, so wird jetzt dessen so viel getrunken, dass kaum genug gebraut werden kann. Der dazu nöthige Hopfen wird aus anderen nördlichen Ländern eingeführt. Zwar wurde bei Konstantinopel und auch in der Nähe von Brussa wilder Hopfen gefunden, da man jedoch den Gebrauch desselben nicht kannte, so blieb er auch unberücksichtiget. Vor einigen Jahren hat ein Bierbrauer von Athen Anbauversuche mit Hopfen gemacht und ganz vortheilhafte Resultate erzielt, so dass man nun den Hopfenpflanzungen eine grössere Aufmerksamkeit widmen will, denn der griechische Hopfen soll’den eingeführten, was Geruch und Geschmack anbetrifft, bei weitem übertreffen. Aus Plinius erhellt, dass die Alten den Hopfen kannten und denselben Lupulus salictarius nannten. Unter dem Namen salictarius verstand man jene Personen, welche die Weidenbäume besorgten und Pfähle und andere Dinge daraus machten. Der Name des Hopfens Humulus ist von humus die Erde genommen, gleichsam ein Gewächs, das an der Erde hinkriecht, wo es nicht gestülzt wird, also gleichbedeutend mit dem von humus abgeleiteten Aumilis. Andere, das Wort Hum«lus ebenfalls von humus ableitend, meinen es sei darunter das bedingte Fortkommen der Pflanze in humusreichem Boden verstanden. — Schade, dass Millionen von Hesperiden-Früchten, namentlich von Citronen, in allen Theilen des Landes, besonders auf den Inseln des griechischen Archipels alljährig zu Grunde gehen, indem sie wegen Mangel an ausreichenden Verkehrs- mitteln nicht ausgeführt werden können. Von höchster Wichtigkeit für das Land würde es sein, wenn eine Benützung dieser Früchte in um- fassendem Verhältnisse stattfände, besonders auf der Insel Poros, auf Naxos und auf dem Pelopones, wo ausgedehnte Citronen- und Orangen- Haine bestehen. Es liessen sich da grosse Mengen von ätherischem Oele aus den Blüthen und Früchten erzeugen, und der Saft der Früchte
33 könnte zur Darstellung von eitronsaurem Kali benützt werden, welches gewiss von g«nz Kuropa als Material zur Gewinnung von Citronsäure, ein gesuchter Handelsartikel sein würde. — Ein im Oriente allbekanntes Harz ist das sogenannte Libani, das aus Kleinasien und besonders aus Arabien auf die Handelsplätze des Orientes gebracht wird. Grosse Quantitäten dieses Harzes kommen aus dem Innern Afrika’s auf die Bazars von Kairo und Alexandrien und von da, nachdem es von allen zufälligen Verunreinigungen gesäubert und in besondere Binsenkörbe (Tsimpilia) verpackt worden, auf die andern Handelsplätze des Orientes, von wo das Harz weiter ausgeführt wird. Das arabische Olibanum stammt wahrscheinlich von den daselbst vorkommenden Wachholder-Arten, Juniperus Lycia, J. thurifera und auch von J. Oxycedrus. Die beiden letzteren Pflanzen werden von den Orientalen als männliche und weib- liche Olibanum-Pflanze unterschieden. Beide Arten geben Harz, jedoch das von der männlichen Pflanze (Arsenicon Olibanum) besitzt nach der allgemeinen Meinung im Oriente grössere Heilkräfte, daher auch dieses bei der Bereitung von Salben und anderen Heilmitteln stets den Vorzug erhält und auch theurer bezahlt wird. Das als Arsenicon Libani in Handel vorkommende Harz besteht aus ganz kleinen durchscheinenden Tropfen von einem sehr aromatischem Geruche und Geschmack. Daraus bereitete Salben werden gegen fistulöse Geschwüre angewendet. X. Landerer.
Cultur-Verhältnisse
im Heveser Comitatein Ungarn.
Obgleich im Heveser Comitate der Gartenbau als Volkserwerbs- Quelle ganz unbedeutend ist, so sind doch einige Zweige desselben: die Melonen- und die Tabak-Cultur, der Aufmerksamkeit werth. Die Cultur der Wassermelonen wird von den dortigen Bauern nicht nur mit grosser Vorliebe, sondern auch mit vielem Geschicke und gutem Erfolge betrieben , und die Tausende solcher Melonen, die nicht nur die Märkte Pests und Wiens füllen, und die während des Spätsommers in so grossen Pyramiden auf den Strassen der erstgenannten Stadt lagern, dass man sogar den um jene Zeit in Pest abgehaltenen Markt den Namen Melonenmarkt gegeben , kommen zum grossen Theil aus dem Heveser Comitat und bilden die Grundlage eines sehr lebhaften und weit gehenden Verkehrs. Unter den vielen Wassermelonen, die zu jener Zeit im Lande verführt werden, nehmen, was Menge und Güte anlangt, die Heveser den ersten Platz ein. Die Heveser Bauern wählen zum Melonenbau weder ihr Gartenland, noch ihre Fruchtfelder, sondern eigene Grundstücke, die durch mehrere Jahre brach gelegen und erst unmittelbar vor dem Auspflanzen der Melonen umgebrochen und mit
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Sorgfalt zur Cultur vorgerichtet werden. Nachdem diese Felder eine Ernte gebracht, bleiben sie wieder mehrere Jahre liegen, ehe sie zu gleichem Zwecke neuerdings verwendet werden. Es würde hier zu weit führen, eine detaillirte Beschreibung der Meloneneultur zu geben. Es sei nur andeutungsweise erwähnt, dass die Melonenzüchter ein strenges Augenmerk darauf richten, dass keine Ranke mehr als nur einige Früchte trage. Sind diese angesetzt, so wird die Ranke verkürzt und so der Ansatz neuer Früchte verhindert. Die ‘besten Melonen kommen aus den Orschaften Csany und Hort.
Was den Tabakbau anbelangt , so wird derselbe in einigen Ge- genden des Heveser Comitats stark betrieben, besonders in den letzten Jahren, wo in Folge der niederen Fruchtpreise sich eine grosse Anzahl von Grundbesitzern der Tabakscultur zuwandten. Obgleich die Cultur selbst keine andere ist, wie in den übrigen Gegenden Ungarns, so ist doch die Qualität des hier gewonnenen Blattes eine vorzügliche, und hat sich insbesondere der Verpelether Tabak eines wohlverdienten Rufes zu erfreuen. Unter diesen Umständen ist es wohl erklärlich, dass in der Umgegend des letztgenannten Ortes die Tabakscultur vor- zugsweise stark beirieben wird. Auch in Hort, so wie in Käpolna blüht der Tabakbau.
Zu den landwirthschaftlichen Nebengewerben, die unter den dortigen Verhältnissen, wo der eigentliche Feldbau noch sehr darnieder liegt, zu Hauptgewerben werden, gehört auch der Weinbau. Das He- veser Comitat umschliesst mehrere der vorzüglichsten Weingegenden Ungarns, deren Producte weit und breit bekannt und sehr beliebt sind, namentlich in Russland und Polen, wie der „Erlauer“, der hauptsächlich dorthin seine Ausfuhr findet. Um die Weincultur des Heveser Comitats hat sich, abgesehen von den urwüchsigen Weinen der dortigen Gegend Baron Brudern, durch die Einführung der Rislingrebe grosse Ver- dienste erworben. Fast längs am Fusse des Matragebirges hin gibt es Weingärten, die jetzt fast durchgehends mit dieser Traubensorte be- pflanzt sind und deren Product unter dem Namen „Ungarischer Rheinwein“* bekannt und geschätzt ist. Das Visontaer Gebirge liefert ebenfalls einen berühmten Wein. Auch in der unmittelberen Nähe von Gyöngyös wächst ein vorzüglicher Risling-Wein, wie denn überhaupt dieser „Ungarische Rheinwein* was Bouquet und Geschmack anbelangt, zu den vorzüglichsten Weissweinen Ungarns zu zählen ist. Von Roth- weinen ist der Visontaer, der Szöläter und ganz besonders seiner be- sonderen Menge und seiner Qualität wegen der Erlauer Wein zu erwähnen.
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XIV. Jahresbericht
des
botanischen Tauschvereins in Wien, im Jahre 1859.
Bis zu Ende des Jahres 1859 sind 318 Botaniker mit dem Vereine in Verbindung getreten. Von diesen haben sich 51 im Laufe des Jahres mittelst Einsendungen an demselben betheiliget , und es wurden von diesen im Ganzen über 33000 Exemplare Pflanzen eingesendet, namentlich haben die Herren:
Alefeld Dr. in Oberamstadt. — Eingesendet 150 Exemplare aus der Flora von Darmstadt.
Andorfer Alois, Pharm. Mag. in Langenlois. — Eingesendet 379 Exemplare aus der Flora von Nieder-Oesterreich.
Arndt Rudolph in Greifswalde. — KiogesPndoh 2300 Exemplare aus der Flora von Westphalen.
Bayer Johann. Bureau-Chef der k.k. pr. österr. Staatseisenbahn-Gesell- schaft in Wien. — Eingesendet 423 Baomplare aus der Flora von Wien, Ungarn und dem Banat.
Bilimek Dominik, Professor in Eisenstadt. — Eingesendet 1722 Expl. aus der Flora von Ungarn und Nieder-Oesterreich.
Bosniacky Sigismund Ritter v., in Krosno in Galizien. — Eingesendet 337 Exemplare aus der Flora der Karpathen.
Brantsik Karl in Pressburg. — Eingesendet 484 Exemplare aus der Flora von Ungarn. Braun Dr. Karl, Professor in Bayreuth. — Eingesendel 124 Exempl.
aus der Flora von Baiern. Braunstingl J. in Wels. — Eingesendet 540 ara aus der Flora von Ober-Oesterreich. Breindl Alfred, Beamter bei der südlichen Staats-Eisenbahn in Triest. _ Eingesendet 600 Exemplare aus der Flora von Istrien. Brittinger Christian, Apotheker in Steyer. — Eigesendet 795 Expl. aus der Flora von Ober-Oesterreich.
Bulnheim Otto in Leipzig. — Eingesendet 2340 Exemplare aus der Flora von Sachsen.
Graf Ferdinand, Beamter in Gratz. — Eingesendet 464 Eremplare aus der Flora von Steiermark und Krain.
Haynald Dr. Ludwig, Bischof von Siebenbürgen, k. k. wirkl. Geheimer Rath, in Karlsburg. — Eingesendet 2373 Exemplare aus der Flora von Siebenbürgen.
Hofmann J. N., Professor in Brixen. — Eingesendet 178 Exemplare aus der Flora von Tirol.
Jabornegg Markus, Freiherr v., in Klagenfurt. — Eingesendet 114 Exemplare aus der Flora von Kärnthen.
Janka Viktor v., in St. Georgen in Ungarn. — Eingesendet 112 Expl. aus der Flora von Siebenbürgen.
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Juratzka Jakob, k. k. Beamter in Wien. — Eingesendet 376 Exempl. aus der Flora von Wien.
Kirchstetter Theodor Ritter v., in Wien. — Eingesendet 809 Expl. aus der Flora von Nieder-Oesterreich.
Knebel Dr. Joseph, Wundarzt in Breslau. — Eingesendet 840 Expl. aus der Flora von Schlesien.
Kohlmayr Paul, Pfarrer in Maltein in Kärnthen. — Eingesendet 718 Exemplare aus der Flora von Kärnthen.
Krabler Paul in Greifswalde. — Eingesendet 970 Exemplare aus der Flora von Westphalen.
Kuhnert Rudolph, Apotheker in Landsberg. — Eingesendet 2100 Expl. aus der Flora von Ost-Preussen.
Lagger Dr. Franz, in Freiburg. — Eingesendet 684 Exemplare aus der Flora der Schweiz.
Lorinser Dr. Gustav, Professor in Pressburg. — Eingesendet 180 Exemplare aus der Flora von Ungarn und Böhmen.
Matz Maximiliam, Pfarrer in Höbesbrunn. — Eingesendet 1014 Expl. aus der Flora von Nieder-Oesterreich. ET ua
Milde Dr. J.. Professor in Breslau. — Eingesendet 160 Exemplare aus der Flora von Schlesien.
Milde Paul in Wohlau. — Eingesendet 105 Exemplare aus der Flora von Schlesien.
Oberleitner Franz, Cooperator in Steyregg. — Eingesendet 344 Expl. aus der Flora von Ober-Oesterreich.
Ortmann Johann, k. k. Beamter in Wien. — Eingesendet 154 Exempl. aus der Flora von Nieder-Oesterreich.
Paalzow J.. Pfarrer in Priezen. — Eingesendet 1110 Exemplare aus der Flora von Preussen.
Patze C.. Apotheker in Königsberg. — Eingesendet 337 Exemplare aus der Flora von Ost-Preussen.
Pittoni C.,. Ritter v., in Gratz. — Eingesendet 411 Exemplare aus der Flora von Steiermark und Kärnthen.
Rauscher Dr. Robert, k. k. Beamter in Wien. — Eingesendet 600 Exemplare aus der Flora von Wien.
Schauta Joseph, Revierförster in Höflitz. — Eingesendet 796 Expl. aus der Flora von Böhmen.
Schedl Alfred in Wien. — Eingesendet 584 Exemplare aus der Flora von Nieder Oesterreich.
Scheidweiler, Professor in Gent. — Eingesendet 274 Exemplare aus der Flora von Belgien.
Schlichting, Freiherr v., in Gurschen. — Eingesendet 1262 Exempl. aus der Flora von Posen.
Schlosser Dr. Caj., Comitats-Physikus in Agram. — Eingesendet 777 Exemplare aus der Flora von Croalien.
Schneller August, k. k. Rittmeister in Pressburg. — Eingesendel 519 Exemplare aus der Flora von Ungarn.
Schultz Dr. €. H. in Deidesheim. — Eingesendet 100 Exemplare aus der Flora von Baiern.
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Sekera Wenz., Apotheker in Münchengrätz: — Eingesendet 665 Expl. aus der Flora von Böhmen.
Tessedik Anton in Wien. — Eingesendet 443 Exemplare aus der Flora von Wien und Ungarn.
Thiel Dominik, Kaplan in Wissoczan. — Eingesendet 227 Exemplare aus der Flora von Böhmen.
Vägner Ludwig, k. k. Beamter in Huszt. Eingesendet 2007 Exemplare aus der Flora von Ungarn.
Val de Lievre Anton, k. k. Beamter in Innsbruck. — Eingesendet 203 Exemplare aus der Flora von Tirol.
Veselsky Friedrich, k. k. Oberlandesgerichts-Rath in Eperies. — Ein- gesendet 103 Exemplare aus der Flora von Ungarn.
Weiss Emanuel in Wien. — Eingesendet 467 Exemplare aus der Flora von Wien.
Wiesner Julius in Wien. — Eingesendet 148 Exemplare aus der Flora von Mähren und Tirol.
Winkler Moriz in Giermansdorf. — Eingesendet 2328 Exemplare aus
der Flora von Schlesien.
Fräulein Elise Braig in Triest. — Eingesendet 202 Exemplare aus der Flora von Istrien.
XIII. Continuatio. Elenchi dupplicatorum.
Agropyrum strietum Rchb. Hieracium fuliginosum Lttd. Allium pulchellum Don. ” Tatrae Griseb. Alopecurus nigricans Horn. Juncus uliginosus Rth. Althaea hirsuta L. Lamium dissectum With. Alyssum hirsutum M. B. Matthiola sinuata R. Br.
5 Wierzbickü Heuffl. Metilotus parviflorus Dsf. Anemone apennina L. Orchis elegans Heuff.
5 intermedia Winkl. Pinus rubra Mill. Anthemis nobilis L. Plantago strieta Sous. Aster canus W. Poa angustifolia Poll. Calamintha sylvatica Bromf. Pyrethrum uniglandulosum Vis. Campanula lingulata W.K. Ranunculus carpaticus Herb. Chrysanthemum sibiricum Turcz. Rumex Patientia L. Crepis Fussii Kovats. „ sanguineus L. Digitalis media Roth. Saxifraga Wahlenbergii Ball.
Erürichium Haquetii Koch. Euphorbia Sturi Holb. Festuca barbata Schk. Galium pubescens Schrad.
„ tirolense Willd.
» Wirtgenü Fr. Schultz.
Scirpus macrostachys Will. Sedum purpurascens Koch. Silene quinquevulnera L. Teucrium flavum L. Thesium tenuifolium Saul. Trinia Kitaibelü M.B.
Genista heteroacantha Schl. «Vuk.| Vieia polyphylla D sf.
Geum hispidum Fr. Heracleum palmatum Bmg.
„ serratifolia Jacq. Viola sciaphylla Koch.
5),
Kryptogamen. Nomenclatur nach Dr. Rabenhorst. Lichenes. Fucus Oscillaria Calyeium vesiculosus g.nanus. dubia Ktz. y 3 DIN: pusillum. Himantidium F' roelichiü Conioe ’ PA pectinale limosa ä pallida. Hyalothec ET Endocarpon y a ‚ prineeps. monstruosumM ass: er Schizogonvum. Hygrocroeis murale. Algae. olivacea. Scytonema ı_ Arımanres Lemanea turicense Nag. brevipes. fluviatilis. Spirogyra Chaetophora Leptomitus se endiviaefolia lacteus. NO ..e. clavata. Limnochlide Weberi: Chantransia ‚flos aquae Tetraspora chalybea ? bullosa % Lyngbya lubrica : radians Ktz. ER f i Chara ceınceınn atd, Tolypothrix ceratophylla Melosira bieolor Ktz. Joetida b. eluongata salina Zygnema "var. brachyphylia varıans. bipumetatum fragilis. Meridion eructalum. Cladophora cireulare Musci gossypina Ktz. constrietums» Musel. Coccochloris Micrasterias Dieranum c stagnına. furcata, enerve Thed. GR SSEU Mongeotia Hypnum Navida genuflexa. crassinervium glomerata Nitell Hildenbrandi insignis %; ji; . Vaucheri. rhypophila. Nexilis var. subea- |Oyeas Cylindrospermum Da Martiana. majus. ern Ktz. Orthotrichum Draparnaldia GIRLR., Ko diaphanum. distans K tz. intrıcata A. DT. Phascum -
plumosa b.pulchella ROW Roi cuspidatum. Enteromorpha syncarpab.capitata|P]euridium
intestinalis Nostoc subulatum
..d capillaris commune Riccia
.. c.tubulosa lacustre erystallina.
salina Ktz. rufescens.
Wien, (Wieden, Nr. 331,) 1. Jänner 1860. | er Dr. Al. Skofitz.
Personalnotizen.
..—AdolfSenoner wurde zum correspondirenden Mitgliede ge- wählt: von der k. k. Gelehrten-Gesellschaft in Krakau, von dem Athae- neum in Bassano, vom Vereine der Freunde der Naturwissenschaften zu Neubrandenburg und von der Gartenbaugesellschaft in Triest,
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— Prof. Dr. Franz Unger unternimmt Ende März eine zweite wissenschaftliche Reise nach dem Orient, und beabsichtiget in den Monaten April, Mai und Juni die Jonischen Inseln Cephalonien, Ithaka, dann Griechenland und namentlich Euböa zu durchforschen.
— Von Dr. Livingstone sind aus dem Innern Afrikas interes- sante Proben von dort gebauter und gesponnener Baumwolle in Man- chester angekommen. Das Product soll ausgezeichnet sein, und ein Ballen vortrefflich gesponnenen Garnes im Gewichte von 16°/ Unzen ist an Ort und Stelle um ein Fuss Calico, d.h. ungefähr um einen Penny zu haben. Die betreffenden Pflanzungen befinden sich im Shire-Thal, das gegen 100 Meilen lang und 20 Meilen breit ist (englisches Mass). Und so üppig gebaut wird die Baumwolle in diesem Thale, dass jährlich viele tausend Stauden als überflüssig von den Eingebornen nieder- gebrannt werden. Die Schifffahrt auf dem Zambesi und Shire bis hinein in den Mittelpunkt dieses Thales ist während eines grossen Theils des Jahres offen, und es bedarf wohl nur einer zweckmässigen Organisation um daselbst eine neue reiche Verkehrsquelle zu erschliessen. Die englische Regierung weiss die Bemühungen Dr. Livingstone’s ihrem Werthe nach zu schätzen, und hat ihm wieder 2500 Pf. St. anweisen lassen, um ihm die gründliche Erforschung der Seeküste von Nyanza möglich zu machen. Ausserdem soll ihm ein neuer zur Befahrung des Zambesi besonders gebauter Dampfer zugeschickt werden.
— Dr. Hildebrand hat sich an. der Universität zu Bonn als Privatdocent der Botanik habilitirt.
— Baron F. J. A. Heynderyks, Präsident der k. Gesellschaft für Ackerbau und Botanik starb kürzlich in einem Alter von 81 Jahren auf seinem Schlosse zu Destelbergen in Belgien. Derselbe hinterlässt reichliche Sammlungen von Gewächshauspflanzen , namentlich Orchi- deen, Palmen, Amaryllideen und Coniferen.
— Georg Bentham hat von der Royal Societät in London in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Arbeiten die goldene Medaille erhalten.
Vereine, Gesellschaften, Anstalten.
— In einer Sitzung der k.k. geologischen Reichsanstalt am 22. November v. J. theilte Bergrath Foetterle von Director Rudolph Ludwig in Darmstadt eingesandte schon früher begonnene und noch fortgesetzte Mittheilungen mit über die fossilen Pflanzen aus derältesten, mittleren und jüngsten Abtheilung der Rheinisch-W etterau’- schen Tertiärschichten,, darunter namentlich von Salzhausen, nebst theoretischen Betrachtungen über dieBildung der dortigen Braunkohlen- Niederlage. „Hier vereinigten sich“, sagt Ludwig, „Sumpf und Moor zur Erzeugung der Kohlenflötze. Wir finden die im tiefen Sumpfe aus Konferven, Schilf, Hydrocharen, Nymphäaceen und vom Winde einge- wehten Blättern entstandene sogenannte Blätterkohle mit Froschresten
60 zu unterst; daneben und darüber Wurzel- und Moos- (Sphagnum) Kohle, an einer Stelle einen versunkenen Glyptostrobus-Wald, an der anderen eine aus Moos und Farnen und wenigen Rhizomen ge- wachsene erdige Kohle, welche sich wie unsere heutigen Hochmoore über Wasserbedeckung bildete.
— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaften mathem.-naturwissensch. Classe am 15. Dee. v. J. theilte v. Tschudi mit, dass das vermeintlich neue Alkaloid, welches Don Enrique Pizzi in La Paz (Bolivia) in den Blättern der Bolivischen Cocca entdeckt zu haben glaubte, nach einer von W öhler damitangestellten Untersuchung nichts anderes ist als Gyps, dass aber nun Herr Niemann, Assistent Wöhler’s, das wirkliche Cocain dargestellt habe.
— In einer Sitzung der kais. AkademiederWissenschaften mathem.-naturwissenschaft. Classe am 5. Jänner d. J. hielt Dr. Bizio einen Vortrag über blauen Schweiss, welchen er im Laboratorium des Prof. Redtenbacher untersucht hat. Man hat schon öfter bei Kranken Schweiss beobachtet, welcher die Wäsche blau färbt, ohne die Natur dieses Farbstofles ermitteln zu können. Dr. Bizio hat nun durch cha- rakteristische Versuche gezeigt, dass dieser Farbestoff Indigo ist, was mit der Thatsache, dass sich Indigo auch im Harne des Menschen findet, vollkommen im Einklange steht.
— Die Horticultural Society in London war in stetem Rück- gehen begriffen; sie hatte schon ihre Sammlungen, ihre Bibliothek und das Haus verkauft; die Ausstellungen hatten ungünstige Resultate ge- liefert, und man befürchtete schon das gänzliche Auflösen. Diess wäre ein ungemein grosser Verlust für den Gartenbau gewesen; keine Gar- tenbaugesellschaft hat so viel geleistet, wie die Londoner Horticultural Soeiety ; diese hatte Sammler nach allen Theilen der Erde ausgesendet; für Einführung neuer Pflanzen hatte sie die enorme Summe von circa 160,000 fl. verausgabt, für Prämien 135,000 fl. — Jetzt aber scheinen sich die Verhältnisse zum Besten gewendet zu haben; von den Ueber- schüssen der grossen Industrie-Ausstellung im Jahre 1851 wurde in Kensington in der Nähe von Hydepark ein grösserer Grundbesitz an- gekauft, wo die Gesellschaft einen Garten gründen wird. Von Seiten der Verwalter jenes Fonds werden 500,000 fl. und von der Gartenbau- Gesellschaft die gleiche Summe zu diesem Zwecke angelegt werden. Diese Summe soll durch eine Subscription gedeckt werden, zu der die Königin Victoria 10000 fl., Prinz Albert 5000 fl., die Princesse Friederike Wilhelmine von Preussen ebenfalls 5000 fl. gezeichnet haben. Wo in England solche Namen voranstehen, da darf man das Unternehmen als ein gelungenes betrachten, und der Gartenbau darf sich zu der Wieder- geburt der Horticultural Society Glück wünschen. (Gard. Chr.)
Literarisches.
— Das vorjährige Programm des protestantischen Gymnasiums in Rimaszombat in Ungarn enthält den Schluss einer im Jahrgange 1858 be-
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gonnenen Aufzählung der in jener Gegend wachsenden Phanerogamen, zusammengestellt von Herrn Prof. Joh. Fäbry, in ungarischer Sprache. Beide Jahrgänge enthalten vergleichende meteorologische Zusammen- stellungen und phänologische Beobachtungen aus den Jahren 1856 bis 1859, nebst dem Wunsche, dass letztere an möglich vielen Punkten Ungarns fleissig angestelltwerden möchten. Die Aufzählung der Pflanzen ist nach dem De Candoll’schen Systeme geordnet, und enthält 438 Gattungen mit den ungarischen und lateinischen Namen, worunter jedoch mehrere nur in Gärten kultivirte Zierpflanzen vorkommen, z. B, Myrtus, Georgina, Zinnia, Nerium, Ipomoea, Rosmarinus, Ama- ryllis, u. A. Leider sind die Speeiesnamen nur ungarisch beigefügt, wesshalb wohl die meisten (wenn nicht alle) Botaniker über deren systematische Bedeutung im Unklaren bleiben dürften. Diess ist um so mehr zu bedauern, weil eine so fleissige und mit so vieler Vorliebe zu Tage geförderte Arbeit jedem Pflanzengeographen, und überhaupt jedem wissenschaftlichen Botaniker höchst schätzenswerthe Daten bieten würde, wenn er sie benützen könnte! Uebrigens ist aus dem Aufsatze die gründliche Sachkenntniss zu entnehmen, deren lehrreiche Entwicklung nur durch den vorgesteckten Druckraum beschränkt wird, und jeder — auch nicht ungarische — Botaniker wird mit dem Herrn Verfasser gleiche Wünsche hegen, dass die erheiternde Wissenschaft, welche gar viele ungesunde Ideen erstickt, und von Zeittödtung ab- leitet, auch in dem weiten Pannonien immer mehr Wurzel fasse, und die zersireuten Kräfte sich in einem „Magyar fuvesz-egylet“ *) ver- einigen. Joh. Bayer.
— Von Hofgärtner F. Lesemann in Hitzing ist erschienen: „Violo tricolor, mittelst künstlicher Befruchtung gezogen“. 25 chromo- lithographirte Tafeln, mit Bemerkungen zu den vorliegenden Abbil- dungen.
— „Blüthen-Kalender und Herbar-Catalog der in der Umgebung von Wien wildwachsenden Pflanzen“. Von Karl Jos. Kreutzer. Wien 1859. Verlag von Mayer & Comp. Zweite gänzlich veränderte Auflage. — Durch die Herausgabe dieser kleinen Schrift versucht der Autor, ein in der Flora von Wien seit Jahren heimischer Botaniker, dem in der Umgebung Wien’s Botanisirenden es zu ermöglichen, leicht und schnell zu einer Uebersicht jener Pflanzen zu gelangen, die er in jedem einzelnen Monate durch das ganze Gebiet dieser Flora. finden könne; zugleich aber auch ihn über die ganze Dauer der Blüthezeit und des Wachsthumes, so wie über die Stand- und Fundorte der verschiedenen Pflanzen zu belehren. Zu diesem Zwecke führt Dr. Kreutzer in dem ganz praktisch eingerichteten Büchlein die systematischen Namen der Genera und Species in streng alphabetischer Reihenfolge an, setzt den Arten die Varietäten bei und bezeichnet übersichtlich allen gegenüber die Blüthezeit durch die entsprechenden Monatsziffern. Dauer der Pflanzen und Standort derselben wird bei jeder einzelnen Art ange- deutet und bei vielen der specielle Fundort angegeben. Jeder Gattung
*) Ungarischer botanischer Verein.
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ist die deutsche Benennung beigesetzt und dabei auch die Familie an- geführt zu der sie gehört. Ein alphabetisches Inhaltsverzeichniss der deutschen Namen schliesst das Büchlein, das durch seine Anordnung dem Besitzer desselben allerdings gestattet, es zugleich als ein Catalog seiner botanischen Sammlung zu benützen.
— Unter dem Titel: „Die Parthenogenensis im Pflanzenreiche* ist von Dr. E. Regel in St. Peterburg eine Zusammenstellung der wichtigsten Versuche und Schriften über Samenbildung ohne Befruch- tung, nebst Beleuchtung derselben nach eigenen Beobachtungen, er- schienen. Era
— Fr. Hoffmann gibt in Stettin Herbars-Beilagen unter nach- folgendem Titel heraus: Signaturen für das Herbarium. Mit besonderer Rücksicht auf die in der Pharmaeie, Land- und ‚Forstwissenschaft, Technik und Oekonomie benützten, und in Deutschland wachsenden Pflanzen.
Berichtigung.
Bezüglich der Biographie meiner Frau Tante Josephine Kablik, abgedruckt in der Jänner-Nummer der botanischen Zeitschrift von diesem Jahre, erlaube ich mir auf eine wichtige und zwar unrichtige Angabe aufmerksam zu machen. Frau Kablik verblieb nämlich nicht in Hohenelbe, wie es Seite 3 heisst, als ihr Gemahl im Jahre. 1819 nach Prag zog, um die erste chemische Fabrik zu gründen, sondern sie begab sich zugleich mit demselben in die Hauptstadt, wo sie in den. Jahren 1822 und 1823 einen wissenschaftlichen Unterricht: in der Bo- tanik durch Dr. W. Mann erhielt und im Herbste des letzteren, Jahres nach Hohenelbe zurückgekehrt, ihre botanischen Exeursionen sowohl in der Umgebung, als auch im Hochgebirge allein unternahm.
Hohenelbe, den 13. Jänner 1860. Fr. Kablik, Apoth. Provisor.
Mittheilungen.
— Dr. David Livingstone in seinen „Missionsreisen und Forschungen in Süd-Afrika‘‘ (Leipzig 1858) gibt uns im 4. Bande derselben 8. 497 eine eigen- thümliche Ansicht über die Vegetation der Movana-Bäume (Bauhinia), die er- bei Tlomtla fand. Livingstone bemerkt, dass die Eingebornen aus den Fibern der Rinde starke Seile erzeugen, und man oft den ganzen Stamm seiner Decke beraubt sieht. Das Abstreifen der Rinde wiederholt man häufig, und oft findet man, dass die unteren 5-6 Fuss i—2 Zoll weniger im Durchmesser haben, als die oberen Theile, dass Stückchen Rinde, die beim Abstreifen brechen und an ihrem unteren Ende losgelöst sind, oben aber am Baume festhängen , fort- fahren zu wachsen, dass keine äussere Gewalt, nicht einmal das Feuer den Baum zerstören und, dass von Innen heraus er auch nicht verletzt, werden‘ kann, da er gewöhnlich ganz hohl ist; selbst umgehauen geht er noch nicht ein, indem Livingstone in Angela mehrere fand, ‚welche in die Länge weiter wuchsen, nachdem man sie gefällt hatte“. „Die sogenannten exogenen Bäume ‘wachsen, indem sich nach und nach von aussen Schichten anlegen, die endogenen wachsen durch Schichten, die sich innen anlegen.“ Der Movana ist exogen undendogen —-
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jede Schicht besitzt ihre unabhängige Lebenskraft — der Bacbob ist eher eine riesige in Samen geschossene Zwiebel, als ein Baum. — Dr. Livingstone sagt, dass jeder der 84 concentrischen Ringe noch einen Zoll gewachsen war, nachdem man den Baum gefällt hatte; die Wurzeln dehnen sich oft 40—50 Ellen vom Stamme über die Oberfläche aus und behalten ebenfalls ihre Lebens- kraft, wenn der Baum gefällt ist. Der Movana-Baum ist, bemerkenswerth wegen des geringen Schattens, die Blätter während der Tageshitze fallen zusammen und stehen fast senkrecht, so dass nur ihre Spitzen Schatten werfen. ST.
— In dem Garten des Herrn Bottacin in Triest prangten Anfangs December v. J. die drei neuen Begonien, Degonia amabilis, argentea und Victoria, dann in vollster Blüthe (im Freien) die Yucca placida und das @e- nereum argenteum oder Pampusgras. So auch bewundert man einen 3 Fuss langen Baumstamm, an dessen todter Rinde über 30 Orchideen wuchern, unter welchen namentlich hervorragen die Tillandsia canescens und die wohlriechende Stanhopea. Sr.
— In welchen ungeheuren Massen zum Zweck der Parfü- merie in Süd-Frankreich und Piemont, namentlich in Montpellier, Grasse, Nımes, Cannes und Nizza wohlrichende Pflanzen gezogen werden, mögen einige Zahlen beweisen. Eine grosse Parfümerie in Cannes verbraucht jährlich 140,000 Pfund Orangeblüthen, 20.000 Pfd. Akazienblüthen (Acacia Farnesiana), 140,000 Pfd. Rosenblätter, 32,000 Pfd. Jasminblüthen, 20,000 Pfd. Veilchen und 8000 Pfund Tuberrosen, nebst einer grossen Menge anderer Pflanzen. Nizza und Cannes sind namentlich das Paradies der Veilchen; es spriessen dort ungefähr 13,000 Pfund Veilchenblüthen. Nizza erntet jährlich 100.000 Pfd. Orangeblüthen, Cannes mehr als noch einmal so viel, und zwar von feinerem Geruche. 500 Pfund Orange- blüthen geben etwa zwei Pfund reines Neroli-Oel. Cannes, wo die Akazie be- sonders gut gedeiht, liefert jährlich gegen 9000 Pfund Akazienblüthen. Es ist leicht zu begreifen, dass die Gewinnuug der ätlıerisehen Oele, wenigstens mancher, eine sehr behutsame Behandlung 'erfordert. 5—600 Pfund Rosenblätter geben nur 2 Loth Oel. Die Süd-Franzosen sind, unterstützt durch ihr Klima, die thätigsten, jedoch nicht immer die sorgfältigsten Zubereiter der Wohlgerüche , und ver- sorgen damit die halbe Welt Die jährliche Fabrikation von Grasse und Cannes beträgt 75,000 Pfund Pomaden und wohlriechende Oele, 125 Pfund reines Neroli- Oel, 225 Pfund Petitgrain-Oel, 2000 Pfund Lavendel-Oel, 500 Pfund Römische Essenz und 500 Pfund Thimian-Oel.
— Bei der vom 1. bis 3. Mai 1859 zu Brünn stattgefundenen A3ten Blumen-, Pflanzen-, Obst-, Wein- und Gartenbau-Section hat Gärtner Netzl in Brünn einen Korb mit Champignons eingesendet, welcher ein rühmliches Zeueniss seiner Kunstfertigkeit in diesem ‚Cultursverfahren abgab, und auch mit dem Beisatze prämirt wurde, dass Hr. Netz] seine diessfällige Culturmethode behufs der allgemeinen Bekanntmachung angeben möge. Dieser Aufforderung gemäss hat derselbe nachstehende Culturbehandlung zur Erzeugung von Cham- pignons der Section übergeben : ‚In einem trockenen, nicht zu dumpfen Keller lässt man einen Kasten von beliebiger Grösse, aber 2 Fuss Höhe aufschlagen, bedeckt den Boden mit langer Spreu, legt hierauf 4 Fuss hoch frischen und auf d’esen 6 Zoll hoch alten, zur Hälite mit Gerberlohe vermischten Pierdedünger Schwarze halb mit Lehm versetzte Erde wird mit so viel wie möglich Cham- pignonbrut, ganz leicht gemischt, obenauf gelegt und täglich zweimal mit einer Brause ganz gelinde angefeuchtet. Nach Verlauf von 14 Tagen hat man Cham- pignons der feinsten Art.“
— Vekonomierath Bronner in Wiesloch hat in einer kleinen interessanten Schrift „die wilden Trauben des Rheinthales“ die- selben und ihr Vorkommen vor Kurzem beschrieben. Der Verfasser ist der Ansicht, dass unsere Weinreben von verschiedenen Arten stammen, die im wilden Zustande in ‚vielen Ländern vorkommen. Die wilde Weinrebe sei niemals aus der kultivirten hervorgegangen, also durchaus nicht erst verwildert, sondern gerade umgekehrt seien die eultivirten Sorten zum Theil aus den wildwach-
64 senden und bestimmt von einander verschiedenen Arten hervorgegangen. Das Rheinthal von Baden, die Donauländer u. s. w. besässen ihre eigenen ursprüng- lichen Arten, und sei desshalb die Ansicht durchaus unrichtig, dass die Römer die Weinrebe erst nach den Rhein verpflanzt hätten. Die wilde Weinrebe unter- scheide sich dadurch wesentlich von den kultivirten Sorten, dass ihre Blüthen poly- gamisch, und zwar zwitterig und männlich, seien,
Correspondenz der Redaktion. Herrn Dr, D. in L.: „An zool.-botanischen Verein 4 fl. 20 kr. gezahlt. Das
Diplom werden Sie erhalten“. — Herrn C.B. in St.: „Es ist wahr, Andere haben inzwischen wiederholt Sendungen erhalten, allein die Desideraten-Verzeichnisse derselben sind auclı minder difficil“. — Herrn Dr. H. in G.: „Viel Dark“. —
Herrn W. in G.: „An zool.-botanischen Verein 4 fl. gezahlt“.
Inserate.
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Dieser Numer liegt bei ‚‚Auszug des Haupt-Preis-Courants Nr. 33 und 34 der Gebrüder Villain, Kunst- und Handelsgärtner in Erfurt, Dalbergs- weg Nr 9 und Walkmühlenzasse Nr. 12“,
Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skolitz. Verlag von ©. Gerold. Druck von ©. Veberreuter.
Vesterreichische
BOTANISCHE ZEITSCHRIFT.
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für Die österreichische e e Exemplare, botanische Zeitschrift 7 , ‚ die frei durch die Post be- Perschöikt Botanık und Botaniker, nen aalenı sind den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion
ramerirtsotselbe Gärtner, Dekonomen, Forstmänner, Aerzle, (Wieden, N.331. wien)
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Der Niesen im Berner Oberlande.
Eine Reiseskizze von Dr. H.
Mancher Leser dieser Blätter hört hier wohl zum ersten Male den Namen eines Berges, der doch mehr als mancher andere, jetzt viel besuchte und gerühmte Punkt der an Naturschönheiten so reichen Schweiz die Aufmerksamkeit des flüchtigen Reisenden nicht allein, sondern auch des wissenschaftlichen Forschers verdient. Gleich merk- würdig durch seine Gestalt und prachtvolle Fernsicht, wie durch seine üppige Flora und seine interessanten geognostischen Verhältnisse und bereils im Jahre 1561 von Benedikt Aretius (der dem Genus Aretia seinen Namen gab) beschrieben, diente er doch bis jetzt beinahe nur der näheren und ferneren Umgegend zum Zielpunkt von Excur- sionen, während der grosse Touristenschwarm, der alljährlich die Schweiz durchfluthet, und zum grossen Theile an seinem Fusse vorüber durch’s Kanderthal und über den Gemmipass dem Wallis zueilt, durch seine schwere Zugänglichkeit und den Mangel eines sicheren Ob- dachs auf der Spitze von der-Besteiguug abgeschreckt wurde. In den letzten Jahren ist das anders geworden. Seitdem ein mit grosser Mühe und bedeutenden Kosten angelegter, ganz gefahrloser Weg zum Gipfel des Niesen führt, und ein treflliches Gasthaus dem Wanderer erwünschte Labung und Schutz gegen einbrechendes Unwetter verspricht, hat sich
Oesterr. Botan. Zeitschrift 3. Heft. 1860. J
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die Zahl auch der ausländischen Besucher ungemein vermehrt und die Zeit dürfte nicht mehr fern sein, wo sein Name dem des Rigi und an- derer berühmter Aussichtspunkte ebenbürtig genannt wird. Leider wird aber auch mit dem Eintreffen des unvermeidlichen Engländers und des lärmenden Franzosen der Berg viel von dem po6tischen Reize ver- lieren. der sein einsames Haupt bisher schmückte.
Der Niesen, 7280 F. ü. M., 5580 F. über den Spiegel des Thuner See’s gelegen, den sein Fuss beinahe berührt, ist ein fast ganz isolirter Berggipfel im Südwesten des Cantons Bern, zwei Stunden von Thun entfernt. Gleich einem weit vorgeschobenen Posten des höheren Alpen- gebirges, ist er, ein riesiger Wächter, zwischen den engen Ausgangs- Pforten des Simmen- und Kander-Thales hingelagert, den Umwohnern ein zuverlässiger Wetterprophet. Schon aus.der Ferne lenkt er durch seine fasi regelmässige Pyramidenform das Auge des Reisenden auf sich. Nach drei Seiten schroff abfallend, hängt er nur gegen Südwest mit einer niedrigeren, gegen das Wallis auslaufenden Gebirgskette zu- sammen. Nur Dis auf den vierten Theil etwa ist er bewaldet, den übrigen Theil des Berges bedecken schöne Triften , auf denen eine gesegnete Alpenwirthschaft von den Umwohnern betrieben wird. Sein Haupt reicht nicht in die Schneeregion, auch kann an seinen steilen Wänden der Winterschnee nicht lange haften und macht zeitig im Jahre einer mannigfaltigen Flora Platz.
Ueber die geognostischen Verhältnisse des Niesen kann ich als Laie nur erwähnen, dass er dem Kalke angehört, dessen Schichten auf mannigfache Weise von Schiefer, Sandsteine und Grauwacke durch- setzt werden. Den Gipfel bedecken mächtige, chaotisch durcheinander geworfene Sandsteinstücke, wie von Riesenhand nach allen Richtungen hingeschleudert.
Als ich im vergangenen Sommer auf einem botanischen Ausfluge durch die Schweiz in dem heiteren Thun angelangt, schon im Begriffe stand. vom Dampfe mich wieder dem Norden zuführen zu lassen, kam mir der Rath meiner freundlichen Thuner Wirthin, dem nahen Niesen zum Abschied noch einen Besuch abzustatten, ganz gelegen. Schon am vergangenen Abend hatte mir auf der Fahrt ven Interlacken herüber seine gigantische, vom Abendroth bestrahlte Pyramide lockend zuge- winkt und den Wunsch rege gemacht, mit seiner Besteigung meinen Reiseerlebnissen noch eine schöne Erinnerung hinzuzufügen. Ich hatte zwar des Schönen viel, für so kurze Zeit fast zu viel gesehen, und dabei als Neuling in den Schätzen einer reichen Alpenflora geschwelgt; Rigi und St. Gotthard, Furca und Grimsel, Rhonegletscher und Faulhorn hatten mir mit ihren schönsten Gaben Tribut zahlen müssen, und den- noch sah ich nur mit Bedauern dem Augenblick entgegen, der mich von so viel Herrlichkeiten trennen sollte. Begierig ergriff ich daher die günstige Gelegenheit, den Abschied noch um einen Tag hinauszu- schieben und schon die nächste Stunde sah mich, am heitern Morgen des 29. Juli, auf der schönen Strasse nach Wimmis meinem Ziele zu- streben. Eine fruchtbare, reich angebaule Gegend und links in nicht
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zu, weiter Ferne die im Morgenlicht strahlende Kette der Berner Hoch- alpen gewährte Unterhaltung genug während des zweistündigen Weges bis Wimmis, welches, von einem alterthümlichen Schlosse überragt, sich an den Fuss des Niesen anschmiegt. Ein Führer wurde hier acqui- rirt, mehr der Gesellschaft und des Gepäcktragens halber, als um den Weg zu zeigen, der deutlich genug vorgezeichnet war. Nachdem ein enges, von steilen, nadelholzbewachsenen Wänden umgebenes Wie- senthal durchschritten war, begann sogleich das Ansteigen, anfangs noch im Schatten des Gehölzes oder durch fette Bergwiesen, auf denen indess nur die gewöhnliche montaneFlora, z.B. Scabiosa syleatica, Gen- tianacampestris,Prunella grandiflora, Orchis militaris, Peristytus albi- dus u. A., untermischt mit einzelnen subalpinen Kräutern anzutreffen war. Hin und wieder öffnete sich eine reizende Fernsicht über den Spiegel des See’s und nahe und ferne Bergeshäupter, oder eine klare Quelle rauschte zwischen einem Walde hoher Farrenkräuter, zwischen denen Aconitum Napellus, Saxifragarotundifolia, Veronica urticae/olia, Astrantia major, Prenanthes purpurea, Senecio cordatus u. A. wu- cherten, hervor. Nach und nach wurde die Holzung sparsamer und niedriger, der Rasen kürzer, aber auch das Ansteigen unter der bren- nenden Julisonne beschwerlicher. Ueber weithin sich dehnende Matten von zahlreichen Heerden eines schönen Rindviehschlages belebt, zog sich der Weg in mannigfachen Windungen am Berge hinauf. Die bis dahin etwas einförmige Flora, fast nur aus kurzem Grase, untermengt mit den alpinen Formen von Lotus cornieulatus,, Thymus Serpyllum und Anthyllis Vulneraria bestehend, denen sich seltner Daphne striata und Veratrum album, desto häufiger und auf weite Strecken hin Rumex alpinus zugesellte, nahm allmählig alpinen Charakter an. Gentiana purpurea zeigle sich nun und blieb bis nahe an den Gipfel häufig, seltner, aber in riesengrossen Exemplaren, fand sich @. lutea. ganz, vereinzelt @. punctata, dazwischen Cirsium eriophorum, an feuchten Stellen C. spinosissimum, mit ihnen Parnassia palustris in remdartiger zwerghafter Tracht, Trifolum caespitosum, badium, prutense var. ni- valis (K. syn.), Sazifraga Aizoon, Scabiosa lucida. Sedum album und atratum , Bellidiustrum Michelü, Homogyne alpina, Erigeron alpinus und glabratus, Chrysanthemum atratum, Arnica montana, Carduus defloratus, Leontodon hastilis var. alpina, Crepis aurea, Hieracium Auricula und angustifolium, Campanula barbata, pusilla und Scheuchzeri, Phyterma betonicaefolium, Gentiana acaulis (hier schon verblüht), Rhododendr m ferrugineum, Bartsia alpina.Euphrasia offieinalis var. alpestris und salisburgensis, Poa alpina, Phleum al- pinum, Festuca Haller: und ovina var. alpina. Nach dreistündigem, ununterbrochenen Ansteigen war die noch eine Stunde unter dem Berg- gipfel gelegene Sennhütte erreicht, wo bei erquickender Alpenkost frische Kräfte für die noch übrige Strecke gesammelt wurden. Mit jedem Schritte auf dem fortwährend im Zickzack steil, aber bequem und ge- fahrlos ansteigenden Pfade öffnet sich eine neue, immer schönere Fern- sicht auf die gerade gegenüber riesig emporsteigenden Berner Alpen, eine oft schon empfindliche Gletscherluft, die von ihnen herüber weht,
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kühlt die erhitzte Stirn und immer reicher entfaltet sich dabei eine herrliche Alpen-Flora. Die schöne Alpenaster färbt mit ihren Massen den Rasen fast tiefblau, und wetteifert mit den brennenden Farben des Alpen-Vergissmeinnichts und der Gentiana nivalis und bavarica; Ni- gritella angustifolia haucht ihre Dülte aus, Anemone alpina und ver- nalis, Arabis alpina, pumila, Arenaria ciliata, Cerastium strietum, Hedysarum obscurum, Phaca astragalina. Oxylropis montana, Geum montanum, Dryas octopetala, Potentilla aurea (nebst einer anderen, Pote:tilla, die der salöisburgensis var. trifoliuta am nachsten kommt), Alchemilla alpina, Gaya simplex, Bupleurum ranunculoides, Galium helveticum, Erigeron uniflorus, Gnaphalium carpaticum, dioicum var. alpina. supinum und Leontopodium (letzteres in grösster Menge), Pe- dieularis verticillata, Phyteuma hemisphaericum, Androsace Chamae- jasme, Primula farniosa und ein Heer von Gräsern , darunter Avena versicolor und Festuca pumila, auch im Rasen versteckt Selaginella spinulosa und Oystopteris alpina, fesseln immer auf’s Neue die Blicke. So nahten wir uns unter fortwährendem Sammeln der Spitze, der Rasen wird dürftiger und zahlreiche Felsblöcke,, oft Ruinen oder Mauern gleich, zwischen denen sich der kunstvoll angelegte Weg hin- schlängelt , bedecken die Hänge des Berges. Endlich steigt die höchste Kuppe, bisher noch versteckt, vor den Blicken auf, nach wenigen Minuten ist das freundliche, mit manchem in solcher Höhe kaum ge- suchten Comforts ausgestattete Gasthaus erreicht und wir können unter schattigem Dache unserem Körper die nothwendige Ruhe und leibliche Erquickung gönnen.
Neu gestärkt klimmten wir die wenigen Schritte zur höchsten Spitze des Berges hinan, die nur wenig Personen Raum bietet. Eine Aussicht bietet sich hier, mit der sich nur wenige vergleichen, die wir aber hier dem Leser nur in ihren Hauptumrissen zeichnen können. Die ganze weite Fläche zwischen Alpen und Jura liegt vor uns, mit einer Unmasse von Ortschaften besäet, von zahlreichen See’n belebt, von Gebirgen nach allen Richtungen hin durchzogen, im fernen Hintergrund von der vielgezackten Mauer des Jura begrenzt. Kehrt der Blick in die nähere Umgebung zurück, so fällt er zunächst in das zu unsern Füssen liegende Simmenthal, berühmt wegen seiner Fruchtbarkeit und trefl- lichen Viehzucht, jenseits von der Stockhornkette mit ihren abenteuer- lich gestaltelteten Gipfeln begrenzt, welche nach dieser Seite hin die weitere Aussicht hemmen. Ueber die Simmenthaler Berge hinweg er- heben sich westlich zahllose Bergspitzen der Cantone Waad, Genf und Freiburg. Weiter gegen Norden schweifend haftet das Auge auf dem glänzenden Spiegel des Thuner See’s, denn ein Kranz schöner Ort- schaften umgibt und dessen Nordspitze das malerische Städtchen Thun krönt. Einem silberglänzenden Bande gleich schlängelt sich aus der Bucht des See’s die Aare in zierlichen Windungen dem alten Bern zu, dessen Thurmspitzen dem Auge kaum noch deutlich erscheinen. Weiter nördlich lagern sich die niedrigeren Gebirge des Cantons Bern vor, dem Emmenthal und Entlibuch entsteigend. Nach NO. in der Tiefe ist "noch ein Theil des Brienzer See’s zwischen seinen hohen Felsenufern sicht-
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bar, dahinter ragen der Pilatus, Brünig und andere Gebirge der östlichen Schweiz. Südöstlich strecken sich zu unseren Füssen die Fruligen-, kander-, Adelboden- und Kien-Thäler aus, in ihrem reichen Anbau einem Garten ähnlich, zwischen ihnen und dem Brienzer See die Berge des Lauterbrunnen- und Gründelwald-Thals und noch über diese maje- stälisch emporgipfelnd die Kette der Berner Hochalpen. Unter allen am prachtvollsten ragt die Blümlisalp oder Frau hervor, die mit ihren weilen Schneefeldern und Gletschern den Glanzpunkt der Aussicht bildet und weil mit ihrem Fuss dem Kienthal entsteigend, hier ihrem ganzen Um- fange nach, wie von keiner anderen Stelle aus, sichtbar ist. Das Breit- horn, die Jungfrau, der Eizer, die Schreck- und Wetter-Hörner reihen sich östlich an sie an, während gegen Süd und Südwesten die Gemmi, Altels, Karyl, Diablerets und unzählige andere, dem Wallis- und Waad- Lande angehörende Spitzen sich erheben. Eine im fernen Hintergrunde auftauchende Kuppe.bezeichnete mir der kundige Führer als zur Gr uppe des Montblanc gehörig. — Wer, wie ich, das Glück hatte, diese Aussicht bei heiterem Himmel und einem gleich prachtvollen Sonnen-Auf- und Untergang zu geniessen, dem w ird sie unver gesslich bleiben.
Wendet sich das Auge endlich von dem erhabenen Rundgemaälde ab und der näheren Umgebung wieder zu. so trifft es zwischen den Felsenblöcken, dem Gerölle und kurzen Rasen der Spitze — ausser vielen der schon früher genannten Pflanzen — noch auf die Polster der Silene acaulis, Sazxifraga oppositifolia (schon verblüht), moschata und Seguwieri? Aronicum scorpioides. Elyna spicata. Carex frigida, für ma und ferruginea, Sesleria coerulea (nur auf der höchsten Spilze be- merkt) Poa minor. Schöne Steinflechten überziehen in manniglachen Farben die verwitlerten Blöcke.
Ein erquickender Schlaf folgte den gehabten Anstrengungen. Zeillich am anderen Tage, um die Morgenkühle noch zu benützen, trat ich den Rückweg an, wobei ich leider der Zeitersparniss halber dem gestrigen Pfade wieder folgen musste. Nach kaum zwei Stunden war der Fuss des Berges, nach einer weiteren Stunde auch Thun wieder erreicht und der Nachmittag iraf mich bereits, Dank der Geschwindig- keit des Dampfrosses. in dem schweizerischen Venedig, wie der Berner seine Stadt gern nennen hört. Ein mächtiger Strauss von Edelweiss folgte mir in die Heimath und mahnte noch lange an eine der genuss- vollsten Excursionen.
Mit vorliegenden Zeilen bin ich natürlich weit entfernt, ein voll- ständiges Bild der Flora dieses Berges entwerfen zu wollen, sie ent- halten nur das, was bei einer flüchtigen Besteigung zur Seite des Weges gesammelt oder nolirt wurde. Ich würde sehr dankbar sein, wenn die kundigere Feder eines Schweizer Botanikers,, vielleicht in diesen Blättern die obige Skizze vervollständigte. Denn es ist mit Recht anzu- nehmen, dass sich bei einer genaueren Durchforschung, namentlich auch der übrigen Seiten des Berges und zu einer früheren Jahreszeit, noch manche Seltenheit — so das von Gaudin erwähnte Eryngium alpinum — findet, und dass der Niesen seinem neuerlich dureh manchen seltenen Fund berühmt gewordenen Nachbar, dem Stockhorn, auch in
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dieser Beziehung ebenbürtig zur Seite stehe. Und selbst wenn diess nicht der Fall wäre, würde schon die Ueppigkeit der Flora und der Umstand, dass die Vegetationsgrenzen der Pflanzen hier, wie an andern isolirten Bergen, recht instructiv hervortreten, und sich bequem stu- diren lassen, einem jedeu Botaniker die immer etwas mühselige Be- steigung lohnen.
Beobachtungen in der Flora von Siebenbürgen
nebst
Beschreibung neuer Pflanzenarten und Varietäten. Von Dr. Ferd. Schur.
Y:
40. Avena L. gen. 91. Tournef.
Sect. 1. Avenae genuinae. Koch syn. ed. 2. p. 916.
Aus dieser Section sind ausser der von Baumgarten. En. Stirp. III. No. 2074— 2078 angeführten Avena-Arten noch folgende von mir beobachtet worden.
1. Avena brevis Roth. Abhandl. 42. Host. gram. t. 42. — Koch syn. ed. 2, 916. ;
Zwischen Saaten bei Hermannstadt selten, am Rande der Hafer- felder bei Broos. Juli. —
2. Avena hybrida Peterm. Koch syn. ed. 2. Rcehb. fl. sax. p. 17. — Syn. A. bizantina Koch. Linnaea XXI. A. intermedia Lindr. bot. act. 1841.
Zwischen Hafersaaten bei Hermannstadt.
3. Avena hirsuta Roth. cat. 3, 19. Trin. t. c. 4 suppl. p- 25. M. Bieb. fl. taur. IN. p. 83. — Syn. A. barbata Broot. fl. lusit. p- 108. A. atherantha Presl. Cyper. et gram. sicul. p. 30. — Koch syn. ed. 2. p. 918.
Zwischen Saaten bei Hermannstadt selten, z. B. auf dem Wege nach Leschkirch, 1850. — August.
4. AvenasativaL. sp. 118, Host. gram. t. 5. Von dieser Art kommen in Siebenbürgen mehrere Varietäten vor, z.B. a. mulica. b. semiaristata. Flosculo infimo aristato, majore. ec. aristata spieulis subtrifloris. flosculis binis infimis in medio dorsi aristatis. e d. nigra e.rufa f. arduennensis flosculis abreviatis inflatis, muticis vel ari- statis, flavidis. —
floseulis rufis vel nigris, apice scabriusculis glabrisve.
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g. fusciflora Sehur. Spieulis subbifloris. "Valvis mazimis, novenmervibus. siccato albidis. — Floribus mutieis fuscis, » apice albidis. Palea exteriori verrucoso-scabra, apice septem- nervia, nervis prominentibus, serrulato-scabris. — Axe glabro.
— Ramis panicula ampliatae scaberrimis. — Folüs latis longis-
que, 4--6 lin. latis, scabris. — Liyula protracta, aculiuscula,
laeiniato-ciliata. — Culmo d—5 pedal. Spiculis maturis pen- dulis valvis albis ewpansis flosculis [uscis ventricosis scabris. —
Syn. Avena fusciflora Schur. Speec. distincta mihs esse
videtur !
Kulturpflanze bei Kronstadt, z. B. hinter dem Kapellenberge häufig. — August.
5. Avena fatwal. sp. 118.
Var. a. nigrescens.
b. flavescens. c. glabrescens. Flosculis flavidis, parım pilosis, vel subglabris, axi pilosa. Alfın. — A. bizantina C. Koch ap. Grisb.
Zwischen Saaten bei Hermannstadt. c. bei Klausenburg. — Juli — August.
Sect. I. Avenastrum. Koch syn. ed. 2. p. 918.
Ausser den von Baumgarten aufgezählten dieser Section an- gehörigen Arten habe ich hier noch folgende Arten und Formen beobachtet.
1. Avena compressaHeuff.
Pl. banat. 1858. p. 193. in Flora XXI. p. 249. Rehb. fl. germ. icon. vol. 7. f. 210.
Auf Wiesen in der Hügel- und Bergregion, z.B. am Büdös auf Trachyt eirc. 2500’ auf feuchten Wiesen, am Bache zwischen Heltau und Michelsberg, circ. 1500°. — Juli. Substr. Alluvium. —
.. 2.Avenabromoides L. sp. 1666. Spr. syst. 1. p. 336. No. 42. R. et Schult. II. 674. Rehb. icon. t. 103. \
Auf etwas trockenen Wiesen am Scheweschbach im Jungenwald bei Hermannstadt. — Juli. — Elevat. 1200‘.
3. Avena praeusta Rchb. ex. p. 140. et addend. p. 140, No. 350 $. Rehb. pl. erit. XI. an Var. Avenae alpinae Sm.? —
Auf Waldwiesen hinter dem Kapellenberg bei Kronstadt. — Moo- riye feuchte moosreiche Wiesen am Rande des Waldes, Kalkgebirge. Elevat. eire. 2000'. — Juli. —
4. Avena lucida Bartel. Maly en. pl. aust. p. 17, No. 13, et in add. p. 370, No. 9. — Syn. Avenu pratensis Var. Schur.
Auf grasigen Höhen auf Bergwiesen auf der Pojana bei Kronstadt an steinigen Partien am Fuss der Suler. eirc. 4000'. — Juli.
5. Avena pratensisL.sp. 119. Var. subalpina Schur.
Panieula subracemosa ramo infimo bispieuligero. Spieulis sub- quadrifloris. Folüs mollibus filiformi complicatis, vaginisque tenue pilosis. Culmo graeii 15 poll. subbinadi. folüs 6—9 poll. longıs viridibus. —
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Auf Triften der Alpen und Voralpen des Arpäs. — Juli. — Elev. 6000’. Substr.: Glimmerschiefer. —
6. Avena pubescens L. sp. 1665. Koch syn. ed. 2. p. 918. Rcehb. icon. XI. f. 1700. — Host. gram. t. 40.
Var.a.diantha Heuff. en. p. 193. — Syn. A. pubescens var. biflora Schur. Sertum fl. Transs. No. 3126 e.
b. glabrescens. — Panicula ramosissima. — Spieulis versi- coloribus, trifloris. — Valva superiori trinervia — Palea supra me- dium dorsi aristata, violaceo variegata, nervis glabris margine albo scarioso nolata. Folüs novellis complicatis, omnibus vayinisque glabris. — Rhizomate breviter repente. — Syn. Avena Pseudo- lucida Schur. Avena pubescens var. glabra Schur. Avena pu- bescens var. ß. alpina Rehb. flor. exc. p.52, (nach der Beschreibung‘).
Auf sonnigen Höhen in lockerem Boden auf Kalksubstrat, z. B. am kleinen Hangestein bei Kronstadt. — Juni. — Elev. 2500‘.
Eine sehr ähnliche Form habe ich im vorigen Jahre auf der Tür- kenschanze bei Wien beobachtet.
7. Avena laevigata Schur.
Rhizomate fibroso vel repente. Culmo elato 2—3 ped. ad apicem vel supra medium foliato. Folüs culmeis latis brevibusque 2—3 poll. longis 4 lin. latis apice rotundatis margine glabris folüs prolum novellitm triplo angustioribus longissimis culmo dimidio brevio- ribus sıepe complicatis, acuminatis margine scabris. Vaginis infimis folio ipso dimidio brevioribus, crassinervüs scabriusculis, tenue an- cipitibus. — Ligula maxima, rotundato-acuminato. — Panicula am- pliata ramosissima, nutante, 6—8 poll. longa, ramis tenerrimis, scabris. Spieulis pendulis, subquadrifloris cum rudimento quarti vel quinüi floris, lucidis, purptreo variegatis. Valvis inaequalibus, valvu superiori trinervia, carina scabra notata. — Palea inferiori glabra, quinquenervia, medio dorsi aristata, arista purpurea, tenue genicu- lata, palea duplo longiore. —
Auf den steinigen Abhängen der Kalkalpen, z. B. auf dem König- stein, Butsets, auf den Korondrys in den Radnaer Alpen auf dem Öcsem Teteje bei Sz. Domokos. — Juli — August. — Elevat. 5000 —6000’.
Ich glaube nicht zu irren, wenn ich diese Art mit einigen Formen von Avena pubescens L. der Flora Rossica verwandt oder gar identisch halte, nämlich mit A. pubescens ß. glabra. Ledeb. flor. Ross. IV. p- 414. Avena pubescens ß. caucasica. C.Koch. Linn. XXI. p. 319. — Avena montana Trin. herb. Ledeb. in fl. Ross. |. c.
Es sind diese Formen im Caucasus in Sibirien im Baikalischen Gebirge beobachtet worden, und gehören somit der östlichen Flora an, deren Grenze in nördlicher Richtung sich bis Siebenbürgen erstreckt. Die Pflanze ist nicht mit den fast nackten oder gänzlich unbehaarten Formen von A. pubescens der deutschen Flora zu verwechseln, welche letztere mehr zu Avena lueida sich neigt und wie ich oben angegeben habe, auch bei Wien auf der Türkenschanze vorkommt. — Meine Avena
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Iaerigata steht im Habitus zu Avena pubescens etwa wie Poa sudetica zu Poa trivialis. —
8. Avena striata Lam. dict. V. 1. p. 332. — Syn. A. striata Koch. syn. ed. 2, p. 919. A. sempervirens DC. fl. fr. (ea p.). A. sem- pervirens, A. pratensis Bmg. herb. transs. non Enum. transs.
Var. villosa. — Vaginis foliorum infimorum villosis, pilis subreversis, brevibus. — Syn. Avena fallae Ten. syllog. p. 51,
et Bert. fl. ital. V. 1. p. 700. (ut mihi videtur 1.). Avena convoluta Presl.]. c.
Auf Kalkfelsen um Kronstadt häufig, auf dem Kapellenberg, Sala- monsfelsen u. s. w. Elevat. bis 3000°. — Mai — Juni,
Diese Art ist der Avena sempervirens und den verwandten Arten sehr ähnlich, und sie wurde von mehreren Floristen und ausgezeich- neten Botanikern früher dafür genommen. — Auch Baumgarten scheint diese Pflanze gekannt aber nicht von A. sempervirens unter- schieden zu haben, so wie Rehb. und Koch in ihren früheren Schriften. Es ist aber auch nicht in Abrede zu stellen, dass, wenn man den sub- alpinischen Standort, die länger vorgezogenen Ligulis und die zu- sammengelegten nicht gerollten Blätter von A. sempervirens ausser Acht lassen will, die Unterschiede zwischen A. siriata Lam. und A. sempervirens Vill. fast gänzlich verschwinden.
Es bleiben hier folgende Synonyma zu berichtigen: Avena sempervirens V ill. — A. sempervirens DC. — A. sedenensis DC. — A. striata Lam. — A. sesquitertia Ten. — A. sempervirens Ho st. — A. fallax Ten. — A. convoluta Presl. — A. Notarisü Presl. — A.
montana Vill.— A. sedinensis Clar. — A. Parlatorü Woods. — A. Hostü Bois. — A. Besseri Griseb. — so wie A. setacea meh- rerer Autoren, welche sämmtlich einem Typus anzugehören scheinen.
9. Avena HostiiBois. etR. — Avena Parlatorü Woods.
taur. fl. 405. A. setacea Parl. A. sempervirens Host. A. sempervirens Koch ex. p. ed. 2.p.919, et Rehb. icon. XI. £.1701, et Koch Deutschl. Fl. p. 567. Avena setacea Bmg. herb. transs. Nach Baumgarten am Wulkauer Pass auf dem Berge Vulkäny. — Aug.
Avena sempervirens Vill. dürfte für Siebenbürgen zweifelhaft sein, obschon ich ein Paar Exemplare aus dem Lerchenfeld’schen Her- barium transsilv. besitze, welche dieser tüchtige Botaniker 1780 ein- sammelte.
Im Herbarium des Herrn Juratzka in Wien hatte ich Gelegenheit, die A. Hostü Bois. zu sehen, mit der siebenbürgischen Baum- gartner’schen Pflanze zu vergleichen und mich zu überzeugen, dass die im Baumgartner’schen Herbar als A. sempervirens Vill. vor- liegende Pflanze Avena Hostü Bois. ist. —
10. Avena setacea Bmg. en. Ill. No, 2081.
Stimmt weder nach der Beschreibung noch nach der Syn. mil A. setacea \V ill. Delph. I. p. 144, t. V. und ist mir eine problematische Pflanze. — Schon bei Avenella habe ich aufmerksam gemacht, dass Baumgarten A. flexuosa var. flavescens als Avena setacea Vill.
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genommen hat, so wie bei Trichodium rupestre, dass die Var.‘ aurata in dessem Herbar als A. setacea vorliegt. — Gern möchte ich die ächte Avene setacea Vilarsii sehen. —
41. Trisetum Pers. Kunth gram. 102. — Trin. in act. Petrop. 40 et 4 suppl. p. 10. — Syn. Trisetaria Bmg. en. II. p. 262.
Ausser den von Bmg. en. II. No. 2084—2090 aufgeführten 5 Arten (nebst A. pratensis — Trisetaria pratensis Bmg.) habe ich noch folgende Arten und Formen nachzutragen, welche für die Flora von Siebenbürgen als neu anzusehen sind.
1. Trisetum alpestreP.B. agr. 88. — Syn. Avena alpestris Host. agr.t. 39. A. sesquitertia Host. gr. t. 60. Koch syn. ed. 2, p-. 921. Rehb. fl. exc. p. 51. — Icon. Xl. f. 1704—5. Trisetaria al- pestris Bmg. en. Ill. 2088.
a. viviparum macranthum. Ovaria quandoque in cor- puscula carnosa subbulbuliformia mutata. Spiculis duplo majoribus 3 lin. longis subtrifloris. Valvis subaequalibus apice laciniato-ciliatis. Palea inferiori supra medium aristata valvisque violaceo variegata. Planta 12 poll. alta, rigida stricta, panicula contracta 3 poll. longa.
Auf dem Ocsem Teteje bei Sz. Domokos. Ende Juli auf Kalk. — Elevat. 5000‘. —
b. argentoideum. — Panicula laxiuscula, curvato-adscen- dente. pyramidata. Spiculis subtrifloris, 2) lin. longis, pallide virt- dibus argenteo-nitentibus. Valvis inaequalibus longissime acuminatis, valva inferiori a basi ad medium trinervia. — Palea exteriori incon- spicae nervosa,supra medium dorsi aristata, bifida, lobulis obtusius- culis laciniato-cıliatis.— Ovario turbinato, a medio ad apicem piloso. — Culmo 12 poll. Folis angustis vaginisque albo pelosis pilis recte patentibus notatis. Ligula protensa \ lin. longa truncata , ciliata. Rhizomate fibroso raro subrepente. — Syn. Trisetum (Avena) argen- toideum Schur olim. 5
Auf Kalkfelsen auf dem Ocsem Teteje bei $z. Domokos. Ende Juli. — Elevat. 5000".
ec. purpurascens. — Spiculis minoribus elongatis, 2 lin. longis, purpureo-variegatis. — Panicula contracta erecto. — Palea exteriore dorse purpureo margine aurato-scarioso. (An Avena pur- purascens De Not.?
Auf dem Ocsem Teteje bei Sz. Domokos. Ende Juli. Kalk. — Elevat. 5000‘.
Das siebenbürgische Trisetum alpestre weicht von dem der deutschen Flora durch den stärkeren Bau, durch die fast doppelt so grossen Aehrchen, durch die weniger gekrümmte Arista, und durch die sehr kurzen Härchen des Callus ab.
2. Trisetum carpaticum R. et S. 663. — Avena carpa- tica Host. IV. t. 31. Trisetaria carpatica Bmg. en. UI. No. 2087. Tri- setum fuscum R. et S. 11. 664.
Auf Alpentriften, z. B. auf den Arpaser und Kerzeschorer Alpen, auf den Butian, auf dem Padruschell u. s. w. Juni Juli. — Elevat. 6000. — Subsir.: Glimmerschiefer — Kalk.
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Die Pflanze, welche ich für Trisetum earpaticum halte, hat fol- gende Diagnose: Rhizomate magis minusve repente. Culmo_ tereli, basi eurvato ad medium foliato, 12 poll. alto. — Foliüis planis bre- vibus 2—3 poll. longis ad basi sensim attenuatis, supra striato- scabris, margine serrulatis ciliatisque. Vaginis pilosis. Ligula pro- tensa, "% lin. longa, truncata. Panicula erecta, oblonga, ramosissima, ramis arrerto-patulis, glabris instructa, 2—3 poll. longa. — Spieulis bifloris rare trifloris, flavidis, purpureo-variegatisve. — Valvis in- aequalibus, valva superiori subito acuminata apice inconspicue dentata vel erosa. flosculos aeguante. Palea inferiori superiorique aequan- tibus, inferiori setaceo bifida dorse supra medium aristata. Arista valida supra basin in angulum rectum recurvata, vix torta, ciliata, Catlo piloso, pilis brevissimis, callum duplo superantibus. — Ovario ovuto-oblongo, glaberrimo. —
Unter Avena carpatica sind mir sehr verschiedene Gräser zuge- kommen, aber nie eines, welches mit der Host’schen Abbildung über- eingestimmt hätte. Meist waren es Formen von A. flavesceus, und namentlich die aus den ungarischen Karpaten, wo mitunter eine violett- gefärbte Form, welche ich für A. lavescens y. variegata Gaud. halte, sich auszeichnete.
Ob meine hier beschriebene Pflanze die wahre Host’sche Avena carpatica sei, wage ich nicht zu bestimmen, und es dürfte mit dieser Art wie mit vielen der Fall sein, dass der Autor seine Pflanze nicht wieder erkennen würde. Die Host’sche Abbildung scheint mir von einer eultivirten Pflanze herzustammen. — Dass diese Avena vielen Bota- nikern eine problematische Pflanze ist, beweiset auch der Umstand, dass deren systematische Stelluug noch keineswegs gesichert ist, wenigstens kann meine Avena carpatica nicht neben A. planiculmis (Bluff, und Fingerhuth oder Rchb. fl. exc.) gestellt werden.
Was die Autoren mit „Valviolis basi quadridentatis“ sagen wollen, ist mir unerklärlich, da dieses Merkmal bei dieser Pflanze nicht exislirt. — Eben so wenig habe ich Folia canaliculata noch Vaginae compressae beobachtet. —
3. Trisetum varium Schur. — Syn. Avena varia Schur olim. Sertum flor. Transs. p. 85, No. 3182. Avena carpatica Griseb. et Schenk in Wiegm. Arch. iter hung. 1852. p. 361, No. 313 (an Host?) Avena variegata Griseb. non Schur. Avena carpatica Wahlenb. carp. 38. (Griseb.). Avena ciliaris Kit. (see Griseb.). Arena carpatica Schur olim Sertum fl. Transs. p. 85. 3132.
Auf kräuterreichen Abhängen in den Fogaraser Alpen z. B. im Sirivithale, am Fuss des Piseu Lauts. ‚6000‘. Elevat. Substr.: Kalk. Mitte August.
Var. violacea, spieulis violaceo-tinctis.
Auf dem Butsets im Jalomitzthale beim Kloster Skitt (einzeln). Mitte Aug. Kalk. Elevat. 6000‘.
Diese Pflanze wird von Grisebach für Avena carpatica Host gehalten (Wiegm. Arch. 1852. in iter hung. p. 361.), welcher Ansicht ich nicht unbedingt beistimmen kann, obwohl nicht zu läugnen ist, dass
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nach den mir zu Gebote stehenden literarischen Hilfsmitteln meine Avena varia mit der Host’schen Pflanze in nahen Beziehungen stehen dürfte. Ich kenne zwar die von Mauksch in den Tatra-Karpaten ge- sammelte Pflanze, welche Herr Dr. Griseb. eitirt, nicht, und kann daher die Meinung dieses würdigen Botanikers nicht gründlich wider- legen; wenn aber, wie schon oben erwähnt wurde, Avena carpatica Host keine problematische Pflanze ist, so muss eine andere als meine A. varia dafür nachzuweisen sein. —
Zur besseren Beurtheilung lasse ich hier die Diagnose meiner. Pflanze folgen. |
Rhizomate fibroso vel breviter repente. — Culmo basi curvato I!aA—2 ped., plerumgue ad apicem foliato, glabro, striato. — Folis mollibus, planis, longis, superioribus latioribus, infimis 1 lin. latis, supremis 2 lın. latis, 6— 9 poll. longis, pilosis, margine serralis ci- liatisque. — Ligula protensa eiliata, I lin. longa, rotundata. — Va- ginis teretibus striatis, pilosis, pilis reveris. — Panicula flaceida, apice nutante, interdum folio supremo basi involuta, 4-- 6 poll. longa, 1/2 —2 poll. lata, ramis 2—3 semiverticillatis, busi nudis setuloso- scabris, ramulis unispiculigeris. — Spieulis oblongis, 3—4 floris pallide vel obscure violaceo tinctis variegatisve 3 lin. longis. — Valwis inaequalibus acutis, apice pilosis, valva superiori subito acuminata inferiorique carina scabra. — Axe longe pilosa, pilis flosculi dimi- dium subaequante. Callo subglabro; flosculis dorsi basi fasciculo pilorum brevissimo instructis. Palea inferiori carina ciliata, supra medium aristata. — Arista valida ciliata oblique patente vel angulo recto recurvata. — Ovario glaberrimo, turbinato Coryopside pallide flavea, ovato-oblongo. —
Von Trisetum carpaticum ist diese Pflanze verschieden: a. durch das weniger kriechende Rhizom; b. durch die weicheren, schärfer gesägten haarigen Blätter; c. durch die längeren Ligulis ; d. durch den nackten Gallus und die Büschelhaare an der Basis am Rücken des Blümchens; e. durch die laxere Inflorescenz; f. durch die doppelt so grossen meist 4blüthigen Aerchen; g. durch die längeren Haare der Axe; h. durch die grössere Aehnlichkeit mit Trisetum alpestre transsilvanicum, während Avena earpatica der Autoren mehr einem Trisetum flavescens im Habitus und in der Grösse der Aehrchen sich nähert.
4. Trisetum flavescens P.B. agr. 88. — Syn. Avena fla- vescens L. sp. 118. Trisetum pratense Pers. syn. 1.97. T. sptendens Presl. Avena splendens Guss. prodr. Avena flavescens Host. gr. t. 38. Koch syn. ed. 2, p: 921. Rehb. fl. exe. p. 51. — leon. f. 1694 bis 1696. Trisetaria flavescens Bmg. en. III. 2086.
Var.a. subtriflorumtranssilvanicum.— Caespitosum. Culmo 12—24 poll. alto; erecto plerumque ad paniculam foliato. — Panicula explicata multiflora, Spiculis subtrifloris, floseulo tertio tubescente (spiculis sesquitertis). — Palea exteriori medio dorsö arısta suberecla vel subrecurvato tenue scabraque notata. Callo ptloso, pilis cum vix superantibus. Pedicellus quarto floris lloro su-
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premo dimidio breviore. Spieulis flavidis magis minusve purpureo variegatis. — Syn. Trisetum transsilvanicum Schur. Avena flavescens ß. carpatica Schur olim.
Auf grasigen Abhängen der Kalkgebirge, z. B. auf dem Kapellen- berg und Schuler bei Kronstadt, auf der Piatra marie, Königstein, u.s. w. Juni August. Elevat.: 2000°—5000'.
Var. b. latifolium mojus — Panicula amplissima 6—8 poll. longe. Spieulis elongatis 3—4 floris, viridibus, demum flaves- centibus. Folüs latis, 3, £ lin. latıs, 6 lin. longis, supra pilosis. — Liyula abbreviata truncata, ciliata. — Culmo basi curvato, 11a —2 ped. ad paniculam foliato, (an Avena flavescens ß. major Schrad. ap. Koch).
Auf grasigen Höhen zwischen Gebüsch, auf dem Schlossberge bei Kronstadt. Kalk. Conglomerät. Juli. —
Manche Autoren halten Avena flavescens und carpatica für identisch, oder letztere für eine Form der erstern, und nach meinen diessfälligen Erfahrungen muss ich dieser Ansicht mich anschliessen, wenigstens in soweit, dass die mehr purpurroth gefärbten Formen welche auf den ungarischen Karpaten auf schneeigen Höhen vorkommen die Avena carpatica vieler Autoren repräsentiren dürften Auch ein mir vorliegendes Exemplar von Avena carpatica , welches von Herrn Hazslinzky herstammt, und das ich der Güte des Herrn Dr. Stur verdanke, bestätigt meine hier ausgesprochene Ansicht. Ebenso ge- langte ich zu der Uebereinstimmung mit Koch und anderen Floristen, dass Avena flavescens y. variegata Gaud. hlv. 1. 337 zu dieser letz- teren Form gehört, und dass das Synonym des Herrn Grisgbach, iter hung. p. 361, sich auf diese Pflanze, nicht aber auf Trisetum varium Schur beziehen lässt.
5. Trisetum distichophyllum P.B. agr. 88. — Syn. Avena distichophylia Vill. Delph. 2, 144. A. brevifolia Host. gram. t. 40. .
Auf Hochalpentriften im feuchten Gerölle, in den Fogaraser Alpen, z. B. in Sirnathale (eigentlich schon auf wallachischem Gebiete). Mitte August. Elevat.: 6500‘. Substr.: Glimmerschiefer.
6. Trisetum argenteum Schur. Avena argentea W illd.en. p-. 125. Rchb. fl. exc. p. 51. Icon. A. distichophylia Host. gram. t. 55. A. distichophylla ß. Bluff. et Fingerh. A. disticha Lam. M.K. 1. p- 365. A. sesquitertia W. en. et Schrad. an Trisetaria sesquitertia Bmg. En. Transs. II. p. 262, No. 2084?) Nach Diagnose und Standort.
Auf den Kalkgebirgen bei Kronstadt, ‚am Schuler bei Kronstadt. Juli. Elevat.: 5000'. —
Wien, im Mai 1859.
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Botanische Notizen aus Griechenland. Von Dr. X. Landerer.
— Auf den Bergen von Arkadien findet sich eine Abies-Art, die die ungewöhnliche Eigenschaft hat, aus der Wurzel, dem Stamme und den Aesten Zweige zu treiben, so dass aus einer Wurzel von der der Stamm, oder auch aus dem Stamme, von dem die Aeste abgehauen wurden, neue Sprossen treiben. Diese ungewöhnliche Eigenschaft soll nur eine Pinus-Species haben, die sich in Amerika findet, die Abies rigida. Dieser seltenen Eigenschaft, so wie des Nutzens für die Forst- wirthschaft wegen, sandte die ausgezeichnete Königin, die alles Nütz- liche für Griechenland mit rastloser Thätigkeit aulgreift, eigends einen ihrer Hofgärtner nach Arkadien, wo sich ausgedehnte Waldungen dieser Abies-Species finden, um davon Samen zu holen, und diesen Baum theils in Griechenland mittelst Saat zu vervielfältigen, theils aber um auch Samen nach Deutschland für die Forstkultur senden zu. können. Die Erfahrung wird es lehren, welchen Vortheil diese neue Abies bringen wird, und ob alle diese ungewöhnlichen Eigenschaften eines Nadel- holzes sich auch bewähren. *)
.— Die Benennung Hermodactylus ist griechischen Ursprungs, und hat seine Ethymologie von ’Egwvs Merkur und danj&vAos Finger in Bezug auf die fingerähnliche Stellung der Wurzelknollen. In Betreff der Abstammung dieser Wurzelknölchen ist aus den botanischen und pharmakologischen Werken zu ersehen, dass man diese Knollen theils von Iris tuberosa und mit mehr Gewissheit von Colchicum autumnale, C. Illyricum ableitete, was gewiss das richtigere ist, denn die Hermo- dactylus, die die Araber Chamech nennen, und die sich auf den Bazaren von Alexandrien und Konstantinopel häufig finden, sehen den kleinen Knollen von Colchicum sehr ähnlich, so dass ich selbe als einer Col- chicumspecies angehörend glauben möchte. Sie bleiben ungeschält und haben aus diesem Grunde ein rothbraunes Ansehen. Diese Wurzeln finden sich auf den Bazars von Kleinasien an Fäden angereiht und
*) Die Triester Zeitung bringt über diesen Baum nachfolgende Notiz : „In Grie- chenland haben die Forstinspektoren in der Provinz Arkadien in der Mitte des Peloponeses, einen Tannenwald entdeckt von bedeutender Ausdehnung, 5 Stunden im Durchmesser. Dieser Wald liegt in der Eparchie Gortys und ist in früherer Zeit, mit Ausnahme von Kohlenbrennern und Räubern, nicht betreten worden. ‘Die Tanne, welche diesen Wald bildet, bietet Eigen- thümlichkeiten dar, die leicht die Grundlage abgeben können zur Aufstellung einer neuen Art Pinus. Abgehauene Stämme, 4—2 Meter hoch über der Erde, treiben nicht aus der Wurzel, sondern aus dem Stamme drei bis vier vertikale Stämme, die dem Hauptstamme analog in die Höhe streben. Aus den untersten Aesten, den ältesten, treibt die Tanne ebenfalls — nicht Zweige, die links und rechts horizontal ausgehen, sondern Stämme, welche parallel mit dem Hauptstamme in schönster Form in die Höhe wachsen. Man hat auch in Kenouria, auf der Ostküste des Peleponeses, die gleichen Tannen entdeckt. In forstwirthschaftlicher Beziehung ist die Sache vom höclısten Interesse. Die bis jetzt aufgefundenen Bestände sind 2500—3000 Fuss über dem Meere,
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gleichen in Grösse und Form den grossen Knollen der Salep-Wurzeln mit dem Unterschiede, dass sie nicht die den Orchis-Knollen eigen- thümliche hornarlige, sondern mehr eine mehlige, den Knollen von Cyelamen ähnliche Beschaffenheit zeigen. Die sich mit dem Verkaufe beschäftigenden Bazyrgians geben an, dass man dieselbe noch vor den Gebrauche rösten oder in Asche braten müsse, um keinen Schaden zu verursachen, was gewiss darin seinen Grund hat, dass die frische Wurzel voll scharfen Stoffes ist, der durch das Rösten eine Zersetzung erleidet. Diese gerösteten Hermodaetylus werden zum feinsten Pulver gestossen, mit Scherbets und Melhems vermischt, in welcher Form sich die Damen in den Serails derselben bedienen sollen, um sich fett und kräftig zu machen.
— Rubia tinetorum,’Eovdeod«vve nannten die Alten diese Pflanze, die heutigen Griechen nennen sie Rizan oder auch Alizan. Vorzüglich wird diese Pflanze auf der Insel Euböa gebaut, und Tausende von Zent- nern dieser in der Färberei so nützlichen Wurzel werden jährlich ausgeführt. Ebenso sind auch die Samen dieser Pflanze ein Handels- Artikel, indem sie aus Samen gezogen wird. Die Okka wird mit 2—3 Drachmen bezahlt. Das Kraut dient als Viehfutter; der Saft der frischen Wurzel ist tiefgelbroth, und selben wenden die Leute auf der Insel Euböa gegen scrophulöse Leiden mit dem grössten Erfolge an. Mit diesem Safte bestreichen die Leute auch die so gefürchteten Ge- schwülste Cheloma genannt, und man gibt an, dass er eine ausser- ordentliche zertheilende Wirkung besitze, und kleine Halsgeschwülste oft in kürzester Zeit zertheilen soll.
—- Pıstacia Terebinthus. Dieser schöne Strauch findet sich in ganz Griechenland, man nennt denselben Schinus, und nichts wird von demselben gebraucht, obwohl vor Allen zu berücksichtigen sein dürfte, dass die Blätter sehr gerbestoffhaltig sind, und sie in der Gerberei gleich des Sumachs zu verwenden wären. In Griechenland hält man den Absud dieser Blätter für eines des Hauptmittel, das Ausfallen der Haare zu hindern, und in der That überzeugte ich mich von der guten Wirkung dieses Mittels, in einem Falle, wo eine junge Dame die Gefahr lief, alle Haare zu verlieren und keines der anderen Mittel Nutzen schaffte, ihrem Ausgehen der Haare durch das Waschen mit einem ge- sättigten Absude solcher Blätter Einhalt gethan hat. Da dieses Mittel sehr gerbestoffhaltig ist, so dürfte die Wirkung gewiss auch dem Tanin- Gehalte zuzuschreiben sein.
— Herniaria erhielt ihren Namen von Hernia, Bruch, indem man die Pflanze zur Heilung der Brüche anwendete. Sonderbar ist es, dass auch in Griechenland und noch mehr in Epyrus die sogenannten Bruch- schneider, nämlich empyrische Aerzte, die sich mit dem Einrichten und auch der Operation des Bruches ausschliesslich abgeben, die Pllanzen, die sie zur Heilung anwenden, Eo«s:u6yoe&ov nämlich Ew«xsıuov Bruch — Bruchkräuter nennen, auch diese Pllanze sammeln, um selbe theils zu Cataplasmen, theils zu Getränken zur Heilung der Brüche an- wenden. Aus den pharmacologischen Werken erhellt, dass diese Pflanze in früheren Zeiten gegen Krankheiten der Harnblase so wie auch gegen
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Blasensteine innerlich gegeben wurden. In Griechenland wendet das Volk dieselbe gegen Wassersucht an, und zwar in sehr stark gesäl- tigtem Absude. |
— Von Pistacia vera erhalten wir dessen Früchte unter dem Namen Fructus Pistaciae — Ilıseygıe von den Griechen genannt. Sie werden wie bekannt, in allen Theilen Europa’s zu den verschiedensten Confituren verwendet. Ein höchst seltenes Product ist das aus diesen theuren Früchten gepresste fette Oel, das im Falle selbes aus frischen Früchten gepresst wurde, eine grüne Farbe besitzt, die jedoch an der Sonne schnell verbleicht. Dieses Oel ist sehr milde, und gilt als ein Heil- mittel gegen die verschiedenenLeiden des uroporthischen Systems, eben so sollen sich die an chronischer Heiserkeit Leidenden in Egypten ein Mantsun-Electuarum aus den gestossenen Pistacien bereiten, angebend, dass dies ein vorzügliches Heilmittel sei, diese Ranudo in Schnelle zu heilen. |
— Die Griechen sind Freunde der Vegetabilien und besonders der sogenannten Sommerfrüchte. Tausende von Menschen, besonders das Landvolk, leben grösstentheils von Pflanzen, theils weil man kein Fleisch auf den kleinen Dörfern findet, grösstentheils jedoch aus Oeko- nomie. Desswegen dringt sich ihnen auch die Nothwendigkeit auf, für die Conservation der Früchte während der Wintermonate zu sorgen. Die bei den Orientalen zu conservirenden Vegetabilien sind die Oliven, die Kappern, die Paradiesäpfel, ihre beliebten Domaten , die Mpamies, Früchte von Hibiscus esculentus, die Meltsanars, — unter den Sommer- früchten die Weintrauben , die Quitten, die Granatäpfel und andere gewöhnliche Früchte Zedern, Aepfel, Nüsse und auch die Mispeln, Mu- sula genannt. Was nun die Conservation der Oliven und Kappern an- langt, so werden dieselben theils mittelst Oel, Salzwasser oder auch mittelst Essig conservirt; — die Kappern werden oft auch nur ge- trocknet, und in diesem Zustande lassen sie sich Monate lang aufbe- wahren. Sehr schwer ist es die fleischigen Früchte von Solanum Lycopersicum für den Winter zu bewahren. Diess wird jedoch von einigen Leuten auf dem Lande auf folgende Weise erzielt. Die frischen Domaten, vom Safte strotzend, werden in der Mitte durchschnitten und mit Salz bestreut und so an die Sonne gelegt bis sie zusammen- schrumpfen ; dabei wird das Bestreuen derselben mit Salz wiederholt bis sie ganz trocken geworden sind. Die so getrockneten Früchte werden sodann an Schnüre gereiht und an luftigen Plätzen aufbewahrt. Auf diese Weise getrocknete Domaten sind allenZwecken entsprechend, indem sie weder ihre Farbe, noch ihren eigenthümlichen feinen Ge- schmack einbüssen.
— Der Mpamiars , Schotten von Hibiscus esculentus und die Früchte von Solanum Melongena werden ebenfalls in der Mitte zer- spalten, mit Salz bestreut, an der Sonne fest ausgetrocknet, dann an Schnüre gereiht und an luftigen Orten aufbewahrt. Das Trocknungs- System mittelst der Sonne wird im Grossen auch bei den Staphiden und bei den Weintrauben angewendet, eben so auch bei den Feigen. Die Trocknung mittelst Feuer in Oefen wird nur im Kleinen auf den
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Inseln zur Trocknung der Feigen angewendet. Zu diesem Zwecke werden die Feigen in 4 Theile gespalten, auf einander gelegt, mit etwas Satureia capitata bestreut, zuerst an der Sonne und zuletzt im Back- Ofen ganz ausgelrocknet. Diese Austrocknungsweise könnte auch auf die anderen Früchte, auf Aepfel, Birnen, Aprikosen und Pfirsiche, die sich in Menge finden, ausgedehnt w erden, —_ jedoch es ist keine Sorge dafür, und desw egen "werden alle diese ausgezeichneten Früchte nolens volens i im frischen Zustande verzehrt. Quitten und Granatäpfel sind die Winter-Früchte, und selbe lassen sich auch 3—4 Monate im frischen Zustande aufbewahren, wenn sie nicht überreif geworden. Die Auf- bewahrung der Weintrauben für mehrere Monate wird im Oriente theils in der Umgegend von Smyrna, theils auch auf einigen türkischen Inseln betrieben. Melonen lassen sich nur für kurze Zeit aufbewahren, besser jedoch geht es mit den Wasser-Melonen Cueumis Citrullus. Diese Früchte lassen sich für 2 Monate bis zum November aufbewahren, und vorzüglich sind es die Fruchtschaalen derselben, die zur Bereilung einer sehr wohlschmeckenden Confiture mittelst Belmese, d.i. den zur Syrupdicke eingekochten Weinmost verwendet w erden. Cucumis sativus, die sogenannten Kokoyvvöı« der Griechen können 2 — 3 —4 Monate aufbewahrt werden, und aus dem fleischigen Theile werden sodann die verschiedenarligsten Gerichte bereitet. Zum Conserviren dieser Früchte bedient man sich des Zuckers, des Honigs, des Wein- mostes, und um selben noch conservirende Eigenschaften zu geben wird oftmals dem letzteren auch noch Senfsamen beigegeben.
Athen, im Jänner 1860.
Correspondenz.
Hamburg, den 23. Jänner 1860. Von der Flora capensis wird zu Ostern der erste Band erscheinen, das Material ist so gross, dass die Leguminosen ausgeschlossen werden
müssen. Sie erscheint in englischer Sprache, ebenso wie Grise- bach’s Flora von Westindien, und so wie von allen englischen ausser- europäischen Besitzungen Floren ausgearbeitet w erden sollen. Wenn ich mich manchmal in Cappflanzen müde gearbeitet habe, dann suche ich meine schönen deutschen Pflanzen hervor, das ist mir dann ein wahrer Genuss. — Herrn Bayer übersende ich einige Rubus-Arten, um ihm meine Freude erkennen zu geben, dass er es übernommen , in Oesterreich die Botaniker auf diese so interessante aber sehr vernach- lässigte Gattung hinzuführen. Aus dessen Publication in Ihrer Zeitschrift glaube ich zu ersehen, dass Bayer wahrscheinlich in dem von Ar- rhenius und andern, auch von mir in der Flora Hamburg. geäusserten Sinne die Rubus-Arten von Oesterreich behandeln , das heisst nicht alle auf 3 bis 4 Arten zurückführen , aber auch nicht auf 200 Arten
ausdehnen werde. W. Sonder.
Innsbruck, den 26. Jänner 31860.
Als interessante Erscheinung für unsere klimatischen Verhältnisse will ich erwähnen, dass ich am 23. d. M. auf Anhöhen bei Mühlau
Oesterr. Botan. Zeitschrift 3. Heft. 1560. 6
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(1800 —2000 Fuss Meereshöhe) nachfolgende Pflanzen zahlreich in vollkommen entwickeltem Blüthenzustande traf, nämlich : Viola tri- color ß. arvensis, Stellaria media, Tussilago Farfara, Bellis perennis , Veronica agrestis und Lamium purpureum. A. Val de Lievre. Graz, den 4. Februar 1860.
In. den zweilletzten Jahren habe ich die in der zweiten Auflage meiner „Anleitung zum Bestimmen der Galtungen* versprochene „Anleitung zum Bestimmen der Arten“ ausgearbeitet. Den Verlag dieser Arbeit hat die Buchhandlung von Braumüller in Wien über- nommen und dieselbe wird auch bereits gedruckt. Schon habe ich die ersten 10 Bogen corrigirt, weitere 30 Bogen sind noch zu setzen. Da das Werk, dem ich jelzt meine ganze Zeit widme, im Drucke ziemlich rasch vorwärts geht, so dürfte es mil Anfang Mai im Buchhandel er- scheinen. Dr. Maly.
Graz, den 46. Februar 1860.
Dr. R. C. Alexander Prior schreibt mir aus London, dass Matteo Botteri, dieser einst so eifrige Sammler und Naturforscher auf der Insel Lesina in Dalmatien, europamüde sich zu Orizaba in Mexico häuslich niedergelassen, und dort Unterricht in den Naturwissen- schaften ertheile. Von Dr. Welwitsch seien seit anderthalb Jahren keine Nachrichten nach London gekommen, sein letztes Schreiben von S. Paolo de Loonda war in sehr trüber Stimmung geschrieben, seine Füsse waren mit Geschwüren bedeckt, man mulhmasst, er sei ge- storben. — Seine Reise in das Hochgebirge der portugisischen Provinz Angola in Afrika war mit so grossen Mühseligkeiten und Entbehrungen verbunden, dass er ganz erschöpft in S. Paolo ankam.
J. C.R, v. Pittoni.
Personalnotizen.
— Von dem verstorbenen Dr Patrick Neill war ein Preis und eine Medaille zur Anregung naturhistorischer Studien ausgeselzt und der königl. Socielät zu Edinburgh die Verleihung derselben übertragen worden. Es sollte nach der Stiftung der Preis einer Abhandlung ertheilt werden, welche einen naturhistorischen Gegenstand mit ausgezeich- netem Verdienste behandelte, und von einem Schotten geschrieben, der Societät während der 3 dem 1. Februar 1859 vorhergehenden Jahre übergeben würde ; falls eine solche nicht da sei, einer von einem aus- gezeichneten schottischen Naturforscher in den dem Entscheidungs- Termin vorhergehenden 5 Jahren verfassten Arbeit zuerkannt werden. Es fehlte nicht an Bewerbern, aber die Societät hielt es für angemessen, ihr Urtheil mit Beihilfe vorzüglicher naturhistorischer Autoritäten inner- halb und ausserhalb ihres Kreises zu begründen. Hiernach beschloss die Gesellschaft durch den Professor Balfour die Neill-Medaille dem Dr. W. Lauder Lindsay für seine vortreffliche Arbeit „über die Sperimogonien und Pyeniden der fadigen, strauchigen und laubartigen
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Flechten“ zu übergeben. Diese Medaille zeigt auf der einen Seite das Profil des Stifters und auf der anderen die Worte: „Adjudged for eminence in Natural Hystory to Wm. Lauder Lindsay, M. D. by the Royal Society of Edinburgh“. Die Gesellschaft beschloss aber auch noch ausserdem, dass diese w 'erthvolle Abhandlung vollständig und mit den vom Verfasser gezeichneten 12 Tafeln mit "ungefähr 4 4—500 Abbil- dungen in dem 22. Bande ihrer Transactions aufgenommen werden sollte, was einen Aufwand erforderte, welcher sechs bis achtmal so gross war, als der Neill’sche Preis. (Botan. Zte.)
— Georg Eiles, bisher Superintendent im Garten des Kristall- Palastes, ist zum ersten Vorsteher des Gartens der Gartenbaugesell- schaft zu London ernannt worden
— Peter Wallace, Gouvernements-Gärtner auf Ascension, übernimmt die Stelle eines Directors der Gärten des Vicekönigs von Aegypten zu Kairo.
— Hugo von Mohl, Professor der Botanik in Tübingen, wurde von der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien zum Ehren- Mitgliede gewählt.
— Dr. Berthold Seemann hat von der englischen Regierung den Antrag erhalten und angenommen, eine Expedition nach den Inseln des Stillen Meeres als Naturforscher zu begleiten.
— J. J. von Tsehudi, der vor kaum Jahresfrist von seiner Be- reisung des südamerikanischen Continents wieder nach Oesterreich zurückgekehrt ist, wo er auf seinem Gute unweit Wr. Neustadt mit der Ausarbeitung seiner wissenschaftlichen Reise-Resultate beschäftigt war, wird in kurzem abermals, und zwar als ausserordentlicher Ge- sandter der Schweiz, in specieller Mission nach Brasilien abreisen.
— Die kaiserl. Akademie der Naturforscher hat als neue Mit- glieder aufgenommen: Dr. Justus v. Liebig, Professor der Chemie in München, mit dem Beinamen „Gay-Lussac*; Dr. Wilhelm Friedr. Ben. Hofmeister in Leipzig, mit dem Beinamen „Gaertner*; Dr. Johannes Müller in Genf, mit dem Beinamen „A. de Haller“; Dr. Karl Heinr. Wil. Reclam, Redakteur der Zeitschrift Kosmos in Leipzig, mit dem Beinamen „Aldrovandus“.
— Professor Heer in Zürich erhielt von Freunden der Naltur- wissenschaft in Lausanne einen silbernen und vergoldeten Pokal, der mit eingegrabenen Abbildungen solcher fossiler Pflanzen verziert ist, welche Heer beschrieben hat.
— Anton Jelinek wurde von $r.k. k. Apost. Majestät in An- erkennung seiner verdienstvollen Thätigkeit in Sammlung botanischer Schätze bei der Weltumseglungs-Expedition der Fregaltte „Novara“ durch Verleihung des goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone aus- gezeichnet.
— Schottmüller begleitet als Gärtner die preussische Expe- dition nach China und Japan.
— Die schwedische Regierung hat verschiedenen Botanikern Geldmittel zur Verfügung gestellt, und zwar: dem Dr; Chr. Sten- hammar 2400 fr., um die Herausgabe der „Lichenes Sueciae exsiecali*
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fortzusetzen, J. Agardt 3000 fr. zur theilweisen Deckung der Kosten der Herausgabe seines Werkes „Theoria systematis naluralis*, J. L. Zetterstedt erhielt ein Reisestipendium zum Studium der Moosflora Norwegens, und J.L. Areschong, der zum Professor an der Aka- demie zu Upsala ernannt wurde, 4800 fr. zu einer Reise nach Frank- reich, um die Algen der Küsten zu studiren.
— Steven befindet sich zu Sudak in der Krimm seit mehreren Monaien so leidend, dass an seiner endlichen Genesung gezweifelt wird.
Vereine, Gesellschaften, Anstalten.
— In der Sitzung der k. k. zool.-botanischen Gesell- schaft am 1. Februar unter dem Vorsitze des Oberlandesgerichtsrathes A. Neilreich, hielt der Sekretär, G. Frauenfeld einen Vortrag über seinen Aufenthalt am Cap der guten Hoffnung im November 1857 , zu einer Zeit, in welcher sich die Flora und Fauna daselbst in der schönsten Entwicklung befindet. Die Verhältnisse in ersterer Beziehung werden von ihm in folgender Weise geschildert: Kaum dürfte es einen grösseren landschaftlichen Contrast geben, als wenn man, wie es auf unserer Fahrt der Fall war, Rio Janeiro und das Cap der guten Hoffnung un- mittelbar nacheinander betritt. Es war nicht der Gegensatz der Ueppig- keit zur Unfruchtbarkeit, sondern der zweier reich geschmückten Landschaften von grösster Verschiedenheit. Ist auch der Anblick des Cap’s aus der Ferne nicht vielversprechend, ja mag es auch mit vollem Rechte zur Zeit der Dürre, wenn die glühende Sonne alles verbrannt hat, traurig und öde genannt werden, wir trafen die Gegend im schön- sten Frühlings-Schmucke, wo die mit dichtem Pflanzenwuchse be- deckten Stellen wahren Blumenbeeten glichen. — In Rio ist es die wilde ungezügelte Natur, die den Wanderer, aufgewachsen zum dichtgeschlossenen Urwald, erdrückend umschlingt, im wuchernden Gedrange über und über mit Schmarotzern bedeckt und noch über die stolzen Wipfel seiner Waldesriesen, seiner Palmen die rankenden Lianen hoch empor züngelt. Dort blickt der Naturforscher sehnsüchlig hinauf in die Kronen, wo die feenhaften Blüthen der Orchideen und Tillandsien gleich launigen Elfen in den Lüften gaukeln, und muss das Fernglas gebrauchen, sie zu besehen. Hier am Cap liegt die ganze Prachteinerreizend geschmückten Flur ihm unmittelbar in weiter offener Fernschau vor den Augen, zu den Füssen. Die ganze Blumenwelt um- gibt ihn so nahe, dass er nur die Hand auszustrecken braucht, um sie zu pflücken, ihrer Anmuth sich zu erfreuen. Und gleichsam, als sollte dieser Gegensatz sich noch klarer aussprechen, reicht er selbst bis in die Thierwelt. Während es in Brasiliens Wäldern selten gelingt, die in der Gluth der herrlichsten Edelsteine funkelnden, in blitzschnellem un- stätem Fluge rasch und ungestüm umherschwirrenden Kolibris zu schauen, silzen die stellvertretenden honigsaugenden Cymniris des Caps ganz zutraulich auf den Blüthenkolben der Froteen, und bieten dem Beobachter Gelegenheit, gemächlich auf wenige Schritte Entfer-
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nung nur, ihr mit reichem Metallschimmer geschmücktes Federkleid zu bewundern. — Wölben sich Rio’s Wälder zu einem Dome. der kaum einem Sonnenstrahle durchzudringen gestattet, dessen geheim- nissvolles Halbdunkel den Wanderer so magisch umfängt, dass die schauerliche Wildniss, die in ihrer eigenen Ueppigkeit sich erwürgt, wenn auch an wenig Orten mehr der unhörbare Tritt des Mokassen ihn gelahrdrohend umschleicht, doch das bange Gefühl der Ohnmacht und Verlassenheit in ihm weckt, so findet man am Cap vorherrschend nur niedere Büsche, und die wenigen Leucadendron-Wälder, die einzigen ursprünglichen hohen Bäume sind so zierlich, so licht mit ihren weissen Blättern und der weissen Rinde so hell, dass von Schatten oder Dunkel keine Rede sein kann; ja auch die Diosmeen und Eriken, so wie mehr derlei Sträucher sind selbst da, wo sie höher wachsen und dichler stehen, nicht im Stande, das Licht vom Boden abzuhalten, da ihre Blätter nur zarte feine Nadeln bilden. Und diese üppig blühenden Büsche der mannigfaltigen Proteaceen dicht und undurchdringlich, die Eriken- sträuche, Pelargonien, die hohen stattlichen Gramineen und Cyperaceen mit Schlingpflanzen zur verworrenen aber reizendblühenden Wildniss verflochten, wenngleich sie selten anderthalb Klafter hoch, gewöhnlich kaum Menschenhöhe erreichen, nöthigen doch eben so mühsam, mit dem Waldmesser sich den Weg zu bahnen, wie Rio’s Wälder. — Zwischen diesen Dickichten so wie an freieren Stellen erheben die dem Cap ange- hörigen Zwiebelgewächse, alle jene mannigfaltigen Irideen, Liliaceen,
Oxalideen ihre in ı bunter Farbengluth prang enden Blumenköpfe mannig- fach abwechselnd mit mehreren der schönsten Erdorchideen- und den
gleichfalls daselbst eigenthümlichen und reich vertretenen Polygaleen.
Buschlose Stellen, so wie sandige Flecken überziehi gleich kurzge- schornenRasen das als Hottentoltenfeige bekannte gelbblühende . Mesem- brianthemum, und mit ihr zusammengesellt noch andere zarlere in ver- schiedenarligem Roth erglühende Arten derselben Pflanzengattung. Einen besondern weithin sichtbaren Schmuck bilden, namentlich an höher gelegenen Theilen des Vorgebirges, die verschiedenen stattlichen roth und weiss blühenden Strohblumen, Phaenocoma Helipterum (hier sever years flowers genannt). die in den tiefern Geländen von eben so blendenden, doch weit vergänglicheren Compositen , den herrlichsten Garterien vertreten werden. — Einen tiefen Eindruck machte auf mich die auf nassen Stellen der Bergplateaus zahlreich wachsende capische Drosera, da sie vollkommen dem rundblättrigen Sonnenthau unserer Torfgegenden gleicht, und mir bei meinem ersten Ausfluge auf die Höhe ober Simonstown mit ihrem im Sonnenlichte blitzenden ge- stielten Blattdrüsen ganz unerwarlel jene Freude zurückrief, die ich empfand, als ich dieses wunderschöne Pflänzchen zum erstenmale am Hechlensee bei Mariazell erblickte. Ihre weit ansehnlichere Schwe- ster, die blauroth blühende Drosera eistiflora findet sich